Fahrbericht: Jeep Wrangler Unlimited

It's a Jeep Thing: AmeriCar testet den viertürigen Geländewagen

Fahrbericht: Jeep Wrangler Unlimited: It's a Jeep Thing: AmeriCar testet den viertürigen Geländewagen
Erstellt am 24. Oktober 2008

Unlimited - der Namenzusatz kommt nicht von ungefähr: Der Jeep Wrangler kennt (fast) keine Grenzen! Gab es ihn bis vor einiger Zeit nur als Zweitürer, so hat der 2+2 Sitzer nun Verstärkung mit dem viertürigen und vollwertig viersitzigen Wrangler Unlimited bekommen!

Optisch wirkt der lange Wrangler ein wenig komisch, zu sehr hat man sich an den kurzen gewöhnt. Doch der Unlimited ist typisch Jeep – durch und durch! Fast 53 Zentimeter haben die Jeeper den Wrangler gestreckt, davon gehen 99% zugunsten eines längeren Radstandes und somit zugunsten des Innenraumes – irgendwo musste ja die hintere Tür und die Rückbank hin...

Der lange Wrangler übernimmt bis zur Frontscheibe die Optik seines kleinen Bruders. Siebenstrebiger Grill, runde Scheinwerfer mit kleinen Blinkern darunter, steil aufragende Windschutzscheibe und eine von außen zu öffnende Motorhaube.

Wie schon beim Kurzen kann man den Unlimited auch offen fahren. Doch hier kann man kein einfaches Soft- oder Hardtop abbauen, das Dach des Unlimited wartet wahlweise mit dem neuen Faltschiebedach oder wie bei unserem Testwagen mit dem dreiteiligen Hardtop-System auf. Dank dieses Systems lassen sich die beiden vorderen Elemente über der ersten Sitzreihe einfach mit ein paar Handgriffen demontieren. Will man jedoch den hinteren Teil abbauen, braucht es mehr als eine Person und passendes Werkzeug. Doch der Aufwand ist groß und wohin im Großstadtdschungel mit dem Hardtop? Glücklich, wer eine Garage hat und das sperrige Teil dort ablegen kann. Wer's richtig luftig mag, kann in dem Zusammenhang gleich noch die vier Türen aushängen und komplett offen fahren- einzig die Sicherheitsbügel trüben einen ungehinderten Blick auf den (Sternen)-Himmel...

Damit ein plötzlicher Regen nicht das ganze Interieur ramponiert, sind entsprechend die Materialien ausgewählt worden: Plastik, wohin das Auge blickt – leider dazu recht billig wirkend, aber robust! Die Sitze unseres Testwagens kommen zudem mit den fleckenunempflindlichen Polstern – zusammen also bestens geeignet, mit schlammigen Klamotten frisch von der Hundewiese oder aus dem Wald einzusteigen.

Der Jeep Wrangler Unlimited kommt in den Serien Sport und Sahara wahlweise mit einem 2,8 l Dieselmotor mit 177 PS oder 199 PS starken 3,7-l-V6-Benziner. Beide Motoren übertragen ihre Kraft an ein Sechsgang-Schaltgetriebe oder an eine Automatik, der Diesel an eine Fünfstufen-, der Benziner an einer Vierstufen-Variante. An das jeweilige Getriebe ist der 4x4-Antrieb hintergeschaltet, der beim Unlimited „Command Trac“ heißt. Dabei handelt es sich um einen zuschaltbaren Allradantrieb mit Geländeuntersetzung. Das vom Wrangler Rubicon bekannte Extrem-Offroad-Paket mit sperrbaren Achsdiffenzialen wird beim Unlimited nicht angeboten.

Doch den Jeep kann so schnell nichts aufhalten – im Vergleich zu anderen so genannten Geländewagen schlägt sich der Wrangler mehr als wacker und zieht sich durch fast jedes Gelände, abhängig natürlich auch von der Bereifung. Bei unserem Testwagen waren die serienmäßigen 17“-Leichtmetallräder mit Bridgestone Dueller H/T in 255/75 R17 montiert, also All Terrain Pneus und keine reinen 4x4-Gummis.

Vielleicht eher störend ist die vorstehende Frontstoßstange, die wie ein gewaltiger Unterbiss aussieht, der Böschungswinkel ist bei dem kurzen und langen Wrangler aber identisch. Was sicherlich „hinderlich“ sein kann, ist der aufgrund des längeren Radstands vorhandene größere Rampenwinkel, spitze Kuppen sind so schwieriger zu überwinden. Auch abseits befestigter Wege fühlt sich der Wrangler mehr als wohl, auch wenn nur wenige der verkauften Fahrzeuge in diesem Element genutzt werden dürften.



