Aus erster Hand mit 32.000 Meilen: 1969er Cadillac Eldorado

Cadillac-Schatz als Erbe aus Kalifornien

Aus erster Hand mit 32.000 Meilen: 1969er Cadillac Eldorado: Cadillac-Schatz als Erbe aus Kalifornien
Erstellt am 8. April 2009

Von Zeit zu Zeit tauchen immer wieder hier und da Autos auf, die als Scheunen- oder Garagenfunde bezeichnet werden. Jahre- wenn nicht gar Jahrzehnte lang schlummerten diese automobilen Schätze in irgendwelchen Gemäuern oder eingemauert in einem Versteck. Auch bei diesem Auto handelt es sich um einen kleinen Schatz, das aus dem Erbe einer alten Dame aus dem sonnigen Kalifornien stammt.

Heutzutage amerikanische Autos zu finden, die aus erster Hand sind und /oder nur wenige Kilometer bzw. Meilen auf dem Zähler haben, ist sicher schwieriger als eine Mercedes E-Klasse aus Rentnerhand mit wenig Kilometern. Aber solche Geschichten gibt es noch, wie uns der AmeriCar.de-Leser Berti van Thom erzählte.

Im Herbst 2008 reiste Berti van Thom wieder einmal in die Staaten und wollte auf diesem Wege seinem alten Freund Peter in Huntington Beach, einem kleinen Vorort von Los Angeles, einen Besuch abstatten. „Hin und wieder hatte ich ihn besucht und von schönen Autos geschwärmt, wenn wir durch die Strassen von Huntington Beach fuhren“, erinnert sich der Essener. Eines Tages, so war der Plan, wollte Berti mal ein echtes Schmuckstück mit nach Hause nehmen. Nur etwas wirklich Besonderes zu finden war nicht leicht, und wem sollte man trauen? „Die amerikanischen Gebrauchtwagenhändler hatten nicht den besten Ruf“, erklärt Berti.

Überraschung am Flughafen

Als Berti von Peter am Flughafen abgeholt wurde, erzählte dieser dem Reisenden von einer Überraschung, die es in sich haben sollte: 472 ci, 375 PS und aus 1. Hand! Es handelte sich um den hiergezeigten, schwarzen 1969er Cadillac Eldorado, der 14 Jahre im Schaufenster des ortsansässigen Neuwagenhändlers als Blickfang gestanden hatte.

Das Gute war, dass der Wagen nicht weit weg von Peters Haus war. „Nicht weit konnten in Peters Entfernungsverhältnissen auch schon mal so 200 - 300 km sein, denn Amerika ist gross und Peter ist lange Strecken gewohnt“, erzählt der 48-Jährige. „Zuhause angekommen meinte Peter schließlich 'Komm, wir gehen mal ´rüber und sehen uns den Wagen an'“ - der Wagen stand bei Peter's Nachbarn gegenüber!

In dem Nachbarhaus hatte lange Zeit eine sehr nette, ältere Lady gelebt, die nun nach fast einem Jahrhundert eleganten Lebens leider verstorben war. Dementsprechend muss die Dame wohl um die 70 gewesen sein, als sie den Cadillac gekauft hat. Erst 1983 war der Wagen erstmals zugelassen worden und hatte in den Jahren danach nur selten den Weg aus der Garage auf die Strassen des sonnigen Südkalifornien gefunden. Insgesamt 32.000 Meilen ist der Wagen in 25 Jahren gelaufen.

Erstzulassung: 1983!

Der Sohn der verstorbenen Dame empfing die beiden in der Garageneinfahrt und nach einem langen, lauten Knarzen schwenkte der elektrische Toröffner das Tor nach hinten und Berti erblickte den Eldorado in „Sable Black“. Sein Herz schlug in die Höhe, aber er versuchte, cool zu bleiben, da er befürchtete, er könnte sonst den Preis in die Höhe treiben. Der Junior wusste, was seine Mutter ihm hinterlassen hatte, aber er wollte das Auto verkaufen, weil der Platz in der Garage für seinen Minivan, seinen BMW und den Cadillac nicht reichen würde. Berti und der Sohn wurden sich schnell einig und ein angemessener Dollarbetrag wechselte die Hosentasche und das Auto die Garageneinfahrt.

