US Cars im Full Size Format: Die Großen Drei!

Mopar Maniacs einmal anders: furiose Fuselage-Fullsize //Fotos: Thomas Ackermann & Fokko Sturm

US Cars im Full Size Format: Die Großen Drei!: Mopar Maniacs einmal anders: furiose Fuselage-Fullsize //Fotos: Thomas Ackermann & Fokko Sturm
Erstellt am 15. April 2008

Fuselage? Ist englisch und steht für Flugzeugrumpf. Keine Frage: Chrysler Threehundred, Plymouth Fury oder Dodge Monaco sind ihrem Auftreten schon so etwas wie Überflieger. Aber mit „Fuselage“ ist wohl weniger die schiere Größe der großen Penta-Stars gemeint, als vielmehr deren Designsprache mit den typischen bauchigen Seitenwänden wie sie von 1969-73 bei den Fullsize-Modelle von Chrysler, Dodge und Plymouth zu sehen waren.

Große schnörkellose Flächen, weich fließende Linien mit vergleichsweise kleinen Scheiben und optisch niedrige Dächer kennzeichnen die Silhouetten der besagten Fullsize-Modellreihen. Egal ob nun Viertürer oder 2dr-Hardtop, die Proportionen dieser Riesen wirken aus jedem Blickwinkel elegant und verdienen deutlich mehr Beachtung als ihnen bislang zugebilligt wurde. Sie als großen Wurf des Chrysler-Designs zu bezeichnen ist sicherlich kaum übertrieben und keineswegs nur der Außenlänge von 5,58 und mehr zu zuschreiben.

Wer fährt schon einen Fullsize?

Thomas Ackermann, Ralf Daske und Fokko Sturm tun es. Mit begeisterung und aus Überzeugung! Zugegeben, in Zeiten wie diesen, zeugt es von einem ganz besonderen Geschmack wenn man sich in einen Fullsize aus dieser Epoche verguckt. Zwei Tonnen wollen bewegt und Motoren zwischen 5.8 und 6.6 Liter auch gefüttert werden. Wer mit so einem Dickschiff durch den Alltagsverkehr cruist, setzt sich der gefürchtetsten Frage von allen aus: „Was verbraucht der denn so?“ Dabei ist diese die falscheste Frage von allen! Denn wer sich zu einem Cruiser dieser Größe durchgerungen hat, für den ist der Spritverbrauch zweitrangig . Da stehen andere Gründe im Vordergrund.


Der Edel-Dodge

So erlag Fokko Sturm, der den 72er Dodge Monaco Brougham sein eigen nennt, dem Sound großvolumiger V8-Motoren. „Nichts klingt so wie ein klassischer V8 amerikanischer Prägung“, da ist sich der Bildregisseur sicher. Seine Liebe zum klassischen Automobil befriedigte anfänglich ein Mercedes 220 S Baujahr 1960, doch eine verhängnisvolle Beziehung zu alten Jerry Cotton-Filmen und die Bekanntschaft zu Ralf Daske führte irgendwann zu dem Entschluss, jetzt wird so eine Kiste angeschafft. Wieso Ralf Daske? Nun, der ist ebenfalls in Berlin ansässig und donnerte ab und an mit einem 71er Chrysler Threehundred über den Ku'damm.

Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen: Dodge Monaco Brougham

Dodge Monaco Brougham – bei dieser Modellbezeichnung schwingt die ganze große Welt der Feinen und Noblen mit: Die Haute Couture, die Corniche (für die der Monaco gar nicht mal so ungeeignet ist!), der Yachthafen und ein bisschen auch der Duft des Formel1-Rummels. Normal für die damalige Zeit, wo jede US-Brot und Butter-Marke ein Aufsteigermodell für die Oberklasse anbot. Und Europa galt in den Augen der Amerikaner durchaus als schick - speziell Südfrankreich! 6.474 Zeitgenossen schwärmten mit und fanden 1972 Gefallen an diesem Luxus-Dodge. „Der Wagen fährt wie ein Traum. Ich reise entspannt wie sonst nirgends“, so der Mann vom Film, der bei seiner Suche nach dem idealen US-Car bei Ebay fündig geworden war.

Ein Sammler hatte den nur knapp 56.000 Meilen gefahrenen Wagen mit dem eleganten schwarzen Vinyldach aus Pennsylvania nach Deutschland eingeführt, nur um sich vier Jahre später dann von ihm zu trennen. Und die Träume aller Schnäppchenjäger wurden für Fokko wahr: das Auto war original, ungeschweißt und niemals nachlackiert worden.

Die beiden wurden sich handelseinig und Fokko fuhr noch am gleichen Tag von Bielefeld heim nach Berlin. „Ich hab den Tempomat auf 60 mph gestellt, und mich an dem Fahr-Erlebnis berauscht. Das souveräne Gleiten, das Bügeln der Unebenheiten durch die vordere Torsionsstabfederung, der satte Sound des 400 ci-V8 und die unvergleichlichen Polster!“ Wenn es dessen noch bedurfte, nach der Jungfernfahrt hatte der Dodge seinen neuen Besitzer im Sturm genommen.


Eine Spur sportlicher: 1973 Dodge Polara Custom 2-dr Hardtop

Der dritte im Bunde lebt ebenfalls in Berlin, heißt Thomas Ackermann und hat seinem Auto die Website www.the-big-dodge.de gewidmet. Sein Dodge ist ein Polara und somit das Einstiegsmodell in die Fullsize-Modellreihe. Ein schicker Einstieg: der Zweitürer rollt auf den optionalen „Road Wheels“ mit Chrom Trim Ring, glänzt im originalen Goldmetallic (JY6) und verfügt über dieses traumhafte weiße Vinyldach, das die Dachlinie noch einmal besonders betont. Diese Optik kam auch 1973 gut an, immerhin baute Dodge 108.001 Polaras und die zweitürigen Hardtops waren zweifelsfrei die eleganteste Wahl. 4276 Dollar kostete dieses Modell!

Auch Thomas hatte wie Fokko das Glück, gewissermaßen Zweitbesitzer zu sein. Und auch für ihn war es der erste Ami und dann gleich so ein Glücksfall: Sein Dodge stammt aus Las Vegas, ist optional mit dem 360 ci-V8 ausgestattet (Die Einstiegsmotorisierung war der 318 ci-V8), der von einem drehmomentorientierten Zweikammervergaser mit Abgasrückführung zurückhaltend beatmet wird.

Aber was soll's, nicht die 170 PS sind entscheidend für das Fahrvergnügen, sondern das Gesamtpaket. Fullsize-Cars sind Cruiser. Und wenn sie dann auch noch mit dem Custom-Trim Interieur gesegnet sind, das eine auffallende Ähnlichkeit mit dem Bezugsstoff des Sofas deiner Oma hat, dann muss man so ein Auto entweder lieben oder hassen. Es gibt keinen Mittelweg!

Die frühen Siebziger: eine unentdeckte Ära

Die Siebziger zählen bei US-Cars-Fans nicht unbedingt zu den beliebtesten Epochen. Öl-Schock, Umweltauflagen, neue Verkehrsicherheitsanforderungen und hysterisch steigende Versicherungsbeiträge sorgten dafür, dass die Leistungskurven sanken und die Linienführungen bald durch Prallelemente deutlich verunschönert wurden. Doch 1973 trugen die Dodges noch Chrom und waren dank Gummi-Puffer trotzdem in der Lage einen Crash bis zu 5-mph unbeschadet zu überstehen.


