Mit Hand und Herz! Geschwindigkeits-Rekord-Versuch!

US-Car Speed-Freak: 1986er Pontiac Firebird Trans Am

Mit Hand und Herz! Geschwindigkeits-Rekord-Versuch!: US-Car Speed-Freak: 1986er Pontiac Firebird Trans Am
Erstellt am 29. Juli 2009

Seitdem der Norweger Pal-Arvid Blytt, genannt Polly, in seinen jungen Jahren im Besitz eines alten Ford Granadas mit einem V8 Motor war, war er süchtig nach Geschwindigkeit. Deshalb verbrachte der Norweger viel Zeit auf Rennstrecken und bei Wettbewerben. Während seines Studiums lernte Polly einen ebenfalls nach Rennen Verrückten kennen, der ihm ein Video von einem Rennen in Nevada auf normaler Straße zeigte...

"Ich wollte dieses Rennen selber fahren“, erzählt Polly. „Jedes Mal, wenn ich mir dieses Video anschaute, bekam ich Gänsehaut“, sagt der Norweger, der das „Silver State Classic Challenge“-Rennen nicht mehr aus dem Kopf bekam. Der Traum des Norwegers war es, mit einem US Car einen neuen Geschwindigkeitsrekord in der Wüste Nevadas aufzustellen und somit ins Guinness Buch der Rekorde zu kommen. Er wollte bei der Silver State Classic Challenge (SSCC), dem Woodstock der Speed Freaks, wollte Polly gegen teure Corvetten, Ferraris und Lamborghinis antreten – mit einem „alten“ Trans Am!

Gleich drei Sachen wollte der Norweger schaffen: Zum Einen, das Rennen gewinnen, die schnellste, gemessene Zeit fahren und – das schwierigste, so meint der 36-Jährige - die schnellste Durchschnittsgeschwindigkeit herausholen. Im norwegischen Bergen arbeitete Polly fast jeden Tag an dem Pontiac, um ihn auf das Rennen vorzubereiten. Nach sieben Jahren des Aufbaus hatte er die Gelegenheit, auf einer Teststrecke von Mercedes-Benz den Wagen zu testen. Der Norweger fuhr eine unglaubliche Geschwindigkeit von 394.2 km/h und knackte dabei den Mercedes Rekord um 40 km/h – mit einem defekten fünften Gang!

Um das zu schaffen, hatte Polly aus dem Trans Am ein echtes Biest gemacht. „Nicht viele Teile sind mehr original“, berichtet der Norweger, der den Wagen so getunt hat, dass der Motor Leerlauf ausgehen würde und im Betrieb mehr wie ein Kampfjet aus dem Zweiten Weltkrieg denn als Auto klingt. Kein Wunder, schließlich steckt jetzt auch ein 8,9 Liter V8 unter der Haube. Dazu erhielt der Achtzylinder einen Kompressor und bringt es so auf 1407 PS! Für mehrere Jahre hatte Polly den schnellsten Straßenwagen in Norwegen – zugelassen versteht sich!

Polly’s Traum, an der Silver State Classic Challenge mitzufahren, war nicht ganz billig. Ein Tausende Dollar teurer Renntank, speziell angefertigte BBS-Räder und Reifen, die anstelle mit Luft mit Stickstoff gefüllt wurden, waren nötig. „Die Reifen waren das größte Problem, denn die meisten Hersteller produzieren nur Gummis, die bis 300 km/h gut sind“, erklärt Polly. Einen Hersteller zu finden, der Reifen auch für 400m km/h machte, war schwer zu finden.

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Polly wollte den Trans Am per Schiff in die USA transportieren. So ging der Wagen nach Drammen zum Hafen, um ihn auf das Schiff nach Hamburg zu verladen. „Von dort aus sollte es eigentlich per Schiff nach Los Angeles gehen, doch der Wagen wurde im Hafen vergessen“, erklärt Polly. Das nächste Schiff wäre drei Wochen zu spät gewesen, weshalb der Norweger umdisponieren musste. So wurde das Auto auf ein Schiff nach New York verladen. Dort angekommen, konnte Polly den Wagen zwei Minuten vor Feierabend des Zolls in Empfang nehmen. Nun wollte der Norweger den Trans Am selbst mit einem Trailer überführen.