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Der von Americar.de gefahrene Jeep Wrangler Unlimited Testwagen in der Ausstattung Sahara ist die hochwertigere Version, die aufpreispflichtige Extras beim Sport-Modell wie Nebelscheinwerfer, elektrische Fensterheber, Klimaanlage, Lederlenkrad oder Zentralverriegelung beinhaltet. Ebenfalls im Sahara-Paket: die unempfindlicheren Yes Essentials Sitzbezüge sowie volle statt halbe Türen. Aufpreispflichtiges Extra beim Sahara ist das Hardtop-Paket mit dem Namensgebenden Hardtop anstelle eines Softtops, mit dem MyGig-Infotainmentsystem mit CD-Radio-Naviagtion und 20 GB Festplatte sowie das Softtop als Option und die mittlerweile leider übliche, aufpreispflichtige Metallic-Lackierung.

Die Kabine soll fünf Personen Platz bieten, diese sollten aber nicht allzu groß sein, sonst wird der Kniewinkel sehr klein und die Fahrt unbequem. Der Einstieg nach hinten für Menschen mit Schuhgröße 45 wird fast zur Zirkusnummer, der Platz zwischen Sitz und B-Säule ist recht eng. Ich finde – dank meiner Größe von 193 cm - auch vorne nur bedingt eine bequeme Sitzposition. Die Mittelkonsole und der Allradschaltknauf stören meine Beinfreiheit, zudem lässt sich der Sitz nicht optimal einstellen und die Sitzfläche zu kurz.

Das Handling des langen Wranglers jedoch – sitzt man erstmal – ist okay. Die hohe Sitzposition vermittelt Sicherheit, doch so kantig kultig der Wrangler ist, er ist doch etwas unübersichtig: Der Überhang nach vorne ist sehr groß und nicht einzuschätzen, nach hinten wird die Sicht durch große Kopfstützen, das außen montierte Reserverad und den Scheibenwischermotor eingeschränkt. Ohne letzteres geht’s aber bei Regen nicht, so stark verschmutzt die Heckscheibe.

Das Fahrverhalten ist für einen Geländewagen typisch, dank des hohen Schwerpunkts etwas mehr wankend als bei einem PKW, der lange Radstand hat aber gegenüber dem kurzen Wrangler den Vorteil, dass das Fahrzeug z.B. auf Autobahnfahrten nicht so hoppelt.

Der 3,8 Liter V6 ist recht drehfreudig, was seine Nennleistung von 199 PS bei hohen 5.000 Touren beweist! Auch die Automatik ist stets zu Diensten, manchmal jedoch vielleicht eine Spur zu nervös und zu schaltfreudig. Dennoch, die Höchstgeschwindigkeit von 176 km/h ist flugs erreicht. Der Verbrauch ist allerdings nicht abgeregelt. Bei unseren Testfahrten ermittelten wir einen kombinierten Verbrauch von 13,9 l/100 km – ein Tribut an das Design und den Allradantrieb.

Für den Großstadtdschungel eine gute Ergänzung, die Länge von 4,7 Metern ist garagentauglich, die breiten Kunststoffstoßstangen schützen vor unliebsamen Parkremplern, sind aber beim Einparken hinderlich – zum Glück hat der Jeep Zubehör noch eine Einparkhilfe im Angebot!



Text: Thomas Frankenstein

Fotos: Marcus Berger

AmeriCar-Facts

2008 Jeep Wrangler Unlimited



Antrieb: V6, 3.778 ccm, 199 PS bei 5.000 U/min, 315 Nm bei 4.000 U/min, MPI-Einspritzung, Verdichtung 9,6:1, Vierstufen-Automatikgetriebe, Allradantrieb Command Trac

Fahrwerk: Starrachse mit Doppellängslenkern, Panhardstab und Stabilisator, Gasdruckstoßdämpfer, Schraubenfedern, Scheibenbremsen

Räder: Leichtmetallfelgen, 7x17 mit Bridgestone Dueller H/T in 255/75 R17

Länge x Breite x Höhe: 4.751 x 1.877 x 1.865 mm

Leergewicht: 1.950 - 2.125 kg

Zul. Gesamtgewicht: 2.450 kg

Anhängelast: max. 3.500 kg (gebremst)

Radstand: 2.947 mm

Wendekreis: 12,3 m

Bodenfreiheit: 253 mm

Rampenwinkel: 20,3°

Böschungswinkel: 37,7° vorne, 31,3° hinten

Tankinhalt:70 l

Verbrauch: 13,9 l kombiniert

Höchstgeschwindigkeit: 176 km/h

Preis: 33.290 Euro

Aufpreispflichtige Extras: Hardtop-Paket (3.360 Euro), Dual-Softtop (860 Euro), Metallic-Lackierung (Red Rock Rot, 600 Euro)

Testwagenpreis: 38.110 Euro

24 Bilder Fotostrecke | It's a Jeep Thing: Fahrbericht Jeep Wrangler Unlimited: AmeriCar testet den viertürigen Geländewagen #01 #02

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