Aller Laster Anfang: 1950er Chevrolet 3100 Pick Up

Traumwagen aus den USA wurde zum Alptraum...

Aller Laster Anfang: 1950er Chevrolet 3100 Pick Up: Traumwagen aus den USA wurde zum Alptraum...
Erstellt am 27. Juli 2009

Nicht nur Personenwagen, egal ob Straßenkreuzer oder Muscle Cars aus den USA haben ihren Reiz, auch die Pick Ups aus Amerika haben viele Liebhaber!

Auch Christian Wutzler aus Kaarst entdeckte eines Tages sein Faible für die Fahrzeuge mit Ladefläche. „Meine Vorliebe für amerikanische Fahrzeuge beruht auf der Tatsache, dass ich lange Zeit in den USA gelebt habe“,erzählt Christian, der als 17jähriger mit seinen Eltern aufgrund eines Jobangebotes für seinen Vater in die USA gezogen ist.

Klar, dass sein erstes Auto echtes Detroit Iron war, genauer gesagt, ein 1972er Dodge Dart Swinger, den er seinem Vater für 700 Dollar abgekauft hatte! Der Kaarster blieb in den USA und lernte seine heutige Frau kennen. „Wir hatten in Kalifornien wohnte ein Haus mit großem Grundstück zu pflegen“, erklärt Christian, „um größere Mengen Gartenabfall abzutransportieren lieh mir einer unserer Nachbarn seinen 1952er Chevy 1/2 Ton Pick Up aus.“ Der alte Pick Up war ziemlich heruntergekommen und hatte seine Macken, machte aber dem Wahl-Kalifornier so viel Spaß, dass er bald einen eigenen Laster haben wollte – das sollte aber noch viele Jahre dauern!

Denn es stand – nach 15 Jahren USA – der Umzug zurück nach Deutschland an. „Diesmal war es meine Frau, die einem Jobangebot in "Good Old Germany" nicht widerstehen konnte!“, erinnerte sich Christian. Doch auch in Deutschland schwirrte dem heute 50-Jährigen ein Pick Up immer noch im Hinterkopf herum. Ein Aufenthalt im Krankenhaus ließ den Gedanken, seinen Traum zu erfüllen und einen alten Pick Up zu kaufen, wieder aufleben. Drei Wochen lang hatte der Kaarster viel Zeit, in Magazinen zu lesen und er fasste den Entschluss, wenn er aus dem Krankenhaus kommt, sich den Pick Up seiner Träume zu kaufen.

„Ein Chevy 1/2 Ton Pick Up musste es sein, als Short Bed der Baujahr 1950 bis `52 und mit einem Custom Cab mit drei kleinen Fenstern nach hinten“, berichtet Christian. Der Kaarster wollte ein möglichst unverbasteltes Fahrzeug in gutem, rostfreien Zustand zu erwerben. „Ich wollte keinen Hot Rod, sondern Ziel war es, ein Fahrzeug auf die Räder zu stellen, das technisch zwar etwas aufgefrischt wurde, aber trotzdem noch wie das Original aussieht und fährt“, erklärt der 50-Jährige und machte sich auf die Suche. „Wie viele andere, wurde auch ich bei Ebay fündig“, erzählt Christian, der wochenlang verschiedene Auktionen verfolgt und mitgemacht hatte und schließlich auf ein Angebot für einen Pick Up in Kansas stieß.

Mehrere E-Mails und Faxe über den Atlantik hin und her folgten. „Nach Durchsicht vieler Bücher und Magazine kannte ich alle Schwachstellen des Chevy "Advance Design Series" Pick Ups der Nachkriegsjahre“, berichtet Christian. „Doch dieser Pick Up in Kansas war“, so versicherte man dem Kaarster, „in bestem Zustand und auch Rost war kein Thema.“ Die Bilder in Ebay und zusätzliche Bilder sowie die Versicherungen des Verkäufers überzeugten Christian schließlich und er gab eines Abends sein endgültiges Gebot ab. „...und drei, zwei, eins ... der Pick Up war meins!“.

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Doch damit hatte die Geschichte im September 2002 erst begonnen! Die nächsten Wochen, Monate wurden damit verbracht, zuerst den Kauf abzuwickeln und dann einen Spediteur zu finden, der den Pick Up nach Kalifornien zu seinem Schwager überführen würde. „Ende November traf das Fahrzeug dann endlich in Kalifornien ein und auch die ersten nicht vom Verkäufer geschossenen Bilder bei mir ein“, berichtet Christian, der bis dato den Pick Up nur auf Bildern gesehen und nicht in Natura gesehen hatte, weshalb er sich entschloss, über die Weihnachts-/Neujahrsfeiertage in die Staaten zu fliegen, um sich selbst ein Bild zu machen.

