Fahrbericht Jeep Avenger

It's not a Jeep Thing!

Fahrbericht Jeep Avenger: It's not a Jeep Thing!
Erstellt am 11. Oktober 2023

"It's not a Jeep Thing!" - stand auf einem Sticker auf einem betagten Jeep Jeepster, seinerzeit auf dem Daytona Turkey Run. An diesen Aufkleber erinnerte ich mich bei meinem Erstkontakt mit dem Jeep Avenger. Zugegeben, es gab schon so einige Jeeps, die das Signet der Offroadmarke wohl zu unrecht getragen haben. Patriot, Compass und auch der aktuelle Renegade sind alles Versuche, die ursprüngliche Offroad-Marke Jeep einer breiteten Masse zuzuführen.

Nun erbt ein Kompakt-SUV den Namen des alt ehrwürdigen Dodge Sportwagens Avenger, der vor paar Jahren als Stratus Nachfolger kapitulierte. Ganz im Gegensatz zu dem Comic-Helden der Marvel Reihe, dem die heutige Kundschaft den Namen wohl eher zuordnet.

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Mit dem Avenger stellt Jeep sein erstes voll batterieelektrisches Auto vor. Dessen Karosserie trägt zwar unverkennbar Merkmale früherer Geländewagen des einstigen US-Unternehmens. Doch ansonsten fehlt ihm einiges, was ihn zum echten Offroader in ehemaliger Jeep-Tradition machen würde - Allradantrieb zum Beispiel.

Mit knapp über vier Metern Länge repräsentiert der Avenger den kürzesten Jeep aller Zeiten. Unverkennbar die Frontpartie mit den sieben charakteristischen Lüftungsschlitzen, die betont ausgeprägten Kotflügel, die kurzen Überhänge vorne wie hinten und die große Bodenfreiheit.

Der kürzeste Jeep aller Zeiten

Den Designern ist gelungen, einen von außen kompakt und klein erscheinenden SUV so zu konstruieren, dass er innen mit passablen Maßen aufwarten kann. Wenn es auch auf den hinteren Plätzen etwas eng zugeht, haben die Menschen vorne so viel Platz, dass sie sich nicht in die Quere kommen - und doch ist die Mittelkonsole ist etwas beengend. Das Gestühl ist bequem und bietet selbst bei ausgesprochen forsch gefahrenen Kurven ausreichenden Seitenhalt. Vorteilhaft auch das Infotainment-System mit seinem 26 Zentimeter großen Display in Kombination mit dem digitalen Kombiinstrument hinter dem Lenkrad.

Die serienmäßige Ausstattung kann sich je nach Variante in punkto Sicherheit durchaus sehen lassen, selbst autonomes Fahren auf Level zwei ist drin. Damit bleibt der Avenger bei adaptiver Cruise Control mit Spurhalte-Assistent selbstständig in der Mitte der Fahrbahn und in einem sicheren Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Außerdem sorgt ein Stauassistent bei dichtem Verkehr für komfortables Vorwärtskommen. Weitere Annehmlichkeiten sind eine Verkehrszeichenerkennung, eine automatische Notbremsung mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, eine Müdigkeitswarnung und vieles mehr.

Was den Stauraum im Inneren angeht ist der Kleine ganz groß. Insgesamt 34 Liter Platz bieten eine Reihe geräumiger Fächer, so dass im „Avenger der Inhalt eines ganzen Handgepäck-Trolleys unterzubringen“ ist, wie stolz in einer Pressemitteilung steht. Das Handschuhfach ist allerdings nicht beleuchtet. Die Kofferraumgröße reicht für Reisegepäck (aber keine Koffer), wobei sich die Heckklappe per „Kick-Funktion“ mit einem Fußtritt elektrisch öffnen lässt.

Mit 115 kW von 0 auf 100 km/h in 9 Sekunden

In punkto Leistung oder Beschleunigung gibt es nichts zu meckern. Wie bei Elektroautos üblich stand die gesamte Kraft des Aggregats aus dem Stand heraus voll zur Verfügung, außer Wind- und Reifengeräuschen war kaum etwas zu hören. Bei 150 km/h war bei unseren Testfahrten Schluss.

Die Lenkung war sehr, sehr leichtgängig, gehorchte buchstäblich auf den kleinen Finger und gab aber stets das richtige Gefühl für den Untergrund. Die Kürze des Avengers ist für den geringen Wendekreis von nur zehneinhalb Metern positiv verantwortlich. Weniger komfortabel reagierten Fahrwerk und Federung des Wagens auf Schlaglöcher und abrupte Bodenwellen - und auch der kurze Radstand trug seinen Teil dazu bei.

Der Jeep Avenger verfügt lediglich über Vorderradantrieb sowie sechs unterschiedliche Fahrmodi: „Normal" für alltägliche Fahrten, „Eco" zur Erhöhung der Reichweite, „Sport" für mehr Spaß, „Snow" für maximale Traktion bei Eis und Schnee, „Mud" zur Optimierung der Leistung im Schlamm und zur Verbesserung der Bodenhaftung und „Sand" zur Begrenzung des Risikos, auf sandigem Boden stecken zu bleiben.

In Sachen Reichweite und Ladezeiten weisen die Werksangaben von Jeep eine gute Papierform auf: 340 Kilometer Reichweite nach WLTP und angesichts einer Ladeleistung von bis zu 100 kW Gleichstrom für einen Kleinwagen erstaunlich kurze Ladezeiten an der Säule. Angeblich reichen für eine Fahrstrecke von 30 Kilometern zum Beispiel drei Minuten Ladezeit, in 24 Minuten soll die Batterie von 20 auf 80 Prozent geladen sein...

Bestellbar ist der neue Jeep in den vier Ausstattungsvarianten Avenger als Basis, Longitude mit verbesserten Stilelementen, größeren Rädern und in der Höhe verstellbaren Kofferraumboden, Altitude mit zusätzlicher Serienausstattung und als Spitzenmodell Summit. 

Not for USA

Obwohl der Jeep Avenger das erste Elektroauto der Marke ist, wird er in den USA nicht auf den Markt kommen. Trotz aller amerikanischer Gene – der Jeep wurde in Turin konstruiert, verfügt über Elektrotechnik von Stellantis und rollt im polnischen Tychy vom Band. Und in Polen sowie in Italien gibt es ihn sogar mit klassischem Benzin-Verbrennungsmotor. Und demnächst gibt es den ersten Fiat auf Jeep-Basis - der 600e nutzt die Basis des Jeep Avenger, doch das erst Recht kein "Jeep Thing"...

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Jeep Avenger

Länge x Breite x Höhe (m): 4,08 x 1,78 x 1,53
Radstand (m): 2,56
Antrieb: Elektromotor Frontantrieb, Automatikgetriebe
Leistung: 115 kW / 156 PS
Max. Drehmoment: 260 Nm
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 9,0 Sek.
Elektr. Reichweite: 340 km (WLTP)
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 15,9-15,3 kWh/100 km
Batterie: 51 kWh netto / 54 kWh brutto
Ladeleistung DC: bis zu 100 kW
Effizienzklasse: A+++
CO2-Emissionen: 0 g/km (WLTP)
Leergewicht (EU)/ 1536 kg
Kofferraumvolumen: 355 – 1.250 Liter
Basispreis: ab 37.000 Euro

 

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