Schon vor dem zweiten Weltkrieg entstand das Hot Rodding und brachte Pioniere der Tuningbranche hervor. Vic Edelbrock Sr. zum Beispiel hatte einen kleinen Laden in Los Angeles, CA (USA), wo er mit Ersatzteilen für Flathead Motoren handelte. An den Wochenenden ging es auf den Salzsee, wo er mit seinem 1932er Ford Roadster auf Rekordjagd ging. Um die Leistung seines Hot Rods zu verbessern, entwickelte er selbstständig Motorenteile für Ford und Mercury Flatheads.
Nach dem Krieg wurde er mit diesen Tuningteilen bekannter und sein Shop wuchs schneller als erwartet. Seine Verkaufsstrategie war, seine Tuningteile im Renneinsatz zu zeigen und so die Aufmerksamkeit auf sich und seinen Laden zu ziehen. Neben seinem 1932er Ford Roadster und weiteren kleineren Rennwagen, ermutigte er auch seine Mitarbeiter, an Rennen teilzunehmen.
Bobby Meekes, der Motorenbauer Edelbrocks, sowie die Mitarbeiter Bob und Dick Pierson, Don Waite, Francisco Fran Hernandez und Bill Likes nahmen die Aufforderung an und wurden im Laufe der Zeit zu einer gesunden Konkurrenz auf dem Salzsee. Das gechoppte 1934er Ford Coupe der Gebrüder Pierson erschien sogar auf dem Cover des Hot Rod Magazine, nachdem das US-Car im Jahre 1949 mit 143 mph über den Salzsee raste. Immerhin 230 km/h sind das umgerechnet!
Unschlagbare Kombination
Der Edelbrock Special getaufte Roadster von Bill Likes galt damals als der vollkommenste Rennwagen der Hot Rod Ära, legte er doch die Messlatte immer ein Stückchen höher als die Konkurrenz. Dem dunkelblau lackierten 1932er Ford Roadster mit passendem 32er Ford Rahmen wurden alle Anbauteile entnommen, welche man auf Rekordjagd nicht benötigte. Dies brachte den Hot Rod auf diverse Cover damaliger Magazine.
Als Leiter der Maschinenwerkstatt bei Edelbrock, kamen für Bill Likes ausschließlich überarbeitete Flatheads aus dem Hause Edelbrock in Frage, welche mit Accessoires aus dem hauseigenen Regal verfeinert und von Bobby Meeks perfektioniert wurden.
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In der Saison des Jahres 1950 fuhr Bill bis auf den zweiten Platz der Gesamtwertung. Sein persönlicher Geschwindigkeitsrekord lag bei 138 mph (rund 222 km/h). Vic Edelbrock schlug Bill Likes und den Pierson Brüdern einen Motorentausch vor, was eine blendende Idee war. Die beiden Piersons fuhren mit Bill Likes potentem Flathead unfassbare 146 mph (234 km/h) und Bill Likes Roadster schaffte dank Piersons Motor 141 mph (rund 227 km/h).
Ritt auf der Kanonenkugel
Für die Saison 1951 hatte sich Bill die Karosse eines 1929er Model A Roadster an den 32er Rahmen angepasst, um dank der kleineren Karosse windschnittiger sein zu können. Um seinen 29er Rennwagen zu den Treffen zu fahren, nutzte Bill teilweise einen 1932er Roadster - ein aufregendes Gespann! Er fuhr mit 148 mph (238 km/h) einen Klassenrekord ein und stellte sogar vier Weltrekorde in Bonneville auf. Diese erreichte er dank eines von Vic Edelbrock Sr. überarbeiteten Flatheads und einer Endgeschwindigkeit von rund 153 mph (rund 246 km/h).
