TÜV Rheinland prüft „klassische Automobile“ auf Originalität

Original oder Fälschung?

TÜV Rheinland prüft „klassische Automobile“ auf Originalität: Original oder Fälschung?
Erstellt am 20. Juni 2023

Der jüngste Verdachtsfall vermeintlich gefälschter Mercedes-300-SL-Oldtimer, dessen Kienle Automobiltechnik GmbH von der Staatsanwaltschaft Stuttgart bezichtigt wird, hat die Oldtimer-Szene in Alarmbereitschaft versetzt. Die Thematik, ob es sich bei dem womöglich teuer erkauften Traum vom automobilen Klassiker um ein Original oder um eine Fälschung handelt, ist grundsätzlich aber gar nicht neu. Immer wieder steht in der Presse von Nachbauten, Identitätsmanipulationen oder Fälschungen zu lesen. Insbesondere bei besonders hochwertigen Sammlerfahrzeugen stellt sich häufig die Frage nach der Originalität und Authentizität.
Bei der FSP-Unternehmensgruppe, die zum TÜV Rheinland gehört, beschäftigt man sich seit über 10 Jahren mit Untersuchungsmethoden, die solche Fragen möglichst eindeutig beantworten sollen . Dabei nehmen die Sachverständigen der FSP die Autos mit verschiedenen Methoden unter die Lupe:

1. Magnetooptische Resonanzuntersuchung

Die identitätsstiftende Nummer am Fahrzeug ist die Fahrzeugidentifikationsnummer, auch Fahrgestellnummer oder VIN genannt. Sie findet sich an den unterschiedlichsten Stellen. In der Regel ist sie im Rahmen oder in der Karosserie eingeschlagen. Fälscher schleifen die Nummer gerne aus, verzinnen die Fläche und schlagen neue Ziffern und Zahlen ein. Manchmal werden einzelne Ziffern auch per Laser ausgeschnitten, verdreht und wieder eingeschweißt. Ist die manipulierte Fläche wieder geglättet und lackiert, vermag selbst ein geübtes Auge den Betrug nicht mehr erkennen. Da aber beim ursprünglichen Einschlagen der Ziffern Gefügespuren im Material unter den Nummern entstehen und verbleiben, lässt sich die Manipulationen durch das Einbringen eines starken Magnetfeldes entdecken. Zudem gelingt es mit dieser Methode zuweilen auch, die ursprünglichen Ziffern wieder ans Tageslicht zu befördern.

2. Röntgen

Veränderungen an der Fahrzeugidentifikationsnummer lassen sich auch per Röntgenstrahlen erkennen. Ferner macht Röntgentechnik auch Schweißnähte wieder sichtbar. Das kann zum Beispiel in Verdachtsfällen der Wahrheitsfindung dienen, wenn nicht
die VIN oder Produktionsnummer selbst manipuliert wurde, sondern ein neues Blech eingeschweißt wurde, in welches eine veränderte Nummer eingeschlagen worden ist.

3. Spektralanalyse von Stählen

Je preisintensiver ein automobiler Klassiker gehandelt wird, um so lohnenswerter ist die Herstellung eines Nachbaus. Bei der FSP lässt sich mithilfe eines speziell kalibrierten Funkenspektrometers und einer umfangreichen Datenbank der Fertigungszeitraum von Stahl auf etwa ein Jahrzehnt bestimmen. Das ist deswegen möglich, weil sich die Produktion von Stählen und damit deren Zusammensetzung im Laufe der Jahre immer wieder verändert. Der Anteil von Begleitelementen wie Aluminium oder Zinn beispielsweise ist ein recht zuverlässiger Indikator, mit dem sich ein Produktionszeitraum bestimmen lässt.

4. Ultraschall

Bei vielen Kfz-Sachverständigen gehört die Messung von Lackschichtdicken auf Metall zum Standardrepertoire. Die Gesamtdicke des Lackaufbaus wird hierbei mithilfe des Magnetismus ermittelt. Deutlich detaillierte Ergebnisse liefert aber eine Untersuchung mit Ultraschall. Per Ultraschall lassen sich nicht nur die Anzahl der einzelnen Lackschichten, sondern auch deren jeweilige Stärke ermitteln. Vorteil: Diese Untersuchungsmethode ist auch auf Kunststoffen anwendbar. Mit ihr können zudem auch Aussagen über bereits erfolgte Reparaturen getroffen werden.

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