Rallye-Fahren mit dem Hummer: Die Wüste bebt

Amateurrallye Erg Oriental 2007//Text und Fotos: Jörg Sand

Rallye-Fahren mit dem Hummer: Die Wüste bebt: Amateurrallye Erg Oriental 2007//Text und Fotos: Jörg Sand
Erstellt am 29. April 2008

Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade, Eugen Eble und Birgit Zeuch schreiben in der konsequenten Auslegung dieses Gesetzes Rallyegeschichte. Im serienmäßigen Hummer H1 gewinnen sie die hart umkämpfte Nordafrika Rallye Erg Oriental.

Die Rahmenbedingungen in Tunesien waren nicht jedermanns Sache, insgesamt waren drei Motorradteams und drei Autoteams von „Rallyebakterien“ betroffen die sich wie „Motezumas Rache“ auch unter den Servicefahrzeugen verbreiteten. In ihrer Hinterhältigkeit infiltrierten die Bakterien auch das Presseauto, was die Berichterstattung komplizierte. Angesichts des Zustandes der „Örtlichkeiten“ in Tunesien eine wahre Herausforderung.

Die Rallyekarawane umfasste 22 Pkw, 2 LKW und 12 Motorräder so wie 10 Teilnehmer der Begleitreise.

Im serienmäßigen H1 ganz nach vorn!

Während sich die Heißsporne an der Spitze des Feldes von Anfang an eine verlustreiche Schlacht lieferten, fuhr Eugen Eble im grünen „Laubfrosch“ Hummer H1 strategisch konstant im vorderen Mittelfeld. Eble hat die „Sturm und Drang“ -Zeit schon hinter sich, die Zeiten, in denen er versucht hat, mit Turboladern, Intercoolern und sonstigem Tuning aus dem H1 ein Rennauto zu machen, sind für ihn endgültig vorbei. „Der H1 ist so wie er ist, man muss seine Vorteile im Gelände nutzen, aber ihn weitgehend original lassen, damit er hält,“ so Eble.

Bereits auf der zweiten Etappe von Douz nach Ain Essebat sprang als Belohnung ein dritter Platz für den Hummer heraus. Eble und Zeuch kamen mit den zahlreichen kleinen Dünen gut zurecht und ließen bereits einen der Favorisierten Mercedes G mit defektem Luftmengenmesser hinter sich.

Für Aufsehen sorgte auch ein zweites Hummer Team, das mit einem wahnsinnig aufgemotzten H1 an den Start ging. An dem kraftstrotzenden Monster wurde nämlich schon beim Beladen der Fähre in Genua geschraubt.

Dass die „Neulinge“ Udo und Beate Zirbes die schwere Etappe überstehen würden, hätte vorher keiner gewettet. Dafür war danach allerdings auch das Getriebe ihres Hummers im Eimer. Egal wurde halt ein anderer schwarzer Hummer als Ersatzfahrzeug auf die nächste Etappe geschickt „the Show must go on“.

Die Marterprüfung hinterließ Spuren, im Fahrerlager wurden Überstunden gemacht, um die sterblichen Überreste einiger Geländewagen aus Fernost zusammenzuschweißen.

Die dritte 300 km lange Wertungsprüfung von Ain Essebat nach El Borma kostete Ebles viel Zeit, ein Gelenk des Dreieckslenker hinten links am Laubfrosch war gebrochen und musste auf der Strecke getauscht werden.

Die WP führte über zwei Dünengürtel und viele Kilometerlange Schotterpisten. Bis der Frosch ins Ziel hüpfte war es bereits dunkel.

El Bourma ist ein Ölfeld an der Algerischen Grenze im Südlichsten Zipfel Tunesiens, das Ende der Welz so scheint es, hier kommen keine Touristen hin.

Die vierte sehr schnelle Etappe, der El Borma Rundkurs I war eindeutig das Metier der starken V8 Mercedes Rallyefahrzeuge. Der grüne Hummer zog trotz riesiger Dünen, Staub und Hitze zuverlässig seine Runde und kam auf den schnellen Pisten unbeschadet im Mittelfeld ins Biwak.

Am folgenden Tag dem El Borma Rundkurs II blieben der Vortagssieger mit defekter Zylinderkopfdichtung und der gesamt Vierte mit defektem Verteilergetriebe auf der Strecke.

