Super E10 ist 5 Cent günstiger als Super E5

Kann ich mein US-Car mit Super E10 betanken, um zu sparen?

Super E10 ist 5 Cent günstiger als Super E5: Kann ich mein US-Car mit Super E10 betanken, um zu sparen?
Erstellt am 4. April 2022

Seit 2011 gibt es an deutschen Tankstellen Kraftstoff mit dem Zusatz "E10", der gegenüber anderen Ottokraftstoffen einen höheren Anteil an Ethanol enthält. Der Buchstabe "E" steht für Ethanol, die Zahl "10" für maximal 10 Prozent. Vorher war der zulässige Ethanolanteil in Ottokraftstoffen auf maximal 5 Prozent beschränkt (E5). Umweltpolitisch eine gute Sache. Denn mit dem Bioethanolanteil in E10 aus umweltverträglich angebauten Pflanzen könnten im Straßenverkehr jährlich bis zu 3 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO₂) eingespart werden.

Doch die Sache hat einen Haken: Obwohl der Spritpreis immer neue Rekordhöhen erreicht (die aktuellen Kraftstoffpreise gibt es hier), scheuen die deutschen Autofahrer den Biokraftstoff wie der Teufel das Weihwasser. Und das, obwohl E10 seit seiner Einführung immer etwa fünf bis sechs Cent günstiger ist als der immer noch angebotene E5-Kraftstoff. Mit jeder Tankfüllung könnte man bis zu vier Euro sparen – und trotzdem tanken aktuell nur 14 Prozent den günstigeren Biosprit!

Warum? Warum zum Beispiel zahlt der deutsche Autofahrer Mitte März 2022 freiwillig lieber 2,28 Euro für einen Liter E5 als 2,22 Euro für E10? Die Ursachenforschung des ADAC:

Die Vorurteile gegen das E10-Benzin

E10-Vorurteil 1: Technische Bedenken

"Mein Auto verträgt gar kein E10": Das Argument mag zur Einführung des Biokraftstoffs 2011 für wenige Autos noch gültig gewesen sein. Doch jetzt – über zehn Jahre später – trifft das nicht mehr zu: Fast alle Benziner-Pkw im Bestand sind zwischenzeitlich für E10 geeignet. Wer es nicht glaubt, findet den Hinweis in der Bedienungsanleitung seines Fahrzeuges. Und entsprechende Informationen sind teilweise auch auf den Internetseiten der Fahrzeughersteller und -importeure veröffentlicht.

In der Regel vertragen alle Fahrzeuge ab November 2010 das E10-Benzin. Aber auch viele Old- und Youngtimer können Ottokraftstoffe mit einem höheren Ethanolanteil ohne Schäden nutzen. Für Fahrzeuge vor November 2010 gibt die kostenlos abrufbare Broschüre E10-Verträglichkeit von Kraftfahrzeugen* der Deutschen Automobil Treuhand GmbH, kurz DAT, Auskunft. Diese enthält eine Übersicht aller zum Zeitpunkt der E10-Einführung vorliegenden Verträglichkeitsangaben. Eine weitere, englischsprachige Quelle ist auch die erst kürzlich aktualisierte Kompatibilitäts-Liste der E10-verträglichen Fahrzeuge* des europäischen Automobilherstellerverbands ACEA.

Und bestehen dann noch immer Zweifel an der E10-Tauglichkeit bzw. sollte das Erstzulassungsdatum des Fahrzeugs nahe an den Grenzen des angegebenen Produktionszeitraums/Baujahrs liegen sollte man bei seiner Werkstatt, beim Fahrzeughersteller oder bei dem ADAC nachfragen.

Vorurteil 2: E10-Tanken könnte auch Nachteile haben

Ethanol hat andere chemische Eigenschaften als Benzin. Wenn das Fahrzeug nicht für E10 angepasst ist, können die höheren Anteile an Bioethanol u.a. korrosiv auf Aluminium wirken oder zu Versprödungen der Elastomer-Dichtungen im Kraftstoff-System führen. Undichtigkeiten im Kraftstoffsystem können dann ein erhöhtes Sicherheitsrisiko darstellen.
Doch wenn Ihr Fahrzeug E10-verträglich ist, dürfen Sie absolut beruhigt sein: Die Verwendung von E10 hat keinen Einfluss auf die Funktionssicherheit, Lebensdauer und den Verschleiß. Das hat die Automobilindustrie bestätigt. Den Fahrzeugherstellern und auch dem ADAC sind bei E10-tauglichen Fahrzeugen auch keine Motorschäden bekannt, die auf eine Betankung mit E10 zurückzuführen sind.

