„Gut Ding will Weile haben“- 67er Pontiac Firebird 400 Cabrio

Klassischer Firebird mit 400 ci Big Block

„Gut Ding will Weile haben“- 67er Pontiac Firebird 400 Cabrio: Klassischer Firebird mit 400 ci Big Block
Erstellt am 19. Juni 2009

Bereits in den Sechziger Jahren war die General Motors Tochter Pontiac die sportlich angehauchte Marke, sie brachte mit dem leistungsstarken GTO 1964 die Muscle Car Ära ins Rollen. Doch allein mit dem potenten Mittelklassewagen mit eingebauten Full-Size-Big Block-Motor konnte Pontiac seinen Konkurrenten kein Paroli bieten. Der damalige Pontiac Chef John DeLorean wollte damals einen Zweisitzer namens Banshee bauen, doch aus Kostengründen musste sich DeLorean mit einer "Pontiac"-Version des viersitzigen Chevy Camaro begnügen.

Der Camaro stammte aus dem "Panther" oder auch "F-car" genannten Programm, das die Ford Mustang-Kunden im Fokus hatte und den Corvair Monza als Chevy's Mittelklasse Sportwagen ablösen sollte. Auf dieser Basis sollte Pontiac einen weiteren Sportwagen bekommen. Der Name Firebird war schnell gefunden. Er passte gut zu dem Wagen und bedeutete „Kraft, Schönheit und Jugend“ in der indianischen Mythologie und erinnerte gleichzeitig an die Gasturbinen-Experimental-Fahrzeuge der späten Fünfziger und frühen Sechziger Jahre.

Die Karosserie des Pontiac bestand außer dem Grill und den Rückleuchten aus den gleichen Blechen und Anbauteilen wie der Camaro. Der Firebird bekam stattdessen den Pontiac-typischen geteilten Grill und geschlitzte Rückleuchten, ebenfalls ein Markenzeichen bei Pontiac in diesen Jahren.

Pontiac's Pony profitierte von dem Wissen bei der Entwicklung des Camaros, der im Modelljahr 1966 - rund fünf Monate vor dem Debüt des Firebirds - auf den Markt gekommen war. Dadurch konnten die Ingenieure einige Änderungen am Firebird durchführen. So montierten die Techniker die Motoren weiter nach hinten, um eine bessere Gewichtsverteilung zu bekommen. Das Heck statteten sie serienmäßig mit so genannten Traction Bars aus, die Verdrehungen der Hinterachse bei starker Beschleunigung verringern sollten.

Das Marketing setzte noch einen drauf. War der Camaro über die Auswahl an Optionen in vier verschiedenen Modellen erhältlich, so wurde der Firebird in fünf Versionen, abhängig von der Motorisierung, angeboten. Jede davon war beim Cabriolet und Hardtop Coupe erhältlich.

Der Basis Firebird kam mit dem betagten 165 PS schwachen 230 ci OHC-Sechszylinder, dann folgte der Sprint mit einem 215 PS starken OHC-Sechser, Floor Shift und verbessertem Fahrwerk. Eine Stufe drüber kam der V8 Firebird mit einem 326-ci Motor, der als "Family Sportster und mit 250 lebendigen Pferden” verkauft wurde. Einen Schritt weiter ging der Firebird H.O., ein mit einem Vierfachvergaser bestückter 326er, der von Pontiac als "285 PS Leichtgewicht“ angepriesen wurde. Top of the Line war der Firebird 400 mit 325 PS und einer optionalen Ram Air Haube.

Dazu konnte jeder Firebird wie es sich für ein so genannte Pony Car gehört, mit jeder Menge Optionen und Features angefangen bei Zusatzinstrumenten über Scheibenbremsen vorne und kürzeren Achsübersetzungen bis hin zu Leistungspaketen. Preislich unterschied sich der Firebird folglich auch von seinem Cousin Camaro. Rund 200 Dollar mehr musste ein Pontiac Kunde für den Sechszylinder-Firebird ausgeben: 2666 $ für das einfache Coupe und 2903 $ für das Cabriolet.

