Amerikanischer Custom: US-Car - made in Austria

1949 Cadillac Series 62 Sedan

Amerikanischer Custom: US-Car - made in Austria: 1949 Cadillac Series 62 Sedan
Erstellt am 22. Februar 2010

Ein amerikanisches Auto zu restaurieren, ist für viele eine Lebensaufgabe. Wenn man nicht Automechaniker, Karosseriebauer und / oder Lackierer gelernt hat, steht man schon mal eines Tages vor einem Torso und einem riesigen Haufen Teile. Ganz anders ist da der 49er Cadillac von Bernd Preussler, der in nur 6 Monaten und ca. 1000 Stunden Arbeitszeit völlig neu aufgebaut wurde.

Bernd Preussler, seines Zeichens Lackierer-Meister und Besitzer eines Lackierfachbetriebes in Österreich wurde bereits vor ein paar Jahren mit dem US-Car Virus infiziert. Der Österreicher träumte von einem alten Chevy Pick Up, der ihn nachts nicht mehr schlafen ließ, bis endlich ein 54er Chevy Stepside vor seiner Tür stand. Mit dem Laster fuhr Bernd einige Treffen an und schon bald stand für den Lackierer ein neues Projekt im Fokus: Ein 50er Jahre Custom. Doch zahlreiche Um- und Anbauten bei seinem Betrieb ließen die Umsetzung zeitlich und finanziell eines solchen Projekts nicht zu.

Doch irgendwann war die Zeit reif für ein neues Projekt. „Ich habe mehrere Jahre in den USA gelebt und gearbeitet habe, haben mir meine alten Freunde geholfen, dieses Auto in Arizona zu finden, erklärt Bernd. Der 49er Cadillac wurde als 2. Hand und in originalem Zustand mit sagenhaften 35.000 Meilen auf der Uhr angeboten.

Eigentlich wollte Bernd ja einen Custom bauen, mit Top Chop und allen drum und dran. „Schon bei näherem Hinschauen war aber klar, dass ein Zerschneiden des rostfreien und kompletten Autos ein Verbrechen gewesen wäre“, meint der Österreicher, der sich somit entschlossen hat, den Cadillac zu restaurieren und einen Mild-Custom zu bauen.

In nur 6 Monaten und ca. 1.000 Stunden Arbeitszeit hat der Lack-Künstler das viertürige US-Car völlig neu aufgebaut. Dabei fing alles wie immer mit dem vollständigen Zerlegen und Entlacken der Karosserie an. Die Bleche wurden sogleich entrostet und gerichtet. „Wobei darauf besonderer Wert gelegt wurde kein Spachtelmaterial oder ähnliches zu verwenden“, berichtet Bernd! „Jedes begonnene Teil musste nach Beendigung der Blecharbeiten sofort mit Korrosions-Schutzgrundierung versehen werden um Flugrost, der sich bereits nach wenigen Stunden bildet, zu vermeiden“, erklärt der Lackierer-Meister.

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Nach Abschluss der Karosseriearbeiten wurden Motor und Getriebe ausgebaut und zerlegt sowie alle Verschleißteile und Dichtungen erneuert. „Eine besondere Schwierigkeit während der gesamten Restauration bestand in der Ersatzteil-Beschaffung“, erinnert sich Bernd, der die benötigten E-Teile – sofern überhaupt erhältlich - nach endlosen Telefonaten und unzähligen E-Mails mit „unglaublichen Lieferzeiten und zu horrenden Preisen“ aus den USA besorgt hatte.

Einen vernünftigen Zeitplan konnte man so leider nicht aufstellen. Immer wieder mussten Bernd und sein Team auf irgendwelche Teile warten. Aber Arbeit gab es genug und so wurden in den Wartezeiten auf Motor- und Achsteile das Armaturenbrett und Verkleidungsteile entlackt und in Wurzelholz- Optik lackiert. Die Elektrik erneuerten die Österreicher auch und rüsteten auch gleich von 6 auf 12 Volt um.

Zwischendurch wurden die Komponenten für das Soundsystem zusammengestellt und die orangefarbenen Blinker in die Heckpartie integriert. Dann konnten Bernd und sein Team noch den Motorraum lackieren und fertigten anhand von alten Fotografien eine Sonnenblende an. Die Zeit wurde auch von anderen beteiligten Firmen sinnvoll genutzt. So konnte Bernd nicht alles selbst erledigen, die Sattlerarbeiten gab der Radstadter ab. „Sitze und Türverkleidungen sowie Dachhimmel und Teppiche wurden von der Firma MV-Design bei Graz aufgearbeitet und in Alcantara und Leder bezogen“, erklärt der 43-Jährige.

