Dust(er) in the Wind

Ein Amerikanischer Traum-Kleinwagen: 1973 Plymouth Gold Duster

Dust(er) in the Wind: Ein Amerikanischer Traum-Kleinwagen: 1973 Plymouth Gold Duster
Erstellt am 6. Oktober 2009

Ende der Sechziger / Anfang der Siebziger Jahre herrschte nicht nur der oft zitierte „Muscle Car War“, den sich die amerikanischen Hersteller untereinander lieferten, die Big Three kämpften auch gegen die so genannten Imports, also Autohersteller aus dem Ausland, die mit ihren Kleinwagen auf den amerikanischen Markt kamen. GM‘s, Ford‘s und Chrysler‘s Antworten auf VW, Toyota und Co. waren die so genannten Compact Cars. Bei der Chrysler Corporation versuchte man schon früh mit dem Plymouth Valiant und dem Dodge Dart der Importflut Paroli zu bieten.

Doch mit einfachen, kleinen Limousinen konnte man den jungen Käufer nicht erreichen. Die Valiants und Darts waren nicht sportlich genug und so mussten die Chrysler Marketing Leute sich was einfallen lassen. Der auf dem damaligen Valiant basierende Barracuda sollte nämlich zusammen mit dem Dodge Challenger auf der neuen E-Body-Plattform entstehen und so fehlten den beiden Companys sportliche Kleinwagen. Die Lösung war für Plymouth das Fastback Coupe Plymouth Valiant Duster, das am 23. September 1969 vorgestellt wurde.

Duster war der passende Name für den kleinen Wirbelwind, weshalb eigentlich der Wagen wie der Plymouth Roadrunner eine Comicfigur als Paten haben sollte, doch Plymouth war nicht bereit, die zehn mal so hohe Summe wie für die Nutzung des Namens Roadrunner an Warner Bros.für die Verwendung des TAZ, dem tasmanischen Teufel, zu zahlen, weshalb man einen eigenen „Devil“-Wirbelwind designte.

So quirlig wie dieser Devil war der Duster aber keineswegs. Da das zweitürige Coupe in nur sechs Wochen entwickelt wurde, stammten viele Bauteile aus dem Valiant Regal. Optisch übernahm der Duster den Look des Valiants. Der Zweitürer war mit einfacher Vinylsitzbank erhältlich, die mit vier Optionen dem persönlichen Geschmack entsprechend modifiziert werden konnte. Das Armaturenbrett stammte ebenfalls vom Valiant und erhielt lediglich ein anderes Cockpit mit optionalem Drehzahlmesser.

Die Motorenauswahl beinhaltete zwei Versionen des erprobten “Slant Six”-Sechszylinders mit 198 ci (125 PS) und 225 ci (145 PS) Hubraum sowie den 230 PS starken 318 ci V8. Mit dem ebenfalls angebotenen 340 ci-Small Block wurde aus dem Duster 340 genannten Coupe ein echter Sleeper, denn vermutet schon einem Kleinwagen eine drehfreudige V8-Maschine mit Vierfachvergaser und 275 PS? „Car & Driver“ fuhr den Duster mit Automatik damals in 6,2 Sekunden auf 60 mph (100 km/h). Und wer sagt’s denn, der kleine Amerikaner wurde ein Riesenerfolg! Im ersten, 1970er Modelljahr verkaufte Plymouth sage und schreibe gleich 217.192 Duster. Kein Wunder, bot der kleine Wagen doch ein gutes Preis-Leistungsverhältnis im Vergleich zu seiner Konkurrenz wie z.B. dem Ford Maverick oder Chevrolet Nova.

Nachdem die ersten 100.000 Duster verkauft waren, feierte Plymouth bereits und kündigte die Gold Duster Option an. Diese Option beinhaltete die typischen 340er Seiten- und Heckstreifen in gold, silbernen Grill, den 225- oder 318-ci Motor, Weißwandreifen auf Stahlfelgen mit vom Satellite Modell übernommenen Radkappen.

War der Duster im ersten Jahr noch als Plymouth Valiant Duster geführt, so verzichtete Plymouth im 71er Modelljahr auf den Mittelnamen und änderte verständlicherweise nur wenig an dem Erfolgsmodell. Ein Emblem kam weg, dafür gab es neue Radkappen. Der 71er Plymouth Duster 340 wurde aber zu einem echten Hingucker und bekam an den kompletten Seiten entlang Zierstreifen, die mit einer 340 auf dem hinteren Kotflügel abschlossen. Wer wollte konnte ein so genannten Performance Hood Treatment bestellen, eine mattschwarze Lackierung von der Front bis zum Heck mit passender Kriegsbemalung sorgte für den nötigen Respekt an der Ampel.

Am Rande sei erwähnt, dass der Erfolg des Dusters nicht nur der Konkurrenz Kopfzerbrechen bereitete sondern auch die Schwesterfirma Dodge neidisch machte. Die Dodge Boys wollten auch ein solches Fastback und verpassten dem 71er Duster eine Dodge Dart Front, die zwar genauso wie der erste Name Dodge Duster nicht optimal passte, aber die Dodge Boys störte das nicht. Den Namen änderten sie schließlich in Demon (und später in Dart Sport).