Sichere Navigation schlägt Top-Speed!

Das Feld lichtete sich, die gnadenlose Materialschlacht an der Spitze forderte damit die ersten Opfer. Eble war mittlerweile in die Top 10 aufgerückt und startete morgens mit den Favoriten. Auf dem Gewusel an verschiedenen Pisten zwischen den Dünen kommt es vor allem darauf an immer die Richtige zu erwischen um sich in dem Gewirr nicht endlos zu verfahren. Birgit ist das Ass in Navigation, die studierte Kartographin ist in ihrem Element. Auf wenn ihr H1 die Topspeed der Favoriten (der schnellste Mercedes G war im Gelände mit über 170 Km/h

unterwegs) nicht mitgehen konnte hielten sie sich auf Grund fehlerfreier Navigation im Mittelfeld.

Der Ruhetag in der Oase von El Bourma wurde von allen Teams zum Check der Fahrzeuge genutzt.

Die sechste Etappe von El Borma nach Ksar Ghilane sollte das Blatt wenden. Elble fuhr den H1 nach den Vorgaben seiner Copilotin geradewegs auf dem GPS Track wie einen Panzer Düne rauf Düne runter. Ein in den Dünen befindlicher Check Point wurde nur von Eugen Eble und Birgit Zeuch gefunden sowie einem weiteren Teilnehmer. Alle anderen noch im Feld fahrenden 16 Fahrzeuge fuhren vorbei. Es hagelte hohe Strafzeiten.

Auf der verflixten siebten Etappe, es musste ein 90 KM Dünenrundkurs um die Oase Ksar Gilane gefahren werden, kolabierte der Gesamtführende nach einer Reparatur (Spurstangenwechsel) an seinem Wagen. Das Gelände war extrem schwer zu fahren, zwischen den kleinen Dünen war gerade genug Platz um ein Auto zu versenken, der Hummer H1 war mit seinem gutem Böschungswinkel im Vorteil. Eugen Eble und Birgit Zeuch zogen zuverlässig ihre gerade Bahn durch die tückischen Dünen und übernahmen die Führung. Damit erfüllte sich für den Hummerspezialisten aus Lahr ein lang ersehnter Traum. Eble versucht seit drei Jahren im Hummer ein vorzeigbares Rallyeergebnis zu erzielen. Mit seriennaher Technik und einer hervorragend arbeitenden Copilotin aus Koblenz deutete sich nun eine kleine Sensation an.

Auf der achten Etappe konnte Eble mit dem zweiten Platz seine Führung sogar noch ausbauen, jetzt galt es nur noch das Ergebnis sicher ins Ziel zu fahren.

Von Ksar Gilane nach Matmata mussten die Teilnehmer eine harte 280km lange WP über Schotterpisten bewältigen. Hier gab es für den Hummer nichts zu gewinnen sollten sich doch die anderen um den Tagessieg streiten, auf den Pisten ist eh nicht das Terrain des H1, zu leicht.

Elble fuhr sicher und gemütlich im Mittelfeld.

Die letzte Etappe führte 30 km am Strand vom Hamamet entlang. Elble genoss die Fahrt im tiefen und nassen Sand, der Sieg war ihm sicher, so störte es auch nicht das der schwarze Ersatz Hummer des Hunting Heads Team vor Ihm ins Ziel fuhr.

Eble und Zeuch haben die 3.600 KM lange Rallye auf den 3 anspruchsvollsten Etappen gewonnen, da wo das Gelände so schwer war das nicht mal Kamele dort lang laufen. Die extreme Geländegänigkeit des H1 und die hervorragende Navigation von Birgit Zeuch waren der Schlüssel zum Erfolg.

Weitere Infos unter: www.marathonrally.com



Wertung



1. Eugen Eble/Birgit Zeuch D Hummer H1 49:09:41

2. N. Lürkens/N. Simon D Mercedes 500GE 51:24:25

3. S. Arendt/T. Giering D Land Rover 51:27:38

51 Bilder Fotostrecke | Hummer H1 siegt bei der Erg Oriental 2007: Eugen Eble und Birgit Zeuch schreiben Rallyegeschichte. Im serienmäßigen Hummer H1 gewinnen sie die hart umkämpfte Nordafrika Rallye Erg Oriental. #01 #02

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