Es folgten der Einbau des Antriebsstrangs und die Vorbereitungen zur Lackierung. „Das Fahrzeug wurde geschliffen und schwarz lackiert, die Flächen kontrolliert und Schleif-Ungenauigkeiten nachgearbeitet, ultrafein geschliffen und mit dem extrem aufwändigen Decklackaufbau begonnen“, erklärt der Lack-Profi. Zunächst lackierte Bernd das Dach in Pearlweiß und den Rest in 2 Schichten Wasserbasis Rot.

Darauf kamen zwei Schichten Xirallics Effektlack, vier Schichten Candy (eingefärbter Klarlack) und zwei Schichten Klarlack. „Nach dem Durchtrocknen wurde erneut ultrafein geschliffen und mit einer Schicht Klarlack überzogen, geschliffen und bis zum ‚Spiegelfinish‘ poliert“, berichtet Bernd. „Trotz des aufwändigen Lackaufbaues liegt die Gesamtschichtstärke nur zwischen 200 und 400ym“, erläutert der Lackierer, der anmerkt: „100Ym entsprechen einem zehntel Millimeter!“

Nach zehntägiger Trocknung konnte mit dem Komplettieren begonnen werden. Alle Dichtungen der Karosserie sowie Scheiben und ein Teil der Chromteile wurden erneuert oder aufbereitet, Schlösser und Tür-Mechanismen überholt und das original Radio restauriert. Auch die Technik wurde überholt, so die beiden Achsen überarbeitet und für eine Tieferlegung gesorgt. Dazu wurde die Bremsanlage erneuert und eine neue Abgasanlage angefertigt.

„Da dieses Fahrzeug als Show-Car dienen sollte, wurde eine High-End Musikanlage mit 2.000 Watt verbaut“, berichtet Bernd. Besonders viel Wert legte der Österreicher, darauf, nicht nur den perfekten Sound sondern diesen auch in stilvoller, authentischer Optik zu erzielen. „Boxengehäuse und Abdeckungen wurden in Holz und GFK angefertigt und ebenfalls in Wurzelholz-Optik lackiert“, erzählt uns der US-Car Fan.

Dieses amerikanische Auto präsentiert sich heute in einem perfekten Neuzustand: „Ich glaube, es ist uns gelungen, alte Substanz mit neuer Technologie, handwerklichem Geschick, Liebe, Fleiß und modernsten Materialien wieder herzustellen, was in einer Zeit des Teile- Tauschens in unserer Wegwerfgesellschaft sicherlich nicht mehr alltäglich ist“, meint Bernd, der in nur 6 Monaten und mehr als 1.000 Arbeitsstunden den Cadillac neu aufgebaut hat – und dabei keinen Sonn- und Feiertag, keinen Weihnachts- oder Geburtstag ausgelassen hat – das nennt man Einsatz, oder?

AmeriCar-Facts

1949er Cadillac Series 62 Sedan



Antrieb: OHV-V8, 331 ci, 5424 ccm, 165 PS, Einfach-Vergaser, Vierstufen-Hydramatik-Automatik, Heckantrieb

Fahrwerk: Einzelradaufhängung vorne mit Schraubenfedern, Hebelstoßdämpfer, Tieferlegung 50 mm, Stabilisator, Trommelbremsen; Starrachse hinten mit Blattfedern, Hebelstoßdämpfer, Tieferlegung 80 mm, Stabilisator, Panhardstab, Trommelbremsen

Räder: 6x15“-Stahlfelgen mit Cadillac Radkappe und Grand Prix Weißwandreifen in L78-15

Sonstiges: Sonnenschute, Bordsteinwarner, Eigenbau-Lüftungsschlitze in Motorhaube, Blinker hinten gefrencht, Fender Skirts, Farbe: Carizzma-Candy (R+M), Mercedes-Benz Leder für Sitze und Türverkleidungen, Kamelhaarteppich, Alcantara Himmel, lackierte Wurzelholz-Optik, ICE: Alpine CD-Receiver mit MTX-Verstärker, Subwoofer und Kickpanel

Infos: www.preussler.at

50 Bilder Fotostrecke | Amerikanisches Custom Car - made in Austria: 1949 Cadillac Series 62 Sedan #01 #02

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1 Kommentar

  • thomas1

    Thomas1

    Ein tolles Auto mit bemerkenswerten Details!

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