Dennoch war der Firebird ein Erfolg und verkaufte sich mit über 82.000 Fahrzeugen in seinem verkürzten Premierenjahr gut. Und obwohl das nur rund die Hälfte von den Camaro-Verkäufen war, reichte das aus, um die das anvisierte Verkaufsziel von 250.000 F-Bodys zu toppen.

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Das 67er Firebird Cabriolet, das hier so schön in der Sonne glänzt, ist ein 400er Modell, das Ende der 90er in einem eher desolaten Zustand erworben wurde. „Hier und da war das Cabriolet ein bisschen vermurkst, doch letztlich doch nicht so verbastelt wie wir ursprünglich angenommen hatten“, erzählt Michael, der sich gleich nach dem Kauf an den Wagen machte, um die nötigsten Dinge zu erledigen, damit dieser wieder geradeaus fuhr und bremste.

Im Laufe der Zeit machte sich Michael dran, die Technik zu überholen und zu verbessern. „Es wurden defekte / angegriffene Verschleißteile direkt erneuert oder überholt“, erzählt der Osnabrücker. So wurden die alten Trommelbremsen vorne gegen Scheibenbremsen und die hinteren gegen High Performance Trommeln getauscht. Auch das Fahrwerk wurde erneuert, alle Buchsen gegen neue aus Polyurethan gewechselt und Koni-Dämpfer eingebaut. „Diese Maßnahmen verbesserten das Handling schon mal enorm!“, meint Michael, der dank der montierten Fulda-Reifen auf den 8"x15 Felgen nun erheblich verbesserte "Kurvengeschwindigkeiten" fahren kann!

Allerdings hat der Firebird mittlerweile die dritte Hinterachse verpasst bekommen. Diese kommt mit einem überarbeiteten Lamellensperr-Differenzial mit einer Übersetzung von 3,42:1 und ist an verstärkten HP-Blattfedern eines Camaros aufgehängt.

Auch der Antrieb wurde nicht vernachlässigt. „Zuerst flog mal dieser billige Alu-Quirl raus, welcher die Bezeichnung "Ventilator" eigentlich nicht wirklich verdiente“, erzählt Michael, der stattdessen einen originalen Visko-Lüfter einbaute, der zusammen mit dem neuen High-Flow Thermostat das Überhitzen im Stand/Stau beseitigte. Der verbaute 500-cfm-Edelbrock-Vergaser musste einem größeren Holley-Vierfachvergaser weichen. Und weil der Motor einfach nicht genug von dem teuren Kraftstoff bekam, sitzt nun ein modifizierter 750er HP Doublepumper ohne Choke auf dem V8.

„Die verbauten Fächerkrümmer wurden gegen größere getauscht und die morsche Auspuffanlage erneuert“, berichtet Michael, der dabei gleich auf 2,5" ging. So sollte der Shortblock besser ausatmen können- „schließlich sollte dieser ja auch noch etwas überarbeitet werden“.

Doch zuvor musste Michael sich dem Getriebe bzw. dem Wandler widmen, der eigenwillige Scharrgeräusche von sich gab. Kurzum ersetzte Michael diesen durch einen B&M Wandler mit zugleich höherer Stallspeed und verbaute bei der Gelegenheit gleich noch ein Shiftkit. „Das hat das Kaugummischaltgefühl eliminiert und uns knackige, schnelle Gangwechsel sowohl rauf wie runter (mit Kickdown) beschert“, erklärt Michael.

