Chevy Nomad: Der erste Lifestyle Kombi der Welt!

1956er Chevrolet Bel Air Nomad - US-Car Kombi mit Niveau

Chevy Nomad: Der erste Lifestyle Kombi der Welt! : 1956er Chevrolet Bel Air Nomad - US-Car Kombi mit Niveau
Erstellt am 12. Juni 2009

Heutzutage sind sie schwer angesagt: Kombis mit sportlicherem Charakter als Nutzwert. Wer jetzt denkt, das wäre eine Erfindung von BMW, Audi oder Mercedes, der irrt. Denn schon vor über 50 Jahren hatte Chevrolet ein solches Modell im Angebot, den Chevy Nomad.

Cabriolets und Hardtop Coupés sind bis auf wenige Ausnahmen wohl die beliebtesten Fahrzeug-Versionen in der US-Car-Geschichte. Eine dieser Ausnahmen ist die Chevrolet Bel Air Serie der Modelljahre 1955-`57. Der so genannte Tri-Chevy ist wohl der meist bekannte Chevrolet, wenn es um Fifties Klassiker geht. In dieser Zeit wagte sich Chevrolet mit einem neuen Konzept weit nach vorne: einem Sport Wagon.

Kombis hatte es schon immer im Hause GM gegeben. Der Sport Wagon sollte aber im Gegensatz zu den Station Wagon einen ganz anderen Ansatz haben. Damals war die neue Corvette sehr populär und das wollte man auf einen sportlichen Kombi übertragen. Auf der 1954er Motorama im Waldorf Astoria Hotel in New York City präsentierten die genialen Designer des General Motors Design Studios, allen voran Harley Earl, gleich drei Variationen zum Thema Corvette.

Das Ergebnis war der (oder die?) Corvette Nomad, einem nicht funktionalen Prototypen, dessen Body wie die Corvette aus Glasfaserkunststoff bestand. Weil der Nomad bei der Öffentlichkeit sensationell gut ankam, sollten die Designer noch für das kommende 55er Modelljahr einen solchen Kombi entwickeln.

In nur zwei Tagen wurde das Dach des Showcars übernommen und auf einen 55er Chevy Body angepasst. Dabei achteten die Designer darauf, dass das Kombidach mit der breiten B-Säule perfekt zu dem unteren Teil des Chevy passte und sie vergaßen auch nicht die seitlichen Panorama-Scheiben im Heck, die ausgeschnittenen Radläufe sowie die sieben Chromleisten auf der Heckklappe. Die Transformation vom Dream Car zum Serienwagen war gelungen.

Der 1955er Chevrolet Nomad verband Hardtop Flair mit Kombi-Nutzen, doch die Hochzeit war ziemlich teuer. Weil der Nomad nur wenig (Karosserie-)Teile mit anderen Chevys teilte wurde der Nomad der damals teuerste Chevrolet. Für die V8-Version musste der Kunde 2571 Dollar hinlegen, sogar 265 Bucks mehr als für einen vergleichbar ausgestattetes

Cabriolet.

Das Fehlen von vier Türen des Sechsitzers hielt traditionelle Kombi-Käufer fern, dazu sorgten die großen Glasscheiben für ein Treibhausklima im Innern. Durch das Liftgate kamen Abgase in den Innenraum und das schräge Dach sorgte beim Öffnen der Heckscheibe für Wassereinbrüche. Trotz all dieser „Probleme“ legte Chevrolet den Lifestyle-Kombi für das 56er Modelljahr erneut auf. Das Fachmagazin Motortrend ernannte den Nomad zu einem der schönsten Autos des Jahres 1956.

Der hohe Preis war immer noch ein Problem, so dass Chevrolet einige Sparmaßnahmen einleitete. Auf einige Besonderheiten wie Scheinwerfer-Augenbrauen und einen besonderen Trim musste `56 verzichtet werden. Auch hatte der Nomad z.B. keine eigene Sitzpolsterung sondern übernahm diese vom 56er Bel Air Hardtop. Anstelle des großen V bei den V8-Modellen auf dem Kofferraumdeckel bekam der Nomad zwei kleine V-Embleme unterhalb der Rückleuchten.

Auch für das 57er Modelljahr entwickelte Chevrolet eine neue Nomad Version. Doch auch in diesem Modelljahr wurden die Verkaufserwartungen nicht erfüllt, so dass GM auf die Bremse trat und den dreitürigen Nomad kurzerhand einstellte. Der Name bliebt jedoch auch im Modelljahr 1958. Der Nomad bezeichnete allerdings das fünftürige Kombi-Spitzenmodell…

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Heute sind die Nomad Modelle der Tri-Chevys sehr gefragt. Gut erhaltene Sportkombis erzielen wie die ebenfalls beliebten Cabriolets Spitzenpreise. Der hier gezeigte 56er Chevrolet Nomad gehört Klaus Wessolek aus Detmold. Der Kombi kommt in den beliebten Farben Nassau-Blue und

India Ivory, im Volksmund türkis/weiß. Unter der Haube des 56er steckt ein 265 ci V8 mit 170 PS.

Klaus hat den Nomad 1991 vom damaligen Pre-50-Club-Präsidenten Heinz-Alfons Eickenbusch erworben, der den Kombi Jahre zuvor in der Nähe von Chicago, IL (USA) gekauft und nach Deutschland importiert hatte. Der Detmolder Kfz-Verkaufsleiter hatte Heinz-Alfons auf dem bekannten Treffen an der Ostwestfalenhalle in Verl-Kaunitz kennen gelernt, das damals noch vom Pre-50 Club veranstaltet wurde.

Fortan unternahm Klaus zusammen mit dem Club-Präsidenten einige Ausfahrten zu anderen Veranstaltungen im In- und Ausland, u.a. auch mit dem 56er Chevy Nomad, den Klaus auch Fahren durfte. Der Detmolder kam auf den Geschmack und kaufte sich einen 55er Cadillac, um das US-Car Feeling mit einem eigenen Auto zu erleben. Doch der 56er Nomad ließ den heute 64-Jährigen nicht los.

Weil Klaus nicht über genügend Barschaft verfügte, gab er dem Besitzer seinen Jaguar XJ6 mit in Zahlung und der Deal war gemacht und der Nomad fand den Weg in die Wessolek’sche Garage und wird bei schönem Wetter und Treffen bewegt…



Text und Fotos: Thomas Frankenstein

AmeriCar-Facts

1956er Chevrolet Bel Air Nomad



Antrieb: OHV-V8, 265 ci, 4342 ccm, 170 PS bei 4400 U/min, Carter-Doppelvergaser, Delco-Zündanlage, Doppelrohrauspuffanlage; Zweistufen-“Powerglide”-Automatik, Heckantrieb

Fahrwerk: Einzelradaufhängung vorne mit chraubenfedern,

Gasdruckdämpfern, Stabilisator, Trommelbremsen; Starrachse hinten mit Blattfedern, Gasdruckdämpfer, Trommelbremsen

Räder: 15”-Stahlfelgen mit Radkappe auf Weißwandreifen in 6.70-15

Verkaufszahlen: 8386 (1955), 7886 (1956) und 6103 (1957)

36 Bilder Fotostrecke | Chevrolet Nomad: Der erste Lifestyle Kombi der Welt! : Seltener US-Car Klassiker: 1956er Chevrolet Bel Air Nomad #01 #02

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