Im 1967er Modelljahr kam der Eldorado mit einem innovativen Antriebskonzept auf den Markt, der seine Premiere bereits ein Jahr zuvor im Oldsmobile Toronado hatte: Der Frontantrieb! Auf Basis des Olds entstand der Eldorado, der von dem legendären Corvette-Designer gestylt wurde. Der Eldorado war nur als Hardtop Coupe und mit einer Motorisierung erhältlich: 429 ci-V8, also einem V8-Motor mit stolzen sieben Litern Hubraum. Dieser sollte allerdings zum 68er Modelljahr mit dem 472er V8 getauscht und getoppt werden. Der 375 PS starke V8 gab seine Leistung über die Kurbelwelle und Wandler an ein Dreistufen-Automatikgetriebe weiter, an das die Kraft mittels Kette auf die Vorderachse übertragen wurde.

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Das Design von Bill Mitchel verpasste dem wuchtigen Coupe ein bildschönes Äußeres mit versteckten Scheinwerfern und leicht gefinnten Rückleuchten. Im Innern erwartete die Fahrgäste jeglicher erdenklicher Luxus, von Leder über elektrische Fensterheber sogar bis zu einer automatisierten Klimaanlage, bei der eine Temperatur (in °F) eingestellt wird.

Nach einem leichten Update zum Modelljahr 1968 - u.a. kamen die Eldorados nun mit den gesetzlich vorgeschriebenen Seitenmarkierungsleuchten - sollte das Luxus-Coupe für 1969 ein paar Änderungen erhalten. Die auffälligsten sind sicherlich die nun offenstehenden Scheinwerfer und die fehlenden kleinen Ausstellfenster. Im 69er Modelljahr konnte Cadillac nur rund 24.000 Eldorados zum Stückpreis von 6.605 Dollar aufwärts verkaufen.

Neue Reifen, Bremsen und Auspuff

Autos mit geringer Laufleistung stehen sich kaputt – so die langläufige Meinung in der Szene, doch das war bei diesem Eldorado nur bedingt der Fall. Und so bestand der Rest des Urlaubes nur darin, neue Reifen montieren zu lassen. Dazu ließ Berti bei A-1 Muffler in Santa Ana eine komplette Edelstahl Auspuffanlage bauen und die Bremsanlage überholen.

„Alles andere war in exzellentem Zustand und blieb bis auf eine gründliche Reinigung unangetastet“, erzählt Berti, der noch den Eldorado persönlich zum Hafen brachte. „Die originalen `Black Plates´ habe ich noch schnell abgeschraubt, im Handgepäck waren sie vor Souvenir-Jägern sicherer“, erzählt der Essener, der seinen automobilen Schatz mittlerweile in Deutschland in Empfang genommen hat.

AmeriCar-Facts

1969er Cadillac Eldorado



Antrieb: OHV-V8, 472 ci, 7.734 ccm, 375 PS bei 4.400 U/min, Rochester-Vierfach-Vergaser, Doppelrohr-Edelstahl-Auspuffanlage; Dreistufen-Automatik (TH-350), Frontantrieb

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung, Drehstabfedern, Gasdruckdämpfer, Stabilisator, Scheibenbremsen; hinten Starrachse, Blattfedern, vier Gasdruckdämpfer, Trommelbremsen

Räder: 6x15“-Stahlfelgen mit Radkappe auf American Classic 235/75 R15 mit Weißwand

Sontiges: Erstzulassung 1983, aus 1. Hand, Farbe: „Sable Black“, Optionen: Automatic Climate Control 516 $, einteilige Fußmatte vorne und hinten 20 $, getönte Scheiben 53 $, Kopfstützen 18 $, Lederpolsterung 158 $, Zentralverriegelung mit Ausstiegshilfe 68 $, AM/FM Stereo Radio 288 $, elektr. verstellbare Sitze vorne 90 $, Dreipunkt-Sicherheitsgurte 32 $, höhen- und längenverstellbare Lenksäule 95 $, Trompeten Huoe 16 $, Kofferraumfernentriegelung 32 $, Dämmerungslichtautmatik "Twilight Sentinel" 37 $, Vinyldach 158 $, Weißwandreifen 83 $

38 Bilder Fotostrecke | Aus erster Hand mit 32.000 Meilen: 1969er Cadillac Eldorado: Cadillac-Schatz als Erbe aus Kalifornien #01 #02

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2 Kommentare

  • nubby

    Nubby

    Sehr schönes und auch seltenes Modell. Hab ich glaub ich noch nie in echt gesehen.
  • Dodge_Boy

    Dodge_Boy

    oh lovely, moment, den hab icke doch auf den technoclassica bildern gesehen - zu verkaufen? wieviel?

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