Das Top-Modell: 71er Chrysler Threehundred

Wer es genau nimmt, sagt „Three Hundred“ und nicht etwa 300! Mit leichter Atempause zwischen "Three" und "Hundred" wie es die Typenbezeichnung vormacht. Auch wenn sich der Chrysler die gleiche Karosseriestruktur mit dem Dodge teilt, so ist er doch deutlich ein anderes Auto. Obwohl ebenfalls ein 2-dr Hardtop, ist die Formgebung insgesamt noch mal eine Spur spektakulärer und exklusiver als beim Dodge von Thomas Ackermann. So imponiert der Three Hundred mit einer scheinwerferfreien Front, umrahmt von einem massiven Chromrahmen. Ein Gestaltungsmittel, das ein bisschen vom Charger abgeguckt war, sich aber hervorragend ins Gesamtbild einpasste.

Leichter Custom-Touch

Wer das Modell nicht genau kennt, wird vielleicht gar nicht bemerken, dass Ralf die Drehfederstäbe etwas verdreht hat, so dass sein Coupe nun 2 cm tiefer liegt. „jetzt liegt er satter auf dem Asphalt, was mit besser gefällt!“ Auch das fehlen der seitlichen Zierleisten empfindet der Three Hundred-Fan als klaren Vorteil.

Und zum feinen Metallic-Blau ( FQ 5 Coral Turqouise Poly) gesellt sich – fast schon zwangsläufig – ebenfalls ein Vinyldach in Weiß und führt uns deutlich vor Augen, wie schön ein Auto im Zweifarb-Look doch ist! 7256 Kunden konnten sich 1971 für dieses Modell begeistern, insgesamt lieferte Chrysler in diesem Modelljahr 13.939 300er aus. Es war das letzte Jahr der legendären 300er Serie, bis Chrysler 1998 schließlich den 300M präsentierte.

Ein tolles Ausstattungspaket

Für Ralf Daske ist es nach diversen GM-Modellen der erste Mopar: „Ich fahre dieses Modell jetzt seit 2005 und für mich ist klar, den werde ich wohl nie verkaufen! Ich habe bei diesem Auto vielmehr das Gefühl, angekommen zu sein!“ Sein Hardtop stammt aus Oregon und Ralf ist der dritte Besitzer. Zu seinem Glück entschloss sich sein Vorgänger zu einer sorgfältigen Restaurierung. Ausgestattet ist der Chrysler mit einem 440 ci-Big Block, der 335 PS leistet. Die gewählte Ausstattung lässt auch heute noch Freude beim Fahren aufkommen: Power Brakes , elektrische Fensterheber rundum, elektrische Sitzverstellung, getönte Scheiben, UKW-Radio, Klima und Cruise Control machen das Fahren auch aus heutiger Sicht zu einem Vergnügen.

Eine Berliner Attraktion

Und besagtes Vergnügen potenziert sich für alle Beteiligten, wenn die drei Fuselage-Freunde mit ihren Fullsize-Modellen im Formationsflug auflaufen. Ein Exemplar ist bereits eine Seltenheit, aber als Dreier-Pack sind sie eine echte Attraktion. Die Hauptstadt bebt wenn Fokko, Thomas und Ralf ihre souveränen Drehmoment-Monster streicheln und das wohlige V8-Wulla-Wulla-Wulla aus den armdicken Endrohren in die Magengegend kriecht. In diesen Momenten beschleicht den ein oder anderen Betrachter, der bislang nix mit US-Cars am Hut hatte, das Gefühl, dass Spritspar-Modelle allein auch nicht glückselig machend sind. Ein kleines bisschen Unvernunft ist doch manchmal auch ganz schön....

44 Bilder Fotostrecke | 1972 Dodge Monaco Brougham: Wovon Al Bundy nur Träumen konnte... //Fotos: Fokko Sturm #01 #02

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1 Kommentar

  • viervierziger

    Viervierziger

    Sehr schöne Modelle Ihrer Gattung, alle drei! Aber die Krönung ist doch der Imperial aus dieser Zeit. Gruss oli

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