Nun konnte es an den Motor gehen, die inneren Werte standen auf dem Programm. „Wie sich herausstellte war eine Überholung des Motors noch gar nicht lange her, quasi gerade eingefahren“, erinnert sich Michael. Doch leider handelte es sich bei dem verbauten V8 um einen '76er Block, der leistungsmäßig nicht soviel bringt wie ein "vor '70"-Pendant. „Aufgrund der guten Basis entschlossen wir uns, ihn auf die Leistungswerte zu bringen, die einem 67er 400er Block zustehen“, erklärt Michael. So überholte der Osnabrücker die Zylinderköpfe und ließ diese planen für mehr Verdichtung. Dazu wurden Rollerkipphebel mit höherer Übersetzung und neue Hydrostößel verbaut – „... und ja, man merkt es“, erwähnt Michael grinsend.

Schließlich bekam das Cabriolet noch einen neuen Lackauftrag – natürlich in der originalen Farbe. Jetzt glänzt der Firebird wieder in der Sonne, aber es gibt noch jede Menge zu tun für die Osnabrücker, die das Cabriolet zum Mitglied der Familie machten – „ein Schicksal welches nur den wenigsten unserer Autos widerfährt“, meint Michael.

Als nächstes steht die Innenausstattung an, aber das Hauptaugenmerk immer noch auf der Technik und – das betont Michael - alle Arbeiten sind in Eigenregie durchgeführt! „Gut Ding will Weile haben!“

AmeriCar-Facts

1967er Pontiac Firebird 400 Cabriolet



Antrieb: OHV-V8, 405 ci, 6600 ccm, 325 PS bei 4800 U/min, Drehmoment: 533 Nm bei 2800 U/min, Verdichtung 9,4 :1, 750-cfm-Holley-Vierfachvergaser, High Performance-Zündspule, -Zündkabel, -Verteiler, -Zylinderköpfe, Edelbrock-Ansaugbrücke, Aluminium-Pleuel, Schmiede-Kolben, Crane - High Intensity Lifter, Crane - Roller Kipphebel, Custom-Nockenwel1e, High Performance-Wasserkühler, BMW-Ölkühler, 45-psi-Ölpumpe, Moroso-Aluminium-VentiIdeckel, Fächerkrümmer, Doppelrohr-Auspuffanlage; Dreistufen-Automatik, Heckantrieb

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern, Koni-Dämpfer, Stabilisator, Scheibenbremsen; hinten Starrachse mit Blattfedern, Koni-Gasdruckdämpfern, Trommelbremsen

Räder: Cragar SuperSport-Chromfelgen, 8x15“ mit Fulda Carat Extremo ZR 205/55 ZR15 vorne / Attiro ZR 225/60 ZRI5 hinten

Sonstiges: Original-Frontspoiler, Farbe: Hell Blau met., Grant-Lenkrad, Deluxe-Ausstattung, Mittelkonsole mit Floorshifter,

Verkaufszahlen: 67032 Coupes und 15526 Cabriolets (1967)

30 Bilder Fotostrecke | „Gut Ding will Weile haben“- 1967er Pontiac Firebird 400 Cabriolet : Klassischer Firebird mit 400 ci Big Block #01 #02

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3 Kommentare

  • Alupleuel

    Alupleuel

    Gratuliere! Das ist ein ausserordentlich gut restauriertes und superschönes Cabrio mit vielen technisch aufwändigen Details. Zu den Alupleuel habe ich einige Fragen, wer kann mir weiterhelfen? - Wer ist der Hersteller? Wurden sie original verbaut? Kennt jemand die Legierung? Gibt es Erfahrungen bzgl. der Dauerhaltbarkeit? Wie wirken sie sich beim Fahren aus, dh. ist ein deutlicher Unterschied im Standgas und beim Beschleunigen erkennbar? Vorab schon vielen Dank für die Antworten! Beste Grüße, Helmut
  • tom_schmidt

    Tom_schmidt

    Wow... Toller Wagen und schön hergerichtet. Den hätte ich auch gerne ;-) Gruß Tom
  • Checker

    Checker

    Einfach unglaublich tolle Arbeit. Back in 1967! Schönes sauberes unverpfuschtes Auto.. Gruss, Bjoern

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