Fords-Gaudi: Holman Moody Ford Fairlane 500

Historisches US-Car Rennauto geht an den Start

Fords-Gaudi: Holman Moody Ford Fairlane 500: Historisches US-Car Rennauto geht an den Start
Erstellt am 29. Juli 2011

Es brabbelt und blubbert vernehmlich in der Boxengasse am Nürburgring. Mit böllerndem Geräusch springt ein V8-Motor an, verbaut in einem zweitürigen „Holman Moody“ Ford Fairlane 500 Sports-Coupé, hübsch unauffällig in einem dezenten mausgrau lackiert. Es ist nicht irgendein Achtzylinder, der da geräuschvoll seine Tätigkeit aufnimmt. Es ist ein 427er Motor mit sieben Liter Hubraum und rund 500 Pferchen unter der Haube.

Das Antriebsaggregat, der "Side Oiler" 427er V8-Motor mit anerkannter Erfolgsgeschichte, steckt im Motorraum des Wagens, der im Jahr 2010 auf dem Nürburgring den Sieg beim Historischen Marathon über dreieinhalb Stunden (bzw. rund 500 Kilometer) beim Oldtimer Grand-Prix des AvD einfuhr. Dieser Sieg ist umso bemerkenswerter, als der Ford mit einem Startgewicht von rund 1,7 Tonnen ins Rennen geht. Und damit erheblich gewichtiger daher kommt als Wettbewerber etwa vom Schlage eines Jaguar E-Types. Das sorgt nicht nur für einen erhöhten Verschleiß bei den Reifen, sondern auch für einen ganz ordentlichen Kraftstoffverbrauch. Und, logisch, auch dafür, dass sich der Ford in den Kurven ein wenig schwerfälliger bewegen lässt als seine Konkurrenz-Fahrzeuge. Da braucht man starke Unterarme. Dennoch schaffte der Ford dem Sieg auch die Pole Position und sogar die schnellste Rennrunde.

„Auf den Geraden fahren wir mit dem Auto, in den Kurven fährt er gerne mit uns"

Die Vorjahressieger, ein unter den Namen "Fred" und "Barney" (angelehnt an die Figuren aus der Zeichentrick-Serie "Die Feuersteins") antretendes Brüderpaar aus dem hessischen Griesheim, lieferte sich im vergangenen Jahr ein packendes Duell mit Marcus Graf von Oeynhausen, dem AvD-Historic-Marathon-Sieger aus dem Jahre 2009, und dem Ex-DTM-Profi Frank Stippler in einem floridagrünen Jaguar E-Type. Das amerikanische Dickschiff mit dem cW-Wert einer Schrankwand schob seine Nase letztendlich eine Minute und 21 Sekunden früher als der Zweitplatzierte über die Ziellinie. Und das, obwohl sich der Rennbolide in manchen Situationen nur mit erheblichem Kraftaufwand steuern lässt: "Der Fairlane ist recht problemlos, allerdings weniger in den Kurven. Auf den Geraden fahren wir mit dem Auto, in den Kurven fährt er gerne mit uns“, lassen "Fred" und "Barney" wissen.

Ähnlichkeit mit dem Feuerstein-Auto?!

Ihr Fahrzeug, das in seiner Silhouette durchaus deutliche Anklänge an die Zeichentrick-Mobile der "Feuersteins" erkennen lässt, entspricht exakt dem Modell, das im Jahre 1964 beim amerikanischen Langstrecken-Klassiker, im FIA Daytona Continental Rennen, mit Fireball Roberts am Steuer im Gesamtklassement auf einen sensationellen zweiten Platz fuhr. Gegen potente und hochkarätige Gegner wie Porsche 904, AC Cobra oder Ferrari Prototypen setze sich das amerikanische Auto durch. Und machte damit die legendäre amerikanische Fahrzeugschmiede Holman Moody noch ein Stück bekannter, als sie es ohnehin schon war.

An Holman Moody kam keiner vorbei

Unter den Enthusiasten genoss der Name Holman Moody ohnehin schon einen guten Ruf. Die Speed-Freaks und Fuel-Heads, deren Welt großvolumige Motoren und der nicht enden wollende Geschwindigkeitsrausch waren, kamen an Holman Moody einfach nicht vorbei. Seinerzeit beschäftigte das Unternehmen, das als eine Art "Ford Motorsport" tätig war, rund 300 Mitarbeiter - und damit mehr als der noble italienische Sportwagen-Hersteller Ferrari.