Vor dieser Rekordfahrt wurde ein Foto an der Startlinie gemacht. Dieses zeigt Bill am Steuer seines Roadsters, eine Halibrand Hinterachse war unter dem Hot Rod zu erkennen und ein weißes Tonneau-Cover versprach Aerodynamik. Die Erfolgsgeschichte riss auch 1952 nicht ab. Bei einem Interview mit einem bekannten Hot Rodding Magazin enthüllte er einige seiner Geheimnisse des Motorenbaus. Außerdem erklärte er seine Tricks zur Gewichtsverteilung der Roadster: 55 Prozent auf den Vorderrädern und 45 Prozent auf der Hinterachse, das ist die Lösung, sagte er.
Zeit für den Abschied
Im Jahre 1954 wurde sein Bonneville Rekord von den beiden Williams Brüdern und ihrem 29er Hemi-Roadster gebrochen, die Höchstgeschwindigkeit lag bei über 255 km/h (159 mph). 1957 beschloss Bill Likes, seinen 29er Roadster in Rente zu schicken und seine Zeit mit Hot Rod Clubs und seinen Freunden in Los Angeles zu verbringen.
Bill Likes baute den Roadster für den Straßengebrauch zurück, wobei er die Rekordplaketten mit Stolz in das Armaturenbrett einbaute. Vor rund 30 Jahren vertraute er den Roadster und all seiner Extras einem Freund an, welcher den Wagen in New Mexico nur selten nutzte. Als der Roadster gefunden wurde, war er in vollkommen originalem Zustand. Eine Rück-Restauration versetzte das amerikansische Auto in den originalen Rennzustand von 1951, wobei viele Teile der damaligen Zeit Verwendung fanden.
Wertvolle Sammlung
Ein unbeschreibliches Archiv hat sich im Laufe der Zeit um den Roadster entwickelt, denn Bill Likes hat wirklich alles behalten! Über 400 Gegenstände, inklusive des Flathead Rennmotors, dem Tonneau Cover, Abschleppseil, Benzintank, Trophäen, Programmhefte, Zettelchen von der Zeitnahme, Rennergebnisse, Quittungen (teilweise mit Vic Edelbrocks Name), Edelbrock Kataloge und viele Fotos des damaligen Renngeschehens. Die Sammlung gilt als Fingerabdruck der frühen Salzseerennen und des ersten organisierten Hot Roddings. Don Montgomery, Autor einiger Bücher zum Thema historisches Hot Rodding, sagte: Es gibt viele Bilder von Bill Likes Roadster in meinen Büchern, weil er ein sehr erfolgreicher Mann war und seine Fahrzeuge immer super aussahen.
Relikt der frühen Ära des Hot Rodding
Frisch restauriert ist der Edelbrock Special Roadster von Bill Likes prädestiniert für die Historic Hot Rod Klasse des Concours d´Elegance im amerikanischen Pebble Beach. Bei der RM Auctions Versteigerung des Roadsters im kalifornischen Monterey kam es leider zu keinem Verkauf, da der angestrebte Mindestpreis von 350.000 450.000 US Dollar nicht erreicht wurde. Das Höchstgebot lag bei 210.000 $. Wer also ein Relikt der frühen Ära des Hot Rodding sein Eigen nennen will, sollte über ein etwas größeres Budget verfügen.
Text: Joel Weyers
Fotos: RM Auctions
AmeriCar-Facts:
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Fotostrecke | Hot Rodding Relikt der Extraklasse 1932er Ford Roadster Edelbrock Special: US-Car mit Geschichte
1932 Ford Roadster Edelbrock Special
Antrieb: 1949er Ford Flathead V8, 259 ci, 4244 ccm, Zylinderköpfe und Ansaugspinne von Edelbrock, Auspuffkrümmer aus Flexrohr; Dreigang-Schaltgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrwerk: Rahmen vom 1932er Ford, halbelliptische Blattfedern an Vorder- und Hinterachse, hydraulische Trommelbremsen rundum, verstärkte Vorder- und Hinterachse
Räder: 16-Stahlfelgen mit Ford Radkappen und Firestone Diagonalreifen
Sonstiges: 13-facher Rekordhalter, umfassende Dokumentation, perfekte Restauration
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