AmeriCar Wissen to go:

Kurzanleitung zur Identifizierung amerikanischer Autos

AmeriCar Wissen to go:: Kurzanleitung zur Identifizierung amerikanischer Autos
Erstellt am 31. Mai 2023

In der Geschichte der amerikanischen Automobil-Produktion gibt einige Meilensteine, die wir uns für die Identifikation zur Nutze machen. Klar tragen die meisten Fahrzeuge irgendwelche Symbole oder Embleme, gar Marken- oder Modellnamen… davon weiß man aber immer noch nicht, welches Modelljahr das Fahrzeug haben könnte.

Kürzel in Rückleuchtenglas

Da sich das Design der amerikanischen Autos oft von Jahr zu Jahr geändert hat – und somit auch (oft) die Heckleuchten – gibt es einen guten Tipp, der so ziemlich bei jedem US-Car bis Ende der 1970er Jahre anzuwenden ist: In den Rückleuchten befinden sich einige Buchstaben-/Zahlen-Kombinationen, die auf das konkrete Modelljahr hinweisen – Ausnahmen sind US-Cars, deren Rückleuchten über mehrere Modelljahre nicht geändert wurden. Zum Beispiel hinter den drei Buchstaben „SAE“ oder dem Wort „Guide“ steht eine zweistellige Zahl, die das Modelljahr – nicht Baujahr – verrät!

Heckflossen = 1950er Jahre…?

Da Fahrzeuge nach dem Zweiten Weltkrieg sicherlich für die Majorität der CHROM & FLAMMEN Leser interessant ist - was fällt euch zu US-Cars der Fünfziger Jahre als erstes ein? Heckflossen! Stimmt aber nur zum Teil, den die Fins gab es nicht seit Anfang sondern eher in der Mitte des Jahrzehnts. Aber prinzipiell sind Heckflossen bei einem amerikanischen Auto schon mal der erste Indiz für ein Fifties-Car – allerdings gab es auch noch Anfang der 1960er Jahre Amis mit Heckflossen. Im Großen und Ganzen kann man die Ära der Heckflossen von 1955/57 bis 1962 eingrenzen, abhängig von der Marke.

Quad Headlights

Der amerikanische Gesetzgeber hat einige der oben angeführten Meilensteine gesetzt. Einer davon sind die Doppelscheinwerfer – vielmehr als „Quad Headlights“ bekannt! Anstelle der „Sealed Beam“-Scheinwerfer (die ähnlich der Haushalt-Glühlampe aus einem Teil, also ohne separates Leuchtmittel bestanden) mit Leuchtfäden für Abblend- und Fernlicht gab es separate Scheinwerfer für normales Licht und Fernscheinwerfer. Mit wenigen Ausnahmen gab es die amerikanischen Autos erst ab dem 1958er Modelljahr mit zwei Scheinwerfern pro Fahrzeugseite. Diese Ausnahmen sind der 1957er Cadillac Eldorado Brougham, der 1957er Mercury Turnpike Cruise sowie die 1957er Modelle von Plymouth und Dodge, die aber zum Teil mit Standlichtern anstelle der Fernlicht-Scheinwerfer kamen.

Sidemarkers

Auch einer gesetzlichen Vorgabe zur Folge mussten die Autos in Amerika ab dem 1968er Modelljahr mit sogenannten „Sidemarkers“ ausgestattet sein. Diese kleinen Seitenmarkierungsleuchten saßen in den vorderen bzw. hinteren Kotflügeln und später auch in den Seitenblinkern oder Rückleuchten. Vorne leuchteten diese in gelb-orange und hinten rot. So waren Autos auch von der Seite deutlicher zu erkennen und ggf. sogar die Position von Front und Heck! Ein Feature, was erst in den 2000ern bei uns entdeckt, aber (leider) nicht zur Pflicht wurde.

Dritte Bremsleuchte

Die Amerikaner waren auch bei der dritten Bremsleuchte, die bei uns jahre- wenn nicht sogar jahrzehntelang verboten war, Vorreiter! Ein dritte Leuchte oberhalb der beiden andern Bremsleuchten, aber nicht unbedingt wie heute oben an der Dachkante, zeigte dem nachfolgenden Verkehr das Bremsmanöver deutlicher an, als die beiden anderen, von denen ja immer auch mal eine ausfallen konnte. Der Grund für das Verbot bei uns übrigens soll gewesen sein, dass nur Eisenbahnen mit drei Leuchten ausgestattet werden durften, um sie besser als Schienenfahrzeuge zu erkennen zu können. Dass Eisenbahnen diese drei Lampen stets nur vorne trugen und Bremsleuchten i.d.R. am Heck sitzen, war wohl damals irrelevant. Der amerikanische Gesetzgeber verlangte, dass Fahrzeuge ab dem Modelljahr 1986 mit einer Dritten Bremsleuchte ausgestattet sein mussten - und Pickups ab 1994.