Vorurteil 3: E10 verursacht höhere Kosten

Um es klar zu sagen: Wer E10 tankt, spart Geld! An der Zapfsäule ohnehin: Denn seit der E10-Einführung beträgt der Kostenvorteil gegenüber E5 hier immer fünf bis sechs Cent – auch in den aktuellen Hochpreisphasen. Doch was ist mit dem Mehrverbrauch? Denn Ethanol hat zwar bessere Verbrennungseigenschaften und erhöht die Oktanzahl, doch der Energiegehalt von Ethanol beträgt nur etwa zwei Drittel des Energiegehalts von Ottokraftstoff. Unter Berücksichtigung des Heizwertes und der Dichte ergibt sich bei der Verwendung von E10 also ein "theoretischer" Mehrverbrauch von etwa einem Prozent.

Verbrauchsmessungen zur Einführung dieses Kraftstoffes auf dem ADAC Abgasprüfstand bestätigten diesen theoretischen Wert. So ergaben Vergleichsmessungen mit E10- und E5-Kraftstoffen (E10: 9,1 Vol.% Ethanol, E5: 4,9 Vol.% Ethanol) im Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) einen Kraftstoffmehrverbrauch von 1,5 Prozent (4,85 l/100km zu 4,78 l/100 km) bei der Verwendung von E10. Als Testfahrzeug diente ein Opel Agila 1,2 l (69 kW, Euro 5). Die CO₂-Emissionen wurden dagegen um 0,9 % (110,59 g/km zu 111,65 g/km) reduziert.

Allerdings können aufgrund der verschiedenen Motor- und Regelungstechniken einheitliche Angaben über den Kraftstoffverbrauch bei der Zumischung von Ethanol nicht gemacht werden. Erheblich größere Abweichungen im Alltagsbetrieb nach oben und unten sind ohnehin immer möglich, denn die größten Verbrauchsunterschiede sind nach ADAC Erfahrung auf unterschiedliche Fahrweisen und auf äußere Einflüsse (Verkehrsfluss, Witterung, Streckenführung und Topographie, Außentemperatur usw.) zurückzuführen.

Fazit: Bei gleicher Fahrweise lohnt sich das Tanken von E10, auch wenn der Energiegehalt etwas geringer ist. Die Preisdifferenz zwischen E10 und E5 liegt bei mehreren Cent je Liter Kraftstoff. Dies kann für Vielfahrer mehr als 50 Euro Ersparnis pro Jahr bedeuten.

Vorurteil 4: E10 bringt für das Klima nichts

Wie alle Biokraftstoffe schützt Bioethanol unser Klima. Doch zusätzlich zu den Verbrauchsdifferenzen von plus 1,7 Prozent bis minus 2,21 Prozent der fünf im Auftrag des Bundesverbands der Bioethanolwirtschaft e.V. (BDBe) vom ADAC gemessenen Testfahrzeugmodelle ist zu berücksichtigen, dass das bei der Verbrennung von Ethanol frei werdendes CO₂ vorher von den Pflanzen aus der Atmosphäre entzogen wurde. Der CO₂-Einsparungseffekt ist also größer, als am Auspuff gemessen: In der Bilanz bleibt die Verbrennung des beigemischten Bioethanols also weitgehend klimaneutral.

Der BDBe, der die Ergebnisse im April 2019 publizierte, betont noch einen weiteren Vorteil: Auch der Stickoxid- und Feinstaubausstoß von Benzinern wird deutlich reduziert. Im Detail verringert die Verwendung von Super E10 die Stickoxidemissionen im Vergleich zu Super (E5) um durchschnittlich 25 Prozent. Für den Feinstaubausstoß ist im Durchschnitt eine erhebliche Reduktion von mehr als 70 Prozent nachweisbar.

Vorurteil 5: E10 schadet sogar der Umwelt

Bioethanol, das fossilen Ottokraftstoff ersetzt, verringert die Treibhausgasemissionen laut europäischer Richtlinie zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen typischerweise um 60 bis über 75 Prozent. Zugleich besteht aber auch die Gefahr ernsthafter Nachteile wie Flächenkonkurrenz zur Nahrungsmittelerzeugung oder negative Effekte durch Landnutzungsänderungen, was sehr hohe Treibhausgasemissionen auslösen kann.

Doch dafür halten die Erneuerbare-Energie-Richtlinie der EU oder die nationale Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung Vorgaben zum Schutz natürlicher Lebensräume und zur nachhaltigen Landwirtschaft im In- und Ausland. So sind Flächen mit einem hohen Wert für die biologische Vielfalt geschützt – wie der Regenwald, Flächen mit hohem Kohlenstoffbestand oder Torfmoore.

Nach Auskunft des Bundesverbandes der deutschen Bioethanolwirtschaft werden heute nur rund zwei Prozent der Ackerfläche in Deutschland für die Produktion des im Straßenverkehr genutzten Bioethanol verwendet. Zudem sind laut Angaben der UN-Ernährungsorganisation FAO weltweit noch große Flächen verfügbar, die ohne Nutzungskonkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion für Biokraftstoffe verwendet werden können.

Daneben bieten Biokraftstoffe Potenzial für eine Vielfalt weiterer positiver Wirkungen, die bis hin zur Wertschöpfung in ländlichen Regionen reichen. Bei der Produktion können zudem Nebenprodukte anfallen, die andere, ggf. energieaufwändig erzeugte Stoffe ersetzen können. So entstehen bei der Bioethanolerzeugung z.B. proteinhaltige Futtermittel, die Sojaimporte ersetzen können.

E5 wird noch aus Gewohnheit gekauft

Viele Autofahrer tanken aus Gewohnheit E5 – oder weil sie zu wenig über E10 wissen: Sie haben Angst vor Motorverschleiß und Mehrverbrauch oder sind sich unsicher über die Vor- und Nachteile von E10. Deshalb hat der ADAC zusammen mit dem ZDK eine E10-Aufklärungskampagne* gestartet. Hier kann man das kompakte ADAC Faltblatt mit allem Wissenswerten zu E10 herunterladen – fürs Handschuhfach oder skeptische Freunde und Bekannte.

Trotz E10: E5-Sprit bleibt im Angebot

In Deutschland sind die Kraftstoffanbieter verpflichtet, an allen Tankstellen, die Super E10 anbieten, auch Super E5 weiterhin vorzuhalten – und zwar zeitlich unbefristet. Ausnahmeregelungen sind nur für sehr kleine Tankstellen vorgesehen. Diese Pflicht könnte nur durch eine Änderung der Verordnung zurückgenommen werden. Bestrebungen, die Bestandschutzregelung abzuschaffen, gibt es seitens der Bundesregierung derzeit nicht. Damit geht Deutschland über die EU-Vorgaben hinaus: Die EU verlangte nur ein verpflichtendes Anbieten bis 2013.

Die E10-Kennzeichnung an der Tankstelle

Um Fehlbetankungen von E10-unverträglichen Fahrzeugen zu vermeiden, ist eine eindeutige und auffällige Kennzeichnung von E10 sowohl unmittelbar an der Zapfsäule als auch an der Ausschilderung der Preise notwendig: Zapfsäulen für Super E10 müssen mit der Bezeichnung Super E10 sowie dem Kreis-Symbol mit E10 im Mittelpunkt gekennzeichnet werden.

Darüber hinaus sind die Kraftstoffnorm (DIN EN 228) und die Oktanzahl (ROZ95) anzugeben sowie die zwei Hinweise enthalten sein: "Enthält bis zu 10 % Bioethanol" sowie "Verträgt Ihr Fahrzeug E10? Herstellerinformation einholen! Im Zweifel Super oder Super Plus tanken!".

Kein Problem: E10 und E5 abwechselnd tanken

Fahrzeuge, die E10-tauglich sind, können abwechselnd oder auch als Mischung von E10- und E5-Kraftstoff betankt werden. Das ist ohne Risiko, hier sind keine Fahrzeugschäden zu erwarten.

E10-Kraftstoff in Europa

Auch in europäischen Nachbarländern ist E10 erhältlich. Beim Tanken sollte darauf geachtet werden, dass der Kraftstoff die europäische Norm EN 228 für Ottokraftstoffe erfüllt. Diese beinhaltet auch einheitliche Qualitätsanforderungen für E10-Kraftstoffe. Um Fehlbetankungen zu vermeiden, wurde mit der Richtlinie 2014/94/EU eine EU-weit gleichartige Kraftstoff-Kennzeichnung in der Bedienungsanleitung und auf dem Tankdeckel der Autos sowie an der Zapfsäule und Zapfpistole der Tankstelle eingeführt.

Die Einzelheiten der Kennzeichnung wurden hierfür in der Norm DIN EN 16942 festgeschrieben. Die Norm unterscheidet zwischen Benzin, Diesel und gasförmigen Kraftstoffen. Jeder der drei Kraftstoffarten ist eine geometrische Form zugeordnet: Benzin ein Kreis, Diesel ein Quadrat und gasförmigen Kraftstoffen eine 90-Grad-Raute. Die Wort-/Bildmarke im Zentrum der Form zeigt die Sorte an. Wenn die Symbole an der Zapfsäule mit denen im Fahrzeug identisch sind, kann der Fahrer bedenkenlos tanken.

Nur spezielle Flexible Fuel Vehicles vertragen E85

Nichts zu tun hat das Thema E10 mit anderen Ethanol-Mischungen, wie etwa E85 (Ottokraftstoff mit einem maximalen Anteil von 85 Prozent Ethanol). E85 ist nur für so genannte "Flexible Fuel Vehicles" (FFV) vorgesehen, die speziell dafür ausgelegt wurden, über entsprechende Tanksäulen versorgt werden und anhand ihrer Modellbezeichnung erkennbar sind.

Mehr auch auf www.e10tanken.de

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