Angriff von unten - auch in Europa?

Praxistest Cadillac CT4-V

Angriff von unten - auch in Europa?: Praxistest Cadillac CT4-V
Erstellt am 21. August 2021

Als „M3-Killer“ haben wir den Cadillac ATS-V vor sechs Jahren bezeichnet, als die Sportlimousine mit 470 PS (341 kW) aus einem 3,6-Liter-V6-Biturbo in Europa erschien. Das Nachfolgemodell, den CT4, hat es leider nicht mehr nach Europa geschafft. Während der V6-Biturbo in der Sonderserie namens CT4-V Blackwing erhalten bleibt, ist der reguläre CT4-V jetzt mit einem Vierzylinder-Turbo deutlich bescheidener motorisiert. Wir sind das Auto in Nordamerika eine Woche lang gefahren.

Optisch präsentiert sich der CT4-V als Evolution des ATS: Der Mittelbau ist identisch, Front und Heck wirken moderner und mit den vier Auspuffrohren sowie dem großen Heckbürzel auch ungewöhnlich sportlich. Die relativ kompakten Abmessungen sorgen allerdings für ein eher knapp geschnittenes Interieur. BMW 3er oder Mercedes C-Klasse bieten hier mehr Platz.

Auch das Cockpit wurde neu gezeichnet. Doch es wirkt im Klassenvergleich nach wie vor etwas altmodisch und leider auch ein bisschen lieblos verarbeitet. Dass Cadillac sich als Nobelmarke begreift, manifestiert sich in diesem Modell jedenfalls nicht. Dafür funktioniert das Infotainment-System namens CUE geradezu perfekt: Befehle werden blitzschnell entgegengenommen und umgesetzt, die Darstellung ist durchaus ansprechend.

Unter der Haube des Cadillac CT4-V steckt ein 2,7-Liter-Vierzylinder-Turbo, der 330 PS (241 kW) leistet. Das maximale Drehmoment liegt bei stolzen 515 Nm, die zwischen 2.000 und 4.000 Touren anliegen. Der Vierzylinder, den es übrigens auch in den großen Pickup-Modellen von Chevrolet und GMC gibt, zeichnet sich durch befriedigende Laufkultur und sehr gute Fahrleistungen aus. Der Sprint von 0 auf 100 km/h dauert glatte fünf Sekunden, die Spitze liegt bei 266 km/h. Insgesamt hinterlässt die Maschine einen überraschend positiven Eindruck.

Die Kraftübertragung erfolgt über eine sehr schnell schaltende, hervorragend abgestimmte Zehngang-Hydramatic auf die Hinterachse, einen Allradantrieb gibt es gegen Aufpreis. Puristen werden dennoch den Standardantrieb vorziehen. Denn so lässt sich der CT4-V sehr leichtfüßig bewegen, die Lenkung ist präzise und spricht linear an. Das serienmäßige Sportfahrwerk mit den 235/40er-Reifen auf 18-Zoll-Rädern ist rundum überzeugend abgestimmt, die Bremsanlage aus dem Hause Brembo sorgt für exzellente Verzögerungswerte. Das Ansprechverhalten der Bremse lässt sich elektronisch einstellen.

Mit einem Einstandspreis von lediglich 46.090 Dollar, umgerechnet rund 38.000 Euro, liegt der Cadillac CT4-V preislich auf dem Niveau von BMW M235i xDrive und Mercedes-AMG A35 Limousine. Und damit deutlich unterhalb der europäischen Konkurrenzmodelle mit Heckantrieb. Dafür ist der Gegenwert so überzeugend, dass man sich dieses Auto eigentlich auch in Europa wünschen würde. Denn auch wenn es zum M3-Killer nicht mehr ganz reicht, so kann man sich doch immerhin mit den günstigeren Angeboten süddeutscher Provenienz messen.

Mit der Blackwing-Version hingegen werden die Karten noch einmal neu gemischt. Die Sonderserie leistet nicht nur 479 PS (352 kW), sondern wird wahlweise mit Automatik oder Handschaltung angeboten. Doch auch sie wird vermutlich nicht mehr nach Europa gelangen.

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