Innovativer Oldsmobile: 1966er Olds Toronado

Seltenes US-Car mit Frontantrieb

Innovativer Oldsmobile: 1966er Olds Toronado: Seltenes US-Car mit Frontantrieb
Erstellt am 6. März 2009

Die langläufige Meinung, dass alle amerikanische Autos Heckantrieb haben, ist ein Irrglaube. Nicht nur heutzutage finden sich in den Modellpaletten der US-Hersteller zahlreiche Fronttriebler, auch schon in den Sechziger Jahren bauten die Amerikaner Autos mit Vorderradantrieb, wie der hier gezeigte 1966er Oldsmobile Toronado beweist…

Der 66er Toronado gilt bis heute als Meilenstein in der Geschichte des amerikanischen Automobilbaus. Auf Basis der Buick Rivieras entwickelten die GM-Ingenieure ein großes, sportliches Coupe – allerdings teilten sich beide weder das Blechkleid noch den Antrieb.

Der Toronado war der erste amerikanische Fronttriebler seit dem Cord 810 aus den 30er Jahren. Unter der Haube des gewaltigen Coupés mit 5,36 Metern Länger arbeitete ein „stinknormaler“ 425 ci-V8-Motor, an dem hinten eine dreistufige Automatik angeflanscht war. An den Ausgang des Getriebes allerdings schloss sich keine Kardanwelle an sondern eine interessante Konstruktion, bestehend aus einer Kette und Zahnrädern, die die Kraft an die Vorderachse übertrug.

Doch warum kehrten die Olds-Leute bei dem Toronado dem Heckantrieb den Rücken zu? John B. Belz, der Chef-Ingenieur von Oldsmobile, stellte die Vorteile des Frontantriebs heraus: „Wenn die komplette Antriebseinheit vorne untergebracht ist, bleibt mehr Freiraum für die Innenraumgestaltung.“ Und tatsächlich: Beim Blick in den Innenraum fällt der fehlende Kardantunnel auf.

Schaut man jedoch die äußere Form des Toronados an, würde man den für diese Zeit seltsamen Antrieb wohl kaum vermuten. Typisch Sechziger Jahre wartet die Karosserie mit einer langgezogenen Motorhaube und einem eleganten Fastback-Heck auf. Allein die weit ausgestellten Kotflügel vorn könnten einen Hinweis auf den Frontantrieb geben…

Das konservative Amerika blickte skeptisch auf die Technik, die später auch im Cadillac Eldorado Einzug halten sollte. Aber immerhin rund 41.000 Exemplare konnte Oldsmobile im Premierenjahr absetzen, für das facegeliftete 67er Modell fanden sich aber nur knapp halb soviel Kunden.

Sicherlich waren auch einige Probleme, die sich durch den Antrieb ergaben, Schuld an der geringen Nachfrage. So galt der Toronado als Reifenkiller. Die potente Leistung des Sieben-Liter-Motors wirkte auf die Lenkung und Reifen aus, letztere sollen oft nur 6.000 Meilen gehalten haben.

Was kein Wunder wäre, schließlich wurde der Toronado seinem Namen gerecht. Welches Auto dieser Klasse erreichte seinerzeit eine Höchstgeschwindigkeit von 135 mph (217 km/h) beschleunigte auf 100 km/h in 8,5 Sekunden?

Der Oldsmobile Toronado debütierte am 14. Oktober 1965 in zwei Versionen: Standard und Deluxe, mit einem Einstiegspreis von 4.585 Dollar. Die Grundversion war bereits gut ausgestattet, kam mit elektrischer Uhr, Zweistufen-Scheibenwischer und zwei breiten Sitzbänken für sechs Personen. Das Deluxe Model erhielt Einzelsitze mit klappbarer Mittelarmlehne, etwas Chrom für den Innenraum und schicke Trimmringe für die Felgen.

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Der Oldsmobile Toronado, gerade der der ersten Generation 1966/`67, ist heute ein beliebtes Sammlerobjekt. Thomas Kocsil aus dem österreichischen Werndorf bei Graz ist stolzer Besitzer eines 66er Oldsmobile Toronados. Er erstand sein Frontriebler-Muscle-Car bereits 1997. Es handelt sich bei seinem Toronado um ein seltenes Exportmodell mit km/h-Tacho und ohne Klimaanlage.

„Das Auto stand bei mir in der Nähe bei meinem damaligen Mechaniker in der Halle“, erzählt Thomas, der gleich von dem Fahrzeug fasziniert war. „Leider war der Zustand nicht gut, es war massenhaft Spachtel am Auto, der an manchen Stellen schon abbröckelte“, erinnert sich der Österreicher. „Der Kofferraumboden war durchgerostet und im Innenraum wohnten Mäuse. Der Motor war original, lief aber nur auf fünf Zylindern. Dafür war der Wagen aber im Großen und Ganzen komplett.“

Das damals weiße Auto wurde von Thomas und seinem Bruder Robert komplett zerlegt und bis aufs Blech entlackt, neu gerichtet und vermessen. Für die Karosserie fertigten die Beiden neue Bleche an, die Schweißstellen wurden anschließend verzinnt. Konnten die beiden Brüder soweit alles selbst machen, die Lackierung ließ Thomas von einer Fachfirma auftragen - diese fiel im Originalton aus mit ein paar Highlights…

Auch den Motor überholte Thomas mit Hilfe seines Bruders. Der 7,0-Liter-Block wurde zerlegt und mit neuen Schmiedekolben (0,30“ Übermaß) versehen. Ein Fachmann hatte den Block aufgebohrt und die Kurbelwelle feingewuchtet. Anschließend konnten Thomas und Robert den Motor wieder zusammenbauen. Dabei erhielt der 425-ci-V8 eine Offenhauser-Ansaugbrücke samt passendem Holley-Vierