ARD-Wirtschaftsmagazin Plusminus

Jeder vierte US-Import-Gebrauchtwagen ist ein getarntes Wrack

ARD-Wirtschaftsmagazin Plusminus: Jeder vierte US-Import-Gebrauchtwagen ist ein getarntes Wrack
Erstellt am 19. Juli 2017

Jeder vierte in Deutschland gehandelte Gebrauchtwagen aus den USA hat einen verschleierten Totalschaden. Die Käufer wurden beim Erwerb von professionellen Banden abgezockt. Das berichtet das ARD-Wirtschaftsmagazin Plusminus in seiner aktuellen Ausgabe. Dabei bezieht sich das Magazin auf eine Auswertung des amerikanischen Verbraucherportals CARFAX Vehicle History Report. Das hat in den vergangenen Jahren amtliche Daten von 900.000 Fahrzeugen überprüft, die die USA in Richtung Europa verlassen haben. CARFAX hat Zugriff auf amtliche Informationen zur Fahrzeuggeschichte jedes in den USA zugelassenen Autos.

Betroffen sind vor allem Limousinen der gehobenen Mittelklasse und aus dem Luxussegment sowie Sportwagen. Diese Betrugsmasche lohnt sich, weil diese Fahrzeuge als Wracks mit Totalschaden in den USA zum Schrottpreis gekauft, mit günstigen Reparaturkosten in Osteuropa aufgearbeitet und dann als unfallfreie, junge Gebrauchte in Deutschland verkauft werden.

Nach den Ermittlungen des BKA kaufen professionelle Banden Wracks auf US-Versicherungsauktionen ein. In den USA werden Unfallfahrzeuge mit Totalschaden offiziell als "Junk" oder "Salvage" eingestuft. Diese Wracks dürfen dann nur noch zur Ersatzteilgewinnung verkauft werden. Sind die Käufer professionelle Banden, gelangen die Fahrzeuge häufig erst in die EU-Länder Lettland und Litauen. Dort werden sie kostengünstig aufbereitet. Bei der Ausstellung neuer Papiere werden sie zudem ganz legal bis zu einem Jahr "jünger", was auch den Preis steigert. Mit den neuen Papieren aus Lettland oder Litauen kann zudem die US-Herkunft verschleiert werden. Bei der Ausstellung der Einzelbetriebserlaubnis in Deutschland fällt der Betrug auch nicht auf. Der TÜV prüft nach eigenen Angaben das aus einem EU-Land eingeführte Fahrzeug nur auf die Verkehrssicherheit. Eine Überprüfung der Fahrzeughistorie und eine Tiefenprüfung sind nicht vorgesehen.

Kaufinteressenten, denen solche jungen Gebrauchtwagen zu Schnäppchenpreisen angeboten werden, wird geraten, auf der Internetseite CARFAX.eu die Fahrzeuggeschichte zu erfragen. Die Auskunftsanfrage ist kostenpflichtig. Dazu benötigt man die Fahrzeugidentifikationsnummer (Fahrgestellnummer). Fahrzeugbesitzer, die bei einer Recherche nachträglich einen Totalschaden feststellen, können gegen den Kaufvertrag vorgehen. Wer ein Auto aufgrund einer arglistigen Täuschung gekauft hat, kann den Kaufvertrag anfechten.

ARD-Wirtschaftsmagazin Plusminus
Moderation: Jörg Boecker
Mittwoch, 19.07., 22.45 Uhr, Das Erste

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1 Kommentar

  • Greed

    Greed

    Leider kommt erschwerend hinzu, dass die Fahrzeuge ohne den Hinweis "unfallfrei" angeboten werden und dann wohl möglichst auch ohne diesen Zusatz verkauft werden. Vor allem verkaufen diese Händler all diese Fahrzeuge "im Kundenauftrag"!!! Spätestens dann sollten bei jedem die Alarmglocken angehen. Weitere Hinweise sind auch Elemente am Fahrzeug die es so serienmäßig gar nicht gibt oder/und auch stark folierte Fahrzeuge die den unbedarften Käufer blenden sollen. Also lieber ein paar mal ganz genau hinschauen, natürlich die CARFAX Abfrage nicht vergessen und im Zweifelsfall vom Kauf Abstand nehmen und weitersuchen wenn´s auch dauern kann.

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