American Beauty: Oldsmobile

One Fine Fifty-Nine: 1959 Oldsmobile 98

American Beauty: Oldsmobile : One Fine Fifty-Nine: 1959 Oldsmobile 98
Erstellt am 29. August 2009

Der 1959er Oldsmobile 98 ist ein wahrer amerikanischer Straßenkreuzer, erst recht wie hier als Cabriolet. Wie viele andere US Cars aus dem Hause GM folgte auch der Oldsmobile dem so genannten "Linear Look", GM’s Antwort auf das extravagante Design bei Chrysler seit dem 57er Modelljahr.

Schon in den 50er Jahren gab es das heute Platform-Sharing genannten Bauteileprogramm, bei dem der Hersteller durch die Übernahme von Teilen Geld in der Entwicklung von Fahrzeugen sparen konnte. Auch beim 59er Modell, das auf einem neuen Rahmen aufbaute, sollten sich viele Teile bei und von anderen GM-Marken und Modellen wiederfinden.

Unter der Haube steckte bei Oldsmobile seinerzeit aber immer ein Oldsmobile-Motor, zumindest werkseitig! Während in der Dynamic 88 Serie nur der 371-ci-V8 (270 PS) verfügbar war, gab es für den Super 88 und die Modelle der 98 Serie den robusten 394 ci als Standard-Motorisierung. Der Olds-Motor produzierte 315 PS bei 4.600 U/min und 587 Nm Drehmoment und wurde an ein vierstufiges Jetaway Automatikgetriebe angeflanscht, während die einfacheren Modelle serienmäßig mit einem Dreigang-Schaltgetriebe mit Lenkradschaltung ausgeliefert wurden. Technisch gesehen gab es zum 59er Modelljahr einige Verbesserungen, so die so genannten „Air Scoop“ Bremsen mit kleinen Finnen auf den Trommeln oder die „Roto Matic“-Servolenkung.

Top-Modell: Ninety Eight

Das 1959er Modelljahr bei Oldsmobile bestand aus insgesamt 17 Modellen in den Serien Eighty-Eight, Ninety-Eight, Super Eighty-Eight. Während die Hardtop Modelle Holiday und die Station Wagons Fiesta genannt wurde, blieb ein Cabriolet ein Convertible.

Gegenüber dem Vorgängermodell waren die 1959er Oldsmobiles zwar immer noch riesig, kamen aber mit eher verkümmerten Flossen. Die Karosserie wirkte wuchtiger und niedriger und hatte weniger exzessiven Chromtrimm und kam im so genannten „Linear Look“. Der 98 kam mit einer so genannten "Vista Panoramic" Frontscheibe, die vertikalen Heckflossen beginnen bereits in der Höhe der Tür und enden in leicht konturierten Rockets. Beim Ninety-Eight gab es ein besonderes, geriffeltes Alu-Blech, das die Buchstaben OLDSMOBILE trug. Das Front Styling war für die damalige Zeit typisch konservativ und dennoch mit viel Chrom. Die Standlichter saßen zwischen den beiden Hauptscheinwerfern und der Grill bestand aus flachem Aluminium-Streben.

Cabriolet-Fahren zu sechst!

Das massive Lenkrad dominiert den Innenraum des Cabriolets mit seinem symmetrisch aufgebauten Armaturenbrett, das mit stylishen und gut ablesbaren Instrumenten aufwartet. Wie bei vielen Autos aus den Fünfziger Jahren war der Tachometer als Bandtacho ausgeführt. Abhängig von der gefahrenen Geschwindigkeit zeigte der Tacho das Tempo in Grün, ab 35 Meilen pro Stunde in gelb-orange und ab 65 mph in rot an.

Die 59er Oldsmobile Kunden konnten zwischen 15 verschiedenen „Magic-Mirror“ Außenfarben wählen, dazu kamen rund 60 verschiedene Designs und Polsterungen für das Interieur und das Cabriolet-Dach, genannt „Toptex“ war in sechs Farben erhältlich.

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Der hier gezeigte 59er 98 gehört Bruno Häfliger aus Mülheim an der Ruhr. Der gebürtige Schweizer fährt schon seit unzähligen Jahren Amerikanische Autos. „Mein zweites normales Strassenfahrzeug in Zürich war ein Studebaker Silver Hawk Coupe“, erzählt der pensionierte Flugzeugtechniker, der sich fortan dem American Way of Drive verschrieben hatte.