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Im 71er Modelljahr offerierte Plymouth ein weiteres Paket, das Duster Twister Package, das sowohl bei Sechs- als auch Achtzylinder-Modellen angeboten wurde und mit dem unverkennbaren 340 Grill und schwarzem, seitlichen "Duster twirl” Zierstreifen und Twister Emblem kam. Die Haube war ebenfalls schwarz lackiert und konnte mit zwei falschen Lufteinlässen bestellt werden. Sportspiegel, spezieller Trimm innen und außen sowie ein Satz Rallye Road Räder mit Weißwandreifen komplettierten das Paket.

Der neue Plymouth Scamp, ein zweitüriges Hardtop Coupe bremste im 71er Modelljahr die Verkäufe des Dusters. Eigentlich sollten zum 72er Modelljahr die Compact Cars komplett neu designt werden, doch die Entwickler konzentrierten sich am Ende hauptsächlich auf das Heck. Die neuen Rückleuchten waren zwar immer noch horizontal geteilt, aber nun breiter ausgeführt. Unter der Haube tat sich auch etwas, der 340er Motor lieferte u.a. aufgrund geringerer Kompression nur noch 240 PS. Optional war für V8 Motoren eine kontaktlose Zündung erhältlich

Das Plymouth Duster Twister Package wurde weiterhin angeboten und der Gold Duster bekam ein schickes Vinyldach im "Canopy"-Style, das die vorderen Zweidrittel des Dachs mit einer „Gold Reptile“ oder „Black Boar“ Optik versah und neben dem kompletten Vinyldach im Programm war.

In 1973 brachte Plymouth einen weitere Option ins Spiel, die “Space Duster Pak“-Option. Diese machte ihrem Namen alle Ehre, denn die Rücksitzbank ließ sich ebenso wie eine weitere Abdeckung komplett umklappen und sorgte so für mehr Raum. Das 73er Modell erhielt ein paar Auffrischungen, die sich an Front mit einem neuen Grill und einer neuen Motorhaube mit gewölbter Mitte und am Heck mit neuen immer noch leicht horizontal geteilten Rückleuchten zeigten. Beide Enden hatten nun aufgrund gesetzlicher Bestimmungen vertikale Gummiblöcke an den neu geformten Stoßstangen.

Alle V8-Modelle kamen nun mit Scheibenbremsen, der 340er hatte sogar einen Bremskraftverstärker während alle Motoren fortan mit elektronischer, kontaktloser Zündung. Ein überarbeitetes Fahrwerk sorgte für besseres Handling. Auch im 73er Modelljahr bot Plymouth die beiden nur leicht veränderten Twister und Gold Duster Pakete an. Eine neue Haube mit schwarzer Teillackierung und kleinerem angedeutetem Lufteinlass beim Twister und neue Seiten und Kofferraumdeckel-Zierstreifen in Gold, Schwarz oder Weiß beim Gold Duster. Auch im Innern hatten die Plymouth Jungs einige Änderungen vorgenommen, so dass der Duster bei den Kunden wieder besser ankam.

Der Gold Duster erweckte auch das Interesse von Marquard Klein aus Remscheid. Der US-Car Fan fährt schon seit vielen Jahren amerikanische Autos, mit Vorliebe der Marken Ford und Mopar und suchte eigentlich einen guten Daily Driver. Bei seinem Bekannten Michael Knoblauch, der in Phoenix, Arizona die Firma Knobi International betreibt, ist der Remscheider wieder einmal fündig geworden und entdeckte den kompakten 73er Plymouth A-Body mit 5,2-Liter V8, der sich dank seiner Abmessungen und dem sparsamen Motor als stilvoller Alltagswagen bewegen lassen sollte.

Als der Wagen hier in Deutschland ankam, war Marquard der Wagen aber dann doch zu schade. Es handelte sich nämlich um einen so genannten Survivor, d.h. um ein Fahrzeug im unrestauriertem Originalzustand mit 53.000 Meilen. Einer der Vorbesitzer hatte jedoch den alten Vergaser samt Ansaugbrücke des 318-ci-Small Blocks gegen einen 600-cfm-Edelbrock-Vierfach-Vergaser und Mopar Performance Intake getauscht und eine Auspuffanlage mit 2-1/4“-Edelbrock-Schalldämpfern verbaut.

Ebenso sind seinerzeit die Felgen gegen einen Satz Stahfelgen mit kleiner Radkappe getauscht worden. „Die Originalteile sind aber alle noch vorhanden“, erklärt der 45-Jährige, der den Gold Duster schont und weiter seinen Chrysler PT Cruiser im Alltag bewegt...



Text und Fotos: Thomas Frankensteon

AmeriCar-Facts:

1973 Plymouth Gold Duster



Antrieb: OHV-V8, 318 ci, 5.211 ccm, 160 PS, 600 cfm Edelbrock-Vierfachvergaser, Mopar Performance Ansaugbrücke, 2-1/4“ Doppelrohrauspuffanlage mit Edelbrock-Schalldämpfer; Dreistufen-Automatik, Heckantrieb

Fahrwerk: Einzelradaufhängung vorne mit Drehstabfedern, Gasdruckdämpfern, Stabilisator, Scheibenbremsen; hinten Starrachse, Blattfedern, Gasdruckdämpfer, Trommelbremsen

Räder: Mopar Stahlfelgen, 6x15“ vorne mit 205/65 R15 und 8x15“ mit 265/50 R15 hinten

Sonstiges: „Matching Numbers“, „Survivor“

38 Bilder Fotostrecke | Dust(er) in the Wind: Ein Amerikanischer Traum-Kleinwagen: 1973 Plymouth Gold Duster #01 #02

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