Dort angekommen stand der Kaarster anstatt vor einem restaurierungsbedürftigen aber rostfreien Fahrzeug vor einer Ruine. „Rost war überall, auch in jenen Ecken nach denen ich speziell gefragt hatte, konnte man durch die Rostlöcher auf die Fahrbahn sehen“, erinnert sich der 50-Jährige. „Der Motor lief eher schlecht als recht und es tropften sämtliche Betriebsflüssigkeiten. Das Holz der Pritsche war verrottet und die Innenausstattung - wenn man sie so nennen durfte - war wohl in Heimarbeit erstellt worden“, meint Christian, der nun zwei Möglichkeiten hatte. Entweder er verkaufte den Pick Up innerhalb von einer Woche oder er fand jemanden, der das in seiner Abwesenheit machen würde. „Natürlich versuchte ich auch den Ebay-Verkäufer zu kontaktieren, doch dieser stellte sich erst einmal taub!“

Zum Glück hat Christian einen guten Freund in Kalifornien, Tom Dashiell, mit dessen Hilfe der Kaarster einen älteren Herrn namens Gene fand, der in Gilroy, Ca. in seiner Garage an zahlreichen Hot Rods arbeitete. Der Rentner ging er nur noch seinem Hobby nach und baute für sich und seine Freunde/Kunden Hot Rods auf. Gene sollte dem Pick Up wieder Leben einhauchen. „Leider arbeiteten Gene's Hände sehr langsam und nur wenn er wollte“, erklärt Christian, der ohne Tom, der Gene immer wieder auf die Finger schaute, verloren gewesen wäre. „Trotzdem sollte es fast drei Jahre dauern bis mein Pick Up Richtung Deutschland aufbrechen konnte!“

Der 50er Chevy 3100 Pick war nicht nur blechtechnisch auf Vordermann gebracht worden, auch technisch hatte Gene Hand angelegt. Anstelle des serienmäßigen 216 ci-Reihensechszylinders kam ein neuerer 235-ci-Sechser in den Pick Up, der nicht nur neu aufgebaut wurde sondern auch mit allerlei zeitgenössischem Tuning in Form von einer Offenhauser Ansaugbrücke mit Doppelvergaseranlage, Fenton Fächerkrümmern mit Doppelauspuffanlage versehen wurde.

Dazu bekam der Truck noch eine neue Hinterachse und eine Bremsanlage mit Bremskraftverstärker und Scheibenbremsen vorne. „An dem alten 3-Gang Getriebe mit Lenkradschaltung habe ich jedoch schon aus Gründen der Originalität festgehalten“, erzählt Christian, der sich zum Glück auch nicht von dem funktionierendem Mittelwellen-Röhrenradio trennte!

Bis zum Eintreffen von Christians Pick Up in Deutschland dauerte fast drei Jahre. Der Kaarster konnte den Chevy rechtzeitig zu seinem Geburtstag Ende Dezember in Empfang nehmen. Und auch wenn es Christian nach langem hin und her und er nach dem Einschalten der Ebay-Vermittlung sogar noch etwa die Hälfte der Kosten für die Instandsetzung der rostigen Bleche zurückbekam, würde er jedem raten sein Traumauto vor dem Kauf selbst zu begutachten, damit dieses nicht zum Alptraum wird...

AmeriCar-Facts

1950er Chevrolet 3100 Pick Up



Antrieb: OHV-R6, 235 ci, 3.850 ccm, 120 PS bei 3.200 U/min, zwei Rochester Vergaser, Chrom-Luftfilter, Offenhauser-Ansaugbrücke, Chrom-Ventildeckel, Fenton-Fächerkrümmer, Edelstahl-Auspuffanlage; Dreigang-Schaltgetriebe, Heckantrieb

Fahrwerk: Vorne Starrachse mit Blattfedern, Gasdruckdämpfer, 2,5“-Tieferlegung, Scheibenbremsen; Hinten Starrachse mit Blattfedern, Gasdruckdämpfer, 2“-Tieferlegung, Trommelbremsen

Räder: 8x15“-Stahlfelgen mit Radkappe und Trimring auf Cooper Lifeliner II Weißwandreifen 235/75 R15

Sonstiges: Gelbe Nebelscheinwerfer, Farbe: Tornadorot (VW/Audi), Delco-Radio, Ladeflächenabdeckung

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2 Kommentare

  • Heinz Pelipjak

    Heinz Pelipjak

    Hallo Christian Habe einen Kunde der auch so ein Ding hat,wo bekommt man am besten Ersatzteile Mit freundlichen Grüßen Heinz Pelipjak
  • 62Galaxie

    62Galaxie

    Hallo Christian, wow, ein Traum. Vor einiger Zeit hatte ich auch mit dem Gedanken gespielt über ebay einen Pickup zu kaufen. Zum Glück habe ich eine Firma beauftragt sich den Wagen genau anzuschauen. Fazit: Auto nicht gekauft, kein Geld in den Sand gesetzt, aber dafür beim Anblick von Deinem Gefährt ein Tränchen im Auge. Viel Spaß damit. Greetings, Dirk :-)

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