Die Wiederbelebung von Legenden ist nicht immer ohne Tücken. In der Rückschau verhüllt der Schleier der trüben Erinnerung oft, was uns bei genauer Betrachtung zum Wahnsinn treiben würde und die Gnade des Vergessens schenkt uns oft ein verklärtes Bild, das das verehrte Objekt positiver darstellt als es eigentlich war. Und genau darin liegt die Schwierigkeit für einen Nachfolger. Eine Erwartungshaltung zu erfüllen, ohne die Latte zu hoch zu legen. So war und ist die Neuauflage des Challengers nicht ohne Tücken. In der Rückschau denken wir schnell an brachiale Hemi-V8, an heiße R/T- oder T/A-Versionen, an brüllende Auspuffrohre, qualmende Rot-Ring-Gummis und eine angesichts hochexplosiver Good Vibrations dahinschmelzende Damenwelt.
War es wirklich so? War der Challenger nicht auch eine lahme Sechszylinder-Krücke, ein übler Roster und im Interieur ein lieblos zusammengeschusterter Plastikbomber? Bevor mich jetzt jene ans Kreuz schlagen, die ein solches Geschoß nur aus Büchern kennen und vielleicht noch nie in einem Challenger gesessen haben: Freunde, glaubt mir: Es war so.! Und die, die einen alten Challenger heute noch hegen, die lieben ihren Dodge trotzdem. Denn er war zusammen mit Vetter 'Cuda ein Auto, wie es die Welt bis dato nicht gesehen hatte und wie es es vermutlich auch nie wieder geben wird. Deswegen lieben wir den alten Challenger.
Aber fahren wir deswegen mit ihm zur Arbeit, oder an die Riviera? Das tun wir nicht, wir fahren mit ihm nach Datteln zum Mopar Meeting und ruinieren beim Viertelmeilesprint unser Haushalts-Budget, weil wir doch irgendwie Autospinner sind. Aber wir registrieren, dass der neue Challenger ein Auto ist, mit dem wir zur Arbeit, an die Riviera und nach Datteln fahren könnten. Und die Dodge-Boys waren klug genug, mit einer leistungsstarken Version deutlich zu machen, dass man gewillt, die Träume der Enthusiasten ernst zu nehmen.
Zu dem hatte es Chrysler im Gegensatz zu dem viertürigen (!) Dodge Charger es hier wirklich geschafft, eine Legende wiederzubeleben. Das Design ließ von Anfang an keine Zweifel an der DNA dieses Modells. Und die leistungsstarke Version SRT8 machte den neuen Challenger zum modernen Muscle Car geben.
SRT steht für Street and Racing Technology und trifft den Nagel auf den Kopf: Aus 6,1 Liter Hubraum entwickelt der V8-Motor satte 425 PS, knapp 570 Nm und eine reifenverschlingende Performance von weniger als fünf Sekunden bis zur 100-km/h-Marke bzw. eine Quartermile-Zeit von weniger als 14 Sekunden. Gekoppelt ist der neue Street-Hemi an ein Fünfstufen-Automatikgetriebe und mit dem 2009er Modelljahr auch wahlweise an ein Tremec Sechsgang-Schaltgetriebe mit Doppelkupplung.
Die Basis des neuen Challengers bildet die Chrysler 300 Plattform, somit garantieren Einzelradaufhängungen vorne und hinten puren Fahrspaß und ein gutes Handling des mit 20-Zöllern versehenen Sportlers. Scheibenbremsen rundum mit 360 mm Durchmesser vorne bzw. 350 mm hinten sorgen für entsprechende Verzögerung.
Das Design lehnt sich unverkennbar an dem Urahn an. Ein über die komplette Breite laufender Grill nimmt die beiden Scheinwerfer-Paare auf und die Motorhaube kommt in dem Alligator-Look mit zwei kleinen Nüstern und schwarzen Streifen. Die Seitenlinie mit dem markanten Coke Bottle genannten Hüftschwung und den niedrigen Scheiben wurde ebenfalls an den Vorgänger angelehnt, wie auch das Heck mit der breiten, roten Rückleuchte mit den kleinen Rückfahrscheinwerfern in der Mitte.