Impact Law

Alle Autos ab dem 1973er Modelljahr mussten dank des eingeführten „Impact Law“ einen Unfall mit umgerechnet 8 km/h (vorne) bzw 4 km/h (hinten) relativ unbeschadet überstehen. Aufgrund dieses Gesetzes entfernten die Hersteller die schicken Chrom-Stoßstangen und Leuchten in diesen. Die neuen Stoßfänger bestanden nun aus „nicht-dynamischen“ Versionen mit Vollgummi-Schutzvorrichtungen bis hin zu "wiederherstellbaren" Konstruktionen mit öl- und stickstoffgefüllten Teleskop-Stoßdämpfern. Das Impact Law wurde für 1974 mit standardisierten Höhen der vorderen und hinteren Stoßstangen verschärft. Ein neuer Stoßfänger-Standard galt für Personenkraftwagen des Modelljahres 1979. Anhand der vier Bilder mit Chevrolet Camaros des 1970er Modelljahres, 1974 sowie 1977 und 1978 kann man diese Entwicklung gut nachvollziehen.

Sicherheitsgurte

Sicherheitsgurte gab es optional schon in den 1950er Jahren bei amerikanischen Autos, zur Pflicht wurden sind allerdings erst 1968. Eine Besonderheit gibt es aber: Einige Fahrzeuge aus dem Modelljahr 1990 hatten einen besondere Gurtbefestigung, die den Dreipunktgurt in der Tür und nicht an der B-Säule befestigt hatten. Dadurch wurde man quasi durch die schließende Tür angeschnallt.

Die Fahrgestellnummer

Unabhängig von den oben genannten Merkmalen geht es natürlich noch einfacher: Seit 1954 wurden allen Fahrzeugen, die in den Vereinigten Staaten hergestellt wurden, einer Vehicle Identification Number (VIN) zugeordnet. Anfangs waren diese Fahrgestellnummern jedoch nicht standartisiert und unterschieden sich von Hersteller zu Hersteller. Die Fahrgestellnummern saßen zudem oft eher versteckt in den A-Säulen und waren nur bei geöffneten Türen zu lesen.
Dazu änderten einige Hersteller auch mal „ihre“ Fahrgestellnummer-Ordnungen. Die General Motors-Marken ließen sich ab dem 1965er Modell anhand der sechsten Stelle der VIN erkennen. Der Code dort gibt die letzte Ziffer des Modelljahres an. Die Chrysler-Marken folgten diesem System ab dem 1966er Modelljahr während Ford Company weiter an ihrem 1960 eingeführtem System (1. Stelle = Modelljahr) festhielt…

Einfacher wurde es erst ab 1980 mit der 17-stelligen VIN (Vehicle Identification Number), dort gibt die zehnte Stelle das Modelljahr an:

 

Code

Modelljahr

Code

Modelljahr

Code

Modelljahr

Code

Modelljahr

A

1980

L

1990

Y

2000

A

2010

B

1981

M

1991

1

2001

B

2011

C

1982

N

1992

2

2002

C

2012

D

1983

P

1993

3

2003

D

2013

E

1984

R

1994

4

2004

E

2014

F

1985

S

1995

5

2005

F

2015

G

1986

T

1996

6

2006

G

2016

H

1987

V

1997

7

2007

H

2017

J

1988

W

1998

8

2008

J

2018

K

1989

X

1999

9

2009

K

2019

 

Buchtipp: „Muscle Cars Field Guide“

Mit mehr als 300 amerikanischen Muscle Cars, die in den letzten 40 Jahren produziert wurden, ist der Muscle Cars Field Guide von John Gunnell der ultimative Leitfaden für American Supercars von 1960 bis 2000.

Dies englischsprachige Buch (Krause Publications, ISBN-13: 978-0873498692) enthält historische Hintergrundinfos, originale Werksspezifikationen, verfügbare Optionen, ursprüngliche Preisinformationen und einen aktualisierten Preisführer mit aktuellen Werten in sechs Zustandsklassen. Das kompakte Buch (12,7 x 1,9 x 10,2 cm) umfasst alle Arten von High-Performance-Fahrzeugen von den frühen Full-Size-Modellen wie dem 1961er Chevrolet Impala SS zu Muscle-Car-Highlights wie 1970 Plymouth Road Runner SuperBird und vielen anderen High-Performance-Klassikern der 1970er, 80er und 90er Jahre.

 

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