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Ford Motorsport made by Holman Moody

Namensgeber der Firma waren die Gründer John Holman und Ralph Moody. Ersterer galt in den 1950er Jahren als brillanter Renn-Mechaniker, während Ralph Moody als Fahrer mehrere NASCAR-Rennen gewann. Unter dem Signet der Marke Ford fanden die beiden zusammen. Sie gründeten ihr eigenes Unternehmen und traten im Jahre 1957 in verschiedenen Rennserien an, mit beachtlichem Erfolg. In den 1960er Jahren entwickelte, fertigte und optimierte Holman Moody als eine Art „Ford Motorsport“ am laufenden Band Rennfahrzeuge für den Autohersteller mit der blauen Pflaume am Kühlergrill.

Am Steuer von Fahrzeugen, die unter der Flagge von Holman Moody rannten, saßen etliche große Namen. Jackie Stewart zum Beispiel, oder Mario Andretti, Jim Clark, A. J. Foyt oder Graham Hill, etliche aus dem "Who is Who" der Rennfahrerwelt saßen hinter dem Steuer eines Holman Moody. Die Fahrzeuge traten im Drag Racing, bei den Sports Cars, NASCAR, Indy und Offroad-Wettbewerben an.

Das erste US-Car Rennauto mit selbsttragenden Rahmen

In den 1960er Jahren ist der Ford Fairlane von Holman Moody, als alle anderen Rennwagen üblicherweise noch auf ein separates Chassis setzen, das erste Stock Car mit einer selbsttragenden Karosserie. Für mächtigen Vortrieb und ordentlich Dampf sorgt der legendäre 427er Motor mit acht Zylindern, angeordnet in V-Form und mit rund sieben Litern Hubraum. Um das Dickschiff renntauglich zu machen, optimiert man bei Holman Moody das Fahrwerk. Schließlich ist das Coupé eigentlich nicht für die Rennstrecke gedacht.

Das Rennfahrzeug von "Fred" und "Barny" wurde in den Jahren 2003 und 2004 von Holman Moody komplett neu aufgebaut. Der Renner gehört in die FIA Klasse GTP (also als Grand Tourisme Prototype), Periode F, also mit den Baujahren von 1962 bis 1965. Es handelt sich um einen so genannten „Grand Touring Prototype“ (laut FIA Historic Technical Passport). Einige Zeit und Geduld. so erinnern sich die Fahrer, brauchte es, um den Papierkram für diesen historischen Renner aus "goss down country" über die Bühne zu bringen.

Das "Dickschiff" in der Favoritenrolle

Auch in diesem Jahr gehen die Vorjahressieger "Fred" und "Barney" wieder mit ihrem Ford Fairlane in der "Grünen Hölle" an den Start. Sie sind Garanten für einen spannenden Rennverlauf. Knapp ein halbes Jahrhundert nach dem Rennen in Daytona tritt der bis zu 250 km/h schnelle Ford Fairlane auf dem Nürburgring beim AvD Historic-Marathon am 12. August 2011 um 14.40 Uhr gegen mehrere Jaguar E-Types, Porsche 911er und Alfas an, außerdem gegen Klassiker wie AC Cobra, Lotus Elan, Triumph TR 4, MG Midget und mehrere Mustangs und GT 40 aus der Ford-Familie.



Text: Gehard Prien

Fotos: AvD/Suer, KJ Tech Services GmbH, Gerhard Prien

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AmeriCar-Facts

1964 Ford Fairlane 500 Sports Coupé “Holman Moody”



Antrieb: Längs eingebauter, wassergekühlter Ford V8, 427 ci, 6996 ccm, rund 500 PS; Vier-Gang-Schaltung, Hinterradantrieb

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung, hinten Starrachse

Bremsen: belüftete Scheiben vorne, Trommeln hinten

Beschleunigung: ca. 5,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h

Höchstgeschwindigkeit: ca. 250 km/h

Länge: 5.050 mm

Radstand: 2.930 mm

Sonstiges: Karosserie: Stahlblech mit GfK-Anbauteilen, in den Jahren 2003 und 2004 restauriert, Startgewicht rennfertig: ca. 1.700 Kilogramm inklusive Fahrer und Kraftstoff

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