Cadillac = Straßenkreuzer?! Diese Gleichung geht schon lange nicht mehr auf! Das Image des hubraumstarken Spritfressers will die Noblemarke nicht mehr hören. Mit Mittelklasse-Caddys wie dem BLS soll dies auch deutlich unterstrichen werden. Nur stellt sich die Frage, ob Cadillac in der Mittelklasse Kunden überzeugen kann...

Für das Europa-Programm standen bislang – mit Ausnahme des Escalades - nur Limousinen zur Auswahl. Was fehlte war ein Kombi, um auch in diesem attraktiven Marktsegment ein Standbein zu haben. Cadillac lancierte somit auf Basis des kleinsten Modells, dem BLS eine solche Version, die bei den GM-Kollegen von Saab im schwedischen Trollhättan vom Band läuft und sich auch viele Bauteile mit dem Saab 9-3 teilt.

Schwede im Cadillac Look

Der BLS Wagon nimmt wie die Stufenheck-Variante das Art & Science Design-Konzept der Marke Cadillac auf, die Verwandtschaft zum schwedischen Schwestermodell lässt sich aber nicht verleugnen. Eigenständig im wahrsten Sinne des Wortes ist die nach oben verlaufende Dachlinie, die wohl unschönste Komponente am BLS-Kombi, der ansonsten mit einem ansprechendem Äußeren, angefangen bei der kantigen Front mit Bi-Xenon-Scheinwerfern bis hin zum Heck mit den typischen LED-Rückleuchten, erscheint.

AmeriCar fuhr den Cadillac BLS Wagon 1.9 TTiD mit Sechsgang-Schaltgetriebe in der Top-Version „Sport Luxury“, die kaum Wünsche offen lassen soll, außer vielleicht den nach der optionalen Sechsstufen-Automatik. Denn der Mitteltunnel wird beim Schalter zur wahren Schaltzentrale, zumal sich die Gänge recht hakelig einlegen lassen. Ein weiteres Manko ist der eingeschränkte Platz im Bereich der Pedalerie – zumindest was die Schuhgröße (45) des Testers angeht.

Agiler Motor dank Bi-Turbo

Der verbaute Vierzylinder-Diesel leistet 180 PS bei 4.000 U/min und stemmt ein maximales Drehmoment von 400 Nm, die zwischen 1850 U/min und 2750 U/min anfallen, auf die Kurbelwelle und sorgt so für eine Beschleunigung auf 100 km/h in 9,1 Sekunden.

Was allerdings nicht ganz so einfach ist, denn zwar verfügt der BLS natürlich über die üblichen Sicherheitsfeatures wie ASR, ESP usw., aber der Kombi scheint die Kraft nicht so wirklich kontrolliert auf die Straße zu bekommen. Die 17“-Vorderräder zerren an der Lenkung und laufen auch im normalen Betrieb jeder Spurrinne hinterher – beim coolen Cruisen mit nur einer Hand am Volant kann man recht schnell die Kontrolle verlieren und von einem hefigen Zucken in der Lenkung überrascht werden. Das relativ straffe Fahrwerk lässt den Kombi allerdings ohne großartige Wankbewegungen und standesgemäß komfortabel auf der Straße liegen.



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Schick: Helles Interieur

Der Innenraum des Kombis ist mit dem der Limousine identisch. Die Qualität der verwendeten Materialien und deren Verarbeitung geht in Ordnung, Premium jedoch "geht" anders! Die helle Lederausstattung sieht zwar auch edel aus, jedoch der dazu passende helle Teppich verschmutzt schnell. Farbliche Akzente setzen Alu- und Holzapplikationen. Blickfang am Armaturenbrett und ein nettes Detail ist die kleine Analoguhr zwischen den zentralen Lüftungsdüsen, der für Fahrer und Beifahrer separat regelbaren Klimaanlage.

“Kurze“ Sitze

Die Vordersitze sind leider nur für kleinere Zeitgenossen wirklich bequem und bieten zu wenig Seitenhalt. Zwar haben auch großgewachsene Fahrer ausreichend Platz, eine optimale Sitzposition habe ich allerdings auch trotz des in allen Richtungen verstellbaren Lenkrades nicht gefunden. Im Fond ist vor allem in Sachen Kniefreit Mangel zu beklagen.

Zudem vermissten wir einige Features an Bord des Testwagen, die mittlerweile sogar in der Kompaktklasse längst Standard sind. So mangelte es an Details wie z.B. einem Komfort-Blinker, eine einfach (!) zu bedienende Multifunktionsanzeige oder einer Beleuchtung für diverse Bedienungselemente wie die elektrische Spiegelverstellung.

Die Spiegel, ein Kapitel für sich!

Unser BLS Wagon hatte während unserer Testfahrten einen Defekt am linken Außenspiegel zu beklagen, der sich beim elektrischen Anklappen nur zur Hälfte an die Karosserie klappte, danach den Dienst komplett verweigerte und sich nur noch manuell bewegen jedoch nicht arretieren ließ, erst mit Hilfe von Klebeband konnte die Fahrt vorgesetzt werden.

BLS: Alles Schall und Rauch?

Ein großes Manko, das auf keinen Fall vergessen werden darf, war der permanente Gestank nach Dieselabgasen, der von der Zusatzheizung erzeugt wurde. Auch wenn der BLS die Abgasnorm Euro 4 schafft, will aufgrund der bei kalten Temperaturen ständig aus dem Radkasten aufsteigenden Rauchzeichen des Zusatzheizers keine rechter Glaube an die Umweltverträglichkeit des BLS aufkommen.

Fazit:

Der BLS ist ein Fahrzeug für Individualisten, die sich von der Masse abheben wollen. Premium sieht sieht jedoch anders aus, einzig der Preis des Testwagen von 44.240 Euro wird diesem Anspruch gerecht - was für einen umdesignten Schweden jedoch eindeutig zu viel ist. Mit diesen hastig gestrickten Mogelpackungen wird Cadillac der Erfolg in dieser Fahrzeugklasse verwehrt bleiben!

AmeriCar-Facts

Cadillac BLS Wagon 1.9 TiD

Antrieb: Vierzylinder-Diesel, 1.910 ccm, 180 PS bei 4.000 U/min, 400 Nm bei 1.850 – 2.750 U/min, Sechsgang-Schaltgetriebe, Frontantrieb

Fahrwerk: Einzelradaufhängung, McPherson-Federbeine, Stabilisator, Scheibenbremsen vorne, Einzelradaufhängung, Schraubenfedern, Gasdruckdämpfer, Stabilisator, Scheibenbremsen hinten

Räder: 17“-Leichtmetallräder mit 235/45 R17

Länge x Breite x Höhe: 4.716 x 1.752 x 1.543 mm

Leergewicht: 1.600 kg

Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 9,1 s

Höchstgeschwindigkeit: 215 km/h

Testverbrauch: 7,3 l

Preis: ab 39.740 Euro

Testwagenpreis: 44.240 Euro

Extras: DVD Navigation (3.100 €), Freisprecheinrichtung (600 €), Einparkhilfe (400 €), Diebstahlschutz (400 €)

30 Bilder Fotostrecke | Fahrbericht Cadillac BLS Wagon 1.9 TTiD: Wer hätte das seinerzeit gedacht: Cadillac baut einen Kombi #01 #02