Was ist dem an dem Wagen so außergewöhnlich?, fragt ein älterer Passant beim Fototermin. Solche Autos habe ja selbst er in den Siebzigern oft genug gesehen. Tja, diese Frage ist nicht mit einem Satz zu beantworten, denn für Spezialisten strotzt der Camaro mit Superlativen, die für Gucker nur schwer zu erkennen sind. Es ist die Summe der Details die diesen 1971er Camaro SS zu einem ganz außergewöhnlichen Fahrzeug machen.
Nur auf den ersten Blick seriennah!
Auf den ersten Blick kommt der Camaro dem originalen Serien-Model recht nahe, aber eben nur auf den ersten Blick. Viele Details sind optisch so perfekt verändert worden, dass sie als Änderung gar nicht wahrgenommen werden. Für Spezialisten aber ist der Camaro ein Fest. Wer sich auskennt und genauer hinsieht, erkennt zumindest die offensichtlichen Feinheiten. Wer unter die haube schaut, oder mal einen Blick auf die Hinterachste wirft, der fragt sich unwillkürlich: War das wirklich so?
Perfektion made in Germany!
Zuerst galt es es für den High-Performance-Camaro die richtige Basis zu schaffen. Dazu zählte auch die Grundsatzentscheidung, anstelle der üblichen Starrachse hinten eine Einzelradaufhängung zu verwenden. Die Lösung lag in einem Spezialrahmen, der zur Aufnahme einer Corvette C4-Hinterachse dient. Vom gleichen Spender stammt auch das vordere Fahrwerk. Alles komplett bestückt mit Q1-Gewindefahrwerk und H&R Federn. Die notwendige Verzögerung garantiert an allen vier Rädern eine Vier-Kolben Bremsanlage vom Porsche 993 (Biturbo). Man muss sich den Masterplan so vorstellen: Wenn Teile nicht passten oder für den Umbau angefertig werden mussten, dann entstanden sie allesamt in Feinarbeit. Wie z.B. auch die 19-Felgen, die tatsächlich aus dem Vollen gefräst wurden.
Hochleistungs-V8 macht den Klassiker zum Porsche-Killer
Die akribische Meisterleistung beim Fahrwerksbau geschah aus gutem Grund, denn unter der Haube des Camaro lauert ein giftiger V8 der Spitzenklasse. 505 PS leistet der aufgebohrte LS1 Achtzylinder bei 5.800 U/min, als Drehmomentspitze stehen brachichale 637 Nm bei 4.800 U/min zur Verfügung. Um den LS1 auch optisch aufzupeppen, wurden spezielle Zylinderkopfdeckel in Hemi-Optik angefertigt!
Zugegeben, der Erbauer und Besitzers dieses Juwels konnte aus dem Vollen schöpfen. Das Beachtliche ist: zwar bremsten keine finanziellen Barrieren den Einfallsreichtum des Kreativen, doch obwohl das Budget die Einbindung von Fachleuten erlaubt hätte, erledigte der Eigentümer, der ungenannt bleiben möchte, alle Arbeiten in Eigenregie. Gelernt hat er dieses Hobby autodidaktisch und für ihn ist es der perfekte Ausgleich zu seinem normalen Bürojob.
Weitere Projekte warten...!
In seinen heiligen Hallen schlummern noch einige Projekte, die nach und nach fertig gestellt werden. Die Zeit spielt hierbei eine untergeordnete Rolle, im Vordergrund steht Perfektionismus pur. Wie auch im Innenraum des Camaros. Der stammt ursprünglich aus einem Mercedes CLK, eingekleidet in frisches Leder, elegant zweifarbig mit hellen Nähten abgesetzt. Ein Blick über das Flaming-River-Volant offenbart die Autometer Instrumente, die den Eindruck erwecken als gehörten sie dorthin.
Bullig aus allen Perspektiven
Von hinten betrachtet wirkt der Camaro bulliger als das Original, was nicht nur an den breiten Rädern (305er Dunlop Supermaxx) liegt. Ein unmerkliches Detail trägt seinen Teil dazu bei: So wurden Heckscheibe die ebenso wie die Frontscheibe karosseriebündig angehoben, sodass sich nun eine komplett fließende Heckpartie dem Betrachter stellt. Der findet das vielleicht sogar ganz normal, dabei ist dieser Kniff extrem aufwändig. Denn wenn die Scheibe angehoben wird, entsteht zwischen Scheibenrand und Rahmen eine Lücke. Dieses Problem ist mit einem eingesetzten Hilfsrahmen gelöst worden. Die originale Chromleiste musste Scheibengummis weichen.
