Der letzte FHP-Camaro

2002er Chevrolet Camaro Florida Highway Patrol

Der letzte FHP-Camaro: 2002er Chevrolet Camaro Florida Highway Patrol
Erstellt am 21. August 2009

Polizisten haben in der Regel keinen einfachen Job, die Jungs in den USA sind zudem oft auf sich allein gestellt, wenn sie auf Streife sind. Nicht unbedingt zu beneiden, doch umso beneidenswerter sind für manche US-Car Fans deren Police Cars. Auch Leif Jungermann aus Dortmund ist dem Mysterium US-Police Car verfallen…

Wer schon einmal in den USA war, erinnert sich sicherlich an die von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlichen Polizeifahrzeuge. Oft waren es Chevrolet Caprice oder Ford Crown Victoria – doch genauso wie amerikanische Streifenwagen nicht immer schwarz-weiß sind, wie viele denken, waren auch besondere Fahrzeuge im Polizeieinsatz. Oder hätte jemand gedacht, dass es auch einen Chevrolet Camaro als Police Car gab?

Die Florida Highway Patrol – kurz FHP – setzte den Camaro als High Pursuit Vehicle u.a. für Verfolgungsjagden auf den Highways des amerikanischen Sunshine State ein. Die Wagen hatten das "B4C" Special Service Package, welches u.a. verstärkte Achsen, andere Achsübersetzung (3.23:1) und

eine Leistungssteigerung ab Werk auf 310 PS beinhaltete, weshalb die Trooper, die einen Camaro zugeteilt bekamen, ein mehrstündiges Fahrtraining absolvieren mussten, damit sie das Fahrzeug besser beherrschen konnten.

Genau 202 Modelle des letzten Camaro-Modelljahrs vor der Einführung des Retro-Camaros 2010 wurden seinerzeit geordert, mindestens die Hälfte davon verendeten im Dienst oder anschließend auf der Viertelmeile. Umso erfreulicher, dass AmeriCar.de einen der letzten echten FHP-Camaros präsentieren darf. „Das Fahrzeug befindet sich in einem "In Service" Zustand, das heißt mit komplett funktionaler Polizei-Ausrüstung inkl. Internet und Drucker“, erklärt der Police Car Sammler Leif, der in seiner automobilen Vergangenheit schon einige US-Streifenwagen besaß.

„Das Projekt ‚FHP Camaro‘ begann im Jahr 2006, als ich bei der Firma ‚Copcarsonline‘ in Largo, Florida stand und zu meinem Mitreisenden sagte ‚so ein Camaro wär ja auch was Feines‘“, berichtet der Dortmunder, der zu diesem Zeitpunkt kein amerikanisches Police Car mehr hatte. „Ende 2005 hatte ich meinen Ford Crown Victoria Police verkauft und mir mit der Restauration deutscher Polizeifahrzeuge (Passat der Autobahnpolizei und Bundesgrenzschutz Scorpio) die Zeit vertrieben“, erzählt der 37-Jährige.

Im Frühjahr 2008 ergab es sich zufällig, dass der Dortmunder ein paar seiner Fahrzeuge, darunter auch den Polizei-Passat zu einem illusorischen Preis verkaufen und die Suche nach einem neuen Projektfahrzeug beginnen konnte. „Auf eBay entdeckte ich einen 1982er Mustang der Florida Highway Patrol, der Verkäufer entpuppte sich allerdings als schwierig und das Geschäft kam nicht zustande, trotzdem war mein Police-Car-Virus wieder voll da“, erklärt Leif, der sich an den Camaro bei Copacarsonline in Largo erinnerte. „Ich rief Mark Woodhouse in Largo an, ob er nicht einen schönen Camaro für mich hätte. Einen, der genau so war, wie er ausgemustert wurde“, erklärt der 37-Jährige, der ein gutes Angebot bekam, das viele Infos und Bilder beinhaltete.

„Ich hab den Camaro #0057 gekauft und fünf Tage später wurde er aufgeladen und nach Miami gebracht, wo er nur weitere 3 Tage später in einen Container verpackt wurde“, erzählt der Police Car Fan, der mit Mark Woodhouse schon länger befreundet ist und so gefahrlos den Camaro ungesehen kaufen konnte. Während der zwei Monate Transport von den USA nach Dortmund recherchierte Leif im Internet Leif über die FHP Camaros.

„Dieser Camaro tat seinen Dienst beim Troop C in Pinellas Park, bis dieser am 19.Mai 2007 in einen schweren Unfall verwickelt wurde, der Camaro aber nur leicht beschädigt wurde“, erklärt der Polizeifahrzeug-Sammler. „Danach sollte der Wagen außer Dienst gestellt werden, im letzten Moment entschied man sich aber um und ließ ihn im August 2007 zurück auf die Straße.“ Im Februar 2008 wurde der Camaro – im Übrigen der letzte im Einsatz befindliche Camaro des Troop C - letztendlich außer Dienst gestellt. Der Wagen ging in die Auktion und wurde dort von Mark Woodhouse, selbst FHP Trooper in Pinellas Park, ersteigert.