Bedingt durch seine Arbeit kam Bruno viel herum und sah viele schöne US –Cars, denen er oft nicht wiederstehen konnte. So fuhr Bruno bis heute rund 15 amerikanische Fahrzeuge, die heute zum Teil echte Klassiker sind – zu beneiden, oder?

Unter diesen US Cars waren ein Buick Invicta, 73er Pontiac Firebird Formual 400, 59er Dodge Custom Royal Cabriolet. “Das war der erste Wagen, den ich selbst total restaurierte“, berichtet Bruno. Es folgten viele weitere amerikanische Klassiker, wie ein 61er Chrysler New Yorker, 58er Buick Super mit Low Mileage oder ein 59er Cadillac Eldorado.

Viele Fahrzeuge kaufte Bruno, der einen Wohnsitz in Miami, Florida (USA) hat, direkt in den USA vor Ort und fuhr in seinen Urlauben seinen jeweiligen Neuerwerb auf eigener Achse zum Hafen in den Staaten und holte diese auch im Hafen von Bremerhaven ab, um mit ihnen in sein Heimatland zu importieren. Doch nicht alle US Cars stammten direkt aus den Staaten. „1976 kaufte ich in London einen fast makellosen 1966 T-Bird Town Landau, der sich heute noch in meinem Besitz befindet.

Selbstabholer in den USA

Den 59er Oldsmobile entdeckte der 68-Jährige in der Hemmings Motor News, einem renommierten Klassiker-Magazin mit Branchenverzeichnis-Charakter und jeder Menge Verkaufsanzeigen. „Der Wagen war ein Survivor und war eigentlich in einem überraschend guten Zustand und lief einwandfrei“, erzählt Bruno, „Ich fuhr damit von Oshkosh, Wisconsin über New-York nach Quakertown in der Nähe von Philadelphia, wo mein Freund die Verschiffung von Port-Elizabeth, New Jersey nach Bremerhaven arrangierte.“ Von Bremerhaven fuhr der Schweizer sein neues Cabriolet gleich durch nach Zürich und später zurück nach Mülheim an der Ruhr.

Dort angekommen inspizierte der Flugzeugtechniker den Olds erst einmal gründlich. „Wenn man einmal beginnt zu schrauben kommt doch Einiges zu Vorschein und ich habe dann ziemlich alles auseinandergenommen und restauriert“, meint Bruno. Was er allerdings unangetastet ließ waren der 394er Rocket Motor und das Automatikgetriebe. Die meisten Arbeiten erledigte der Techniker selbst. Nur wenige Arbeiten gab der Schweizer in fremde Hände wie zum Beispiel das Sandstrahlen, einige wenige Schweißarbeiten oder das neue Cabriodach.

Neverending Story...

Ein nettes Detail hat sich der Schweizer auch einfallen lassen, in einer GM Under-Dash Tissuebox steckt ein modernes Kassettenradio. Mittlerweile hat der 68-Jährige den Olds schon über zehn Jahre, bedingt dadurch weil er zeitweise berufsbedingt abwesend war. Doch auch jetzt als Rentner kann Bruno nicht stillstehen. „Zur Zeit restaurierte ich wieder einen Wagen, den ich behalten werde, einen 59er Ford Skyliner Retractable Hardtop mit 352 Police Interceptor V8 und Cruise-O-Matic Getriebe“ erklärt Bruno. Den Wagen hatte der Techniker in Bloomington, Illinois gekauft und irgendwann in Zürich verkauft. „Ich hab ihn nach ca. 8 Jahren vom gleichen Mann (mit inzwischen vielen Kindern) zurückgekauft“, erzählt der 68-Jährige, der jede Ausfahrt mit seinem 59er Ninety-Eight genießt…



Text & Fotos: Thomas Frankenstein

AmeriCar-Facts

1959 Oldsmobile 98 Convertible



Antrieb: OHV-V8, 394 ci, 6456 ccm, 315 PS bei 4.600 U/min, Rochester-Vergaser, Doppelrohrauspuffanlage; Vierstufen-Automatik, Heckantrieb

Fahrwerk: Einzelradaufhängung vorne, Schraubenfedern, Öldruckdämpfer, Trommelbremsen; Starrachse hinten, Blattfedern, Öldruckdämpfer, Trommelbremsen

Räder: 14“-Stahlfelgen mit Oldsmobile Radkappe auf BF Goodrich Silvertown Weißwandreifen in 9.00x14“

39 Bilder Fotostrecke | American Beauty: 1959 Oldsmobile 98 #01 #02

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