Auch optisch tiefer gelegt!
Ein weiteres Highlight sind die Stoßstangen die clean und präzise der Karosserieform angeglichen wurden. Um die Karosserie optisch geduckter erscheinen zu lassen, wurden stabile Seitenschweller eingeschweißt, die den Body um 5 cm nach unten ziehen. Die Blinker wanderten in die untere Lampeneinheit, Türgriffe und Schlösser verschwanden komplett. Doppelwandige Edelstahlrohre führen die Abgase donnernd durch das Heckabschlußblech und nicht wie beim Original darunter her. Als finales Finish erhielt der Bolide eine spezielle Lackierung für über 10 000 Euro, die eine Hommage an die Rennoptik der Siebziger darstellt.
Das Kürzel SS stand bei Chevrolet schon immer für Super-Sport und diesen Bezeichnung hat der 71er Camaro SS nicht nur modern interpretiert. Er verdient sie heute mehr denn je.
Text und Fotos: Uwe Weber
AmeriCar-Facts
Chevy Camaro SS 1971
Motor: V8 Corvette LS1 auf 6,3 Liter aufgebohrt, 505 PS bei 5800 U/min, 637 NM bei 4800 U/min, Verdichtung 9,8 :1, Fast-Intake-System, elektronische Zündanlage mit MSD-Zündspulen,
Fast-Intake-Ansaugbrücke, Original Zylinderköpfe strömungstechnisch bearbeitet, größere Ein-und Auslassventile, Ventildeckel in Hemi-Optik, Eigenbau-Luftfiltergehäuse mündet im Innenkotflügel, K&N-Luftfilter, Be Cool-Alu-Kühler mit integr. Getriebeölkühler, Longtube Headers Magnaflow, Dual Exhaust-Auspuffendrohre in Edelstahl doppelwandig durch Karosserie geführt.
Kraftübertragung: verstärktes 4L60E (99er Camaro) Vierstufen-Automatikgetriebe
Vorderachse: Einzelradaufhängung Corvette C4 , Gewindefahrwerk Q1 Zug- und Druckstufe verstellbar mit H&R-Federn, Stabilisator 23 mm,
Bremsen: Porsche Biturbo 993 Vierkolben, Servolenkung, Mustang II-Zahnstangenlenkung
Hinterachse: Einzelradaufhängung Corvette C4 , Gewindefahrwerk Q1 Zug- und Druckstufe verstellbar mit H&R Federn, Stabilisator 23 mm,
Bremsen: Porsche Biturbo 993 VierKolben, Achsübersetzung 3.07:1
Räder: Felgenrad und Turbinenstern CNC gefräst Alu, 9,5 x 19", 265/35/19 (v) & 10,5 x 19", 305/30/19 (h) Dunlop Sportmaxx
Karosserie: Front und Heckscheibe karosseriebündig angehoben, cleane Türen, Spiegel Serie, Lampen: Golf 2 Angel-Eyes Lampen vorne, Hella LED Rückleuchten in original Camaro Gehäuse, Seitenschweller 5 cm tiefer gezogen und eingeschweißt, Stoßstangen gecleant und an Karosserielinie angepasst
Innenraum: Flaming River-Lenksäule, Edelstahl poliert, Flaming River-Lenkrad, Innenausstattung Mercedes CLK mit zweifarbigem Leder, Alcantara Dachhimmel, Autometer-Instrumente, Flaming River-Columm Shifter, Sony-Festplattenradio, MacAudio Aktive Subwoofer im Kofferraum, 4 Lautsprecher in Türverkleidung, elektrische Fensterheber mit Billet-Schaltern, elektrische Sitzverstellung
4 Kommentare
ERACobra
29. Mai 2008 18:03 (vor über 16 Jahren)
Lunife
27. April 2008 20:48 (vor über 17 Jahren)
V-Neun
27. April 2008 12:15 (vor über 17 Jahren)
Bigfoot
26. April 2008 11:01 (vor über 17 Jahren)
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