Betagte Stufenlösung

Limousinen auf dem Abstellgleis

Betagte Stufenlösung: Limousinen auf dem Abstellgleis
Erstellt am 11. Dezember 2020

Europa machte den Anfang und mittlerweile ziehen die USA und selbst China nach. Limousinen sind bei den Kunden immer weniger gefragt. Viele werden verschwinden oder haben das bereits getan.

Vom europäischen Automarkt waren ein Opel Rekord, Ford Granada, Peugeot 605 oder VW Passat jahrzehntelang kaum wegzudenken. Doch die Zeiten, in denen die europäischen Hersteller den gigantischen US-Limousinen in Design und ihren Proportionen nacheiferten, sind lange vorbei.

Auf den Straßen der USA, Japan, Frankreich, Italien oder selbst dem zur Autonation Nummer eins aufgestiegenen China rollten jahrzehntelang in erster Linie klassische Limousinen. Sie hießen je nach Landessprache auch Sedan oder Berline und standen bei den Menschen hoch im Kurs. Wer es sich leisten konnte, belächelte Klein- oder Kompaktmodell und stieg in eine Limousine der Mittel-, Ober- oder gar Luxusklasse. Eine Limousine charakterisiert sich als Fahrzeug für vier bis sechs Personen in zwei Sitzreihen mit festem Dach. Zumeist verfügt das Modell über vier Türen sowie Motor- und Heckklappe. Allen gemein ist, dass ihnen die Fahrbahn unter den schwarzen Reifen in den vergangenen Jahren immer dünner wird, denn aus der einstigen SUV-Welle ist viel längst mehr als nur ein Fahrzeugtrend geworden.

Egal ob Kleinwagen oder Luxusmodell – scheinbar jeder steht mittlerweile auf einen SUV. Das macht nicht nur den klassischen Limousinen das Leben schwer, sondern insbesondere auch den Schrägheckmodellen und Coupés, deren Bedeutung in den vergangenen Jahren trotz viertüriger Design-Eskapaden immer kleiner wurde. Ohnehin nur auf einigen wenigen Märkten gefragt sind Kombis und Caravans. Sie erfreuen sich in Ländern wie England, Deutschland, Schweiz, Österreich und Italien einer nach wie vor nennenswerten Beliebtheit; sind in den USA jedoch von wenigen Ausnahmen abgesehen längst von den Straßen verschwunden.

Wurde das Straßenbild in Europa, Asien und Amerika von den 1940er Jahren bis in die frühen 2000er-Jahre von Limousinen bestimmt, so sieht dies mittlerweile anders aus. So überrascht es nicht, dass Hersteller in Japan oder den USA nunmehr weitere Modelle vom Markt genommen haben, die einst echte Bestseller waren. Fahrzeuge mit dem einst so charakterstarken Drei-Box-Design tun sich beim Kunden schwerer denn je und es scheint, als könnte der Trend niemals wieder zurückkommen.

Wenn überhaupt lassen sich Limousinen nur noch ertrag- und volumenreich verkaufen, wenn das Markenlogo eines Premiumherstellers auf Motorhaube und Radnaben prangt. Gerade in der Mittelklasse dürften die Limousinen mittelfristig noch weiter unter Druck geraten. Dabei kommt die Gefahr nicht allein von der Konkurrenz oder den übermächtigen Crossovern, sondern nicht zuletzt aus dem eigenen Hause.

Derweil sind in den USA die einstigen Dauerbrenner-Limousinen nahezu komplett aus den Modellportfolios verschwunden. Auch wenn die Nachfrage nach Limousinen hier gerade in der Volumen-Mittelklasse noch groß ist. In den USA wurden im vergangenen Jahr gut 17 Millionen Autos verkauft, etwa fünf Millionen davon waren Limousinen. Das sind weitem nicht die prächtigen Zahlen des letzten Jahrhunderts, als die berühmten Straßenkreuzer das Straßenbild zwischen New York und Los Angeles beherrschten. Chevrolet Impala, Ford Fusion / Taurus und wohl auch der Chrysler 300C sind längst Altmetall. US-Klassiker wie der Ford Five Hundred oder der Chrysler New Yorker / Dodge Intrepid gibt es zwischen Los Angeles und New York nicht mehr und auch der Polizei- und Taxi-Dauerläufer Ford Crown Victoria hat als Limousine längst das Zeitliche gesegnet.

 

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