Amerikanisches Auto aus Kanada: 1965er Pontiac Parisienne Convertible

Seltenes Pontiac Cabriolet als Mitbringsel aus dem USA Urlaub

Amerikanisches Auto aus Kanada: 1965er Pontiac Parisienne Convertible: Seltenes Pontiac Cabriolet als Mitbringsel aus dem USA Urlaub
Erstellt am 21. April 2009

Das Besondere an diesem Pontiac fällt nur Insidern auf. Er klingt europäisch, sieht aus wie ein Bonneville, ist aber ein ParisienneEs handelt sich nämlich um einen Parisienne. Kurz gesagt: ein amerikanisches Auto aus Kanada. Tatsächlich steckt unter diesem US-Car weitgehend Chevrolet-Technik. Chassis und Antrieb bestanden somit üblicherweise aus einem 283- oder 327-ci-Small-Block-V8 mit Zweistufen-“Powerglide“-Automatik. Das Wide-Track-Fahrwerk hingegen ist dem dem amerikanischer Pontiacs identisch. Die Gründe für diesen heute schwer nachvollziehbaren GM-Mix sollen die Zölle zwischen den USA und Kanada gewesen sein.

Björn Grudzinkas war genau nach einem solchen US-Car auf der Suche. Der 32-Jährige hatte sich in das 1965er Pontiac Parisienne Cabriolet verguckt und da sich in der Heimat nichts passendes finden ließ, machte er sich in den Staaten auf die Suche.

2002 machte der Beamte Urlaub durch Kalifornien, Nevada und Arizona. Während der klassischen Tour von Pomona über Las Vegas ging es auch nach Phoenix, wo er eines abends in einer Kneipe an die Telefonnummer einer älteren Lady gekommen war. „Die Dame hatte den Pontiac seit langem in der Garage stehen“, erzählt Björn, der sich mit der Dame verabredet und schließlich gekauft hat.

Doch das vermeintliche Schnäppchen stellte sich nach der Ankunft in Deutschland als jede Menge Arbeit heraus. „Der Pontiac Parisienne war nach USA-Standards restauriert – eine Katastrophe“, erinnert sich der 32-Jährige an seine US-Car Baustelle, „voll der Blender, alles genietet und viel, viel Spachtel!“

Während sich die Karosserie also in einem - sagen wir mal - desolatem Zustand befand, waren Motor und Getriebe gut überholt. Und das war wichtig, schließlich handelte es sich bei dem US-Car um ein recht seltenes Parisienne Modell aus Kanada, das nur 2.430 mal gebaut worden war. Zudem kam der 283-ci-V8 mit der beliebten Tri-Power-Anlage bestehend aus drei Rochestern-Doppelvergasern.

Nach dem anfänglichen Schrecken machte sich der Bad Godeberger ans Werk und an eine Restauration seines importierten Cabriolets. Dabei wurde die Karosserie von dem Rahmen abgehoben, damit man so besser an die Bodenbleche kam, die allesamt mit neuen Repro-Blechen von Classic Industries ausgetauscht wurden. „Ich hatte während der Recherche herausgefunden, dass die Bleche von dem 1965er Chevy Impala Cabriolet passen“, berichtet Björn.

Auch die vorderen Kotflügel und die hinteren „Quarter Panels“ des US-Cars wurden mit rostfreien Blechen ersetzt, diese stammten allerdings wie auch die Türen von Steve's Junkyard „Pontiac Heaven“. „Da alles äußerliche mit geringen Modifikationen baugleich mit dem Pontiac Catalina / Grand Prix ist, war dies recht unkompliziert zu finden. Die Logistik, die Teile nach Deutschland zu bekommen, war viel schwerer,“ erklärt Björn.