Für das 2009er Modelljahr schiebt Dodge noch zwei Modellvarianten nach; den R/T und den SE.
Der R/T kommt mit dem bewährten und leicht modifizierten 5,7-l-Hemi-V8 (jetzt 375 PS & 548 Nm) mit kraftstoffsparender Multi-Displacement-Technologie, bekannt aus Chrysler 300C und Co., kombiniert mit der neuen Sechsgang-Schaltung oder Fünfstufen-Automatik.
Der Challenger SE wird von einem ebenfalls bekannten Motor, dem 3,5-l-V6 mit angekoppeltem Vierstufen-Automatikgetriebe (250 PS & 339 Nm) angetrieben.
Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass der Challenger natürlich mit den heute üblichen Features aufwartet, wie einer tollen Multimedia-Entertainment-Anlage oder den Standard-Sicherheits-Ausstattungsdetails ABS, ESP, Airbags etc. Highlights sind die Hügel-Anfahrhilfe, die Reifendruckanzeige oder die Fern-Start-Möglichkeit vom Schlüsselanhänger.
Am Ende bleibt die Frage nach dem Preis: Der limitierte 2008er Dodge Challenger SRT8 kostet 37.995 US-Dollar. Im Herbst 2008 kommen die 2009er Modelle auf den US-Markt, die Preise stehen bis dato nicht fest, sollen aber ab rund 20 - 22.000 Dollar losgehen.
Ein angemessener Preis für ein Auto mit moderner Technik und nostalgischem Flair.
Text: Thomas Frankenstein
Fotos: Chrysler LLC
AmeriCar-Facts
Dodge Challenger SRT8
Antrieb: 6,1-l-Hemi-OHV-V8, 425 PS @ 6.200 RPM, 569 Nm @ 4.800 RPM mit Fünfstufen-Automatik oder optionalem Sechsgang-Schaltgetriebe
Dodge Challenger R/T
Antrieb: 5,7-l-Hemi-OHV-V8, 370 PS @ 5.800 RPM, 540 Nm @ 4.200 RPM mit Fünfstufen-Automatik oder optionalem Sechsgang-Schaltgetriebe
Dodge Challenger SE
Antrieb: 3,5-l-High-Output-SOHC-V6, 250 PS @ 6.400 RPM, 339 Nm @ 3.800 RPM mit Vierstufen-Automatik
Fahrwerk: Einzelradaufhängungen vorne und hinten, Gasdruckdämpfer (SRT8: Bilstein-), Scheibenbremsen (SRT8: Brembo-), Stabilisator vorne (SRT8 vorne und hinten)
Räder: SE: 7x17-Stahlfelgen mit Goodyear 215/65 R17, opt. 7,5x18 Aluminium-Felgen mit Continental 225/60 R18; R/T: 7,5x18 Aluminium-Felgen mit Michelin 235/55 R18, opt. 8X20 Aluminium-Felgen mit Goodyear 245/45 ZR20; SRT8: 9x20 Aluminium-Felgen mit Goodyear 245/45 ZR20
Länge x Breite x Höhe: 5.023 x 1.923 x 1.449 mm
Radstand: 2.946 mm
Leergewicht: 1.688 1.892 kg
Tankinhalt: 68,1 l (SE), 71,9 l (R/T & SRT8)
5 Kommentare
Redaktion
3. Juni 2008 12:36 (vor über 16 Jahren)
Lunife
5. April 2008 20:11 (vor über 17 Jahren)
Johannes
27. März 2008 09:35 (vor über 17 Jahren)
Johannes
26. März 2008 19:31 (vor über 17 Jahren)
Johannes
26. März 2008 18:39 (vor über 17 Jahren)
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