Der Ort des Geschehens ist der Highway 318 – vier bis fünf Stunden Fahrt nördlich von Las Vegas in der Nähe des verschlafenen Örtchens Ely. Rund 5000 Einwohner zählt der ehemalige Minenarbeiter-Wohnsitz, in der es keine großartigen Attraktionen gibt. Nur zwei Mal im Jahr sind alle Motels in der Umgebung ausgebucht. Wenn die Schilder „No Vacancy“ zeigen, ist auf dem Highway die Hölle los! Dann sind 145 km des Highway 318 für den normalen Verkehr gesperrt. Schon Tage vor dem Event füllt sich Ely mit dem Motorensound von Lamborghinis, Ferraris, Porsches und weiteren exklusiven Rennwagen.

Polly ist nicht zum ersten Mal in Ely, vor rund sieben Jahren war der Norweger mit einer gemieteten Dodge Viper dort, um sich zu qualifizieren. Drei Tage hatte Polly den Sportwagen ausgeliehen, Zeit genug, um den Teppich und weitere unnötige Interieurteile auszubauen und einen Feuerlöscher und einen Fünf-Punkt-Sicherheitsgurt einzubauen um dann mit dem Wagen in der 265 km/h Klasse mitzufahren. Nach dem Rennen baute der Norweger die Sachen wieder ein bzw. aus und gab den Wagen anschließend mit einem breiten Grinsen zum Mietwagenunternehmen zurück.

Im Jahr 2000 holte Chuck Shafer den Rekord auf der Strecke mit 331 km/h – bei 40 Grad Celsius und 2000 m Höhe keine Leichtigkeit. „Einen neuen Rekord zu setzen, war nicht nur schwierig, sondern auch gefährlich“, berichtet Polly, „schließlich handelt es sich um keine Rennstrecke sondern um eine normale Straße!“ Nun hatte das Rennen für Polly in seinem eigenen Wagen begonnen. Zunächst fuhren die langsameren Klassen - dann kam die offene Super Sport Klasse und der tiefe, schwarze Trans Am an die Reihe. Draußen waren es 31 Grad, im Innern des Trans Ams wohl ein paar mehr, dank der schwarzen Aussenfarbe, der Helme und den Rennanzügen schwitzen Polly und sein Co-Pilot Gunnar Skjerve.

Die beiden Norweger hatten leider ein paar Probleme. „Eine Bremse ratterte und die Hinterachsöltemperatur war zu hoch, so dass wir nur 320 km/h schnell waren“, berichtet Gunnar. „Auf unserem GPS waren wir bis zu 370 km/h schnell, aber wir wissen nicht, wann und wo die Geschwindigkeit offiziell gemessen wird“, meint Polly. „Anfangs waren wir so schnell wie keiner, dann mussten wir verlangsamen“, erklärt Polly - zum Glück, denn der Reifen sah aus, als hätte jemand seine Schrotflinte darauf ausprobiert.

Abends wurden die Geschwindigkeiten bei einem Dinner verkündet: Polly hatte eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 292 km/h, der Norweger wurde jedoch von dem Sheriff Richard Hille aus Kalifornien in einem 96er Chevrolet Camaro mit 319 km/h geschlagen. Doch Polly hatte nicht verloren, der Norweger war einer von zwei Fahrern, die von 0 auf 320 km/h in weniger als einer Meile beschleunigten. Dazu gewann das Team aus Norwegen den ersten Preis für die schnellste Geschwindigkeit mit 358 km/h – der Traum ist (zum Teil) in Erfüllung gegangen!



Fotos: Camilla Smistad, Helge Skodvin, Curt Oehme

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1 Kommentar

  • ARON

    ARON

    Welche Reifen hat er also - Hersteller/Modell?

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