So wurde das Parisienne Cabriolet ein zweites Mal aufgebaut, dieses Mal aber mit deutscher Gründlichkeit und in Eigenregie, denn Björn handelte frei nach dem Motto: „Mach's dir selbst, sonst machts dir keiner!“ Björn war zwar kein Neuling in dem Fach US-Cars, er hatte rund zehn Jahre einen 79er Chevy Camaro in der Garage stehen, aber dem normalen Schrauber sind natürlich Grenzen gesetzt, sein Vater, gelernter Kfz-Meister und seine Frau und ein paar Freunde halfen, und die Lackierung im originalen „Mist Blue“ überließ der 32-Jährige den Fachleuten.

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Da der Parisienne auch als Pontiac Exportmodell in zahlreiche Länder verkauft wurde - übrigens auch offiziell nach Deutschland - , machte Björn auf der Suche nach teilen für dieses außergewöhnliche amerikanische Auto nicht nur die Ebay-Seite aus Amerika, sondern auch aus allen anderen Ländern unsicher. So fand der Bad Godesberger die Parisienne-Schriftzüge z.B. in Australien.

Auch die Technik des US-Cars wurde bei der mehrjährigen Resto nicht vernachlässigt. So spendierte der Beamte dem Cabriolet eine ordentliche Bremsanlage bestehend aus einem Zweikreis-System und überholte die Aufnahmen der Karosserie und das komplette Fahrwerk. In diesem Zusammenhang gab es gleich noch ein paar spezielle Schraubenfedern, die den Parisienne nun 40 mm tieferlegen und die 215/75er Weißwandreifen nicht allzu verloren in den Radhäusern aussehen lassen.

Das Interieur wurde mit Teilen von Ames Performance Engineering aufgefrischt. Sitzpolster, Türverkleidungen und Armlehnen stammen von dem sehr anständig arbeitenden Pontiac Spezialisten aus den USA. Das originale AM-Radio wurde gegen ein AC Delco AM/FM-Radio ausgetauscht und eine Power Antenna nachgerüstet.

Seinen großen Tag hatte das Pontiac Parisienne Cabriolet im letzten Jahr in Verl-Kaunitz auf dem Straßenkreuzer-Festival. Doch die erste Ausfahrt ging wegen einem verbrannten Zündkontakt per ADAC nach Hause. Björn machte Nägel mit Köpfen und riss die Kontaktzündung zu Gunsten einer kontaklosen, elekronischen Zündanlage von Mallory heraus und ist seitdem ohne größeren Probleme unterwegs.

„Soweit es die Zeit und das Wetter erlaubt, bin ich mit meiner Frau und meinem Kind auf Treffen immer gerne dabei“, erklärt Björn – na dann allzeit Gute Fahrt!

AmeriCar-Facts

24 Bilder Fotostrecke | Exportmodell: 1965er Pontiac Parisienne Convertible: Seltenes Pontiac Cabriolet als Mitbringsel aus dem USA Urlaub #01 #02 1965er Pontiac Parisienne Convertible



Antrieb: OHV-V8, 283 ci, 4.637 ccm, 230 PS bei 4.800 U/min, Rochester-Doppelvergaser-Anlage (Tri-Power), Mallory-Zündanlage, GTO-Luftfilter, Flowmaster-Schalldämpfer, Doppelrohr-Auspuff

Fahrwerk: Einzelradaufhängung vorne, Schraubenfedern, Herb Adams-Gasdruckdämpfer, Performance-Sport-Schraubenfedern, 40 mm Tieferlegung, Stabilisator, Trommelbremsen; Starrachse hinten, Performance-Sport-Schraubenfedern, Koni-Gasdruckdämpfer, 40 mm Tieferlegung, Trommelbremsen

Räder: Cragar SS, 7x14“ mit Sonic Astra II 215/75 R14 Weißwandreifen

Sonstiges: Farbe: „Mist Blue“ (GM), Interieur mit Ames Performance Engineering-Teilen erneuert (Sitzpolster, Armlehnen, Türteppich), AM/FM Radio mit Infinity-Lautsprechern

1 Kommentar

  • thomas1

    Thomas1

    Lecker! Ich seh schon, wir brauchen in D mal einen Pontiac-Day!!! Mit Autos wie diesen und schönem Wetter.

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