„Ich fand heraus, dass einer der letzten Camaros im Troop C von einer Frau namens Rhonda Hendee gefahren wurde. Ich schaute auf das schlecht lesbare Fax des Titles und stellte fest, dass sich genau dieses Auto auf dem Weg nach Deutschland befindet“, berichtet Leif. Wie er später erfuhr, hatte die Trooperin einen liebevollen Bezug zu ihrem Camaro und Mark Woodhouse wollte unbedingt, dass der Wagen in gute Hände kommt. „Er stellte zusätzlich noch den Kontakt zu Trooper Rhonda her, ich habe sie mittlerweile besucht und von ihr alle möglichen Utensilien, die sie im Wagen immer mit auf Streife hatte, geschenkt bekommen“, sagt der stolze Cop Car Owner, der sich schon auf den nächsten Besuch im November freut.

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Als der Wagen in Deutschland ankam, hatte der Camaro optisch nicht viel mit einem Police Car zu tun. „Die ganzen polizeitypischen Einbauten wurden vor der Auktion natürlich entfernt und die cremefarben lackierten Flächen

übergerollt, da es in Florida illegal ist, mit einem Fahrzeug mit diesem Farbschema zu fahren“, erklärt Leif.

Technisch war der Wagen kerngesund, lediglich das Lager des Torque Arms war defekt. Leif reparierte dieses und tauschte sämtliche Riemen und Spannrollen, Öle und Flüssigkeiten und spendierte einen Satz neuer Bremsscheiben samt Belägen. Im Innenraum wurde der Fahrersitz neu gepolstert und bekam einen neuen Bezug, das defekte CD-Radio wurde gegen ein Neuteil ausgetauscht.

Die schwarz gerollten Flächen an der Karosserie wurden abgeschliffen und neu lackiert. „Auch hier war es mein Ziel, möglichst viele Teile original zu erhalten. Es kann hier und da schon mal ein Kratzer sein, dafür ist es auch

ein ehemaliges Einsatzfahrzeug“, erklärt der 37-Jährige.

Zudem gehört natürlich auch das gesamte Police Equipment, das ursprünglich verbaut war. Angefangen bei dem Wechsel-Blinker im Fernlicht über Stroboskop-Blitzer in den Rücklichtern bis hin zu der eigens für die FHP Camaros hergestellte Whelen Lightbar mit zwölf Strobes und LEDs samt Federal Signal Smart Siren und 200 W Lautsprecher, ist der Camaro von Leif wieder so hergerichtet, als wäre er noch im Dienst.

Auch im Innenraum befindet sich das Equipment wieder an seinem ursprünglichen Platz, so die Kustom Golden Eagle Radaranlage, die Laptop-Halterung mit Leseleuchte und Magnetkartenleser, der mobile Drucker zwischen den Rücksitzen sowie die Gewehr-Halterung hinter dem Beifahrersitz und auch das passende Funkgerät.

„Der Aufbau dauerte insgesamt neun Monate und wurde mit Ausnahme der Lackierung (Fa. Ribic in Dortmund-Dorstfeld) und den Aufklebern (Jäger Werbetechnik in Dortmund) von mir selbst erledigt“, berichtet Leif, für den der Aufbau eines ehemaligen Polizeiwagens immer das Schönste ist. „Nach Fertigstellung juckte es mich bisher ziemlich schnell wieder in den Fingern. Ich habe aber beschlossen, dass nach dem Camaro erst einmal Schluss ist. Ich kann mir im Moment nicht vorstellen, was irgendwann mal mein nächstes Projekt werden soll, das dieses toppen könnte – außer vielleicht einer der 30 Mercury Marauders der FHP“, meint Leif, aber das ist eine andere Geschichte.



Text & Fotos: Thomas Frankenstein

AmeriCar-Facts

2002 Chevrolet Camaro Florida Highway Patrol



Antrieb: OHV-V8, 346 ci, 5.669 ccm, 310 PS bei 5.200 U/min, 437 Nm bei 4.000 U/min, Einspritzanlage; Vierstufen-Automatik (4L60E), Heckantrieb, Achsübersetzung 3,23:1

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung, Drehstabfedern, Gasdruckdämpfer, Stabilisator, Scheibenbremsen; hinten Starrachse, Längslenker, Schraubenfedern, Gasdruckdämpfer, Stabilisator, Scheibenbremsen

Räder: Keystone-Stahlfelgen, 8x16“ mit Goodyear Eagle RSA 245/50 R16

Sonstiges: original Florida Highway Patrol Fahrzeug (1 of 202)

37 Bilder Fotostrecke | Der letzte FHP-Camaro: 2002er Chevrolet Camaro Florida Highway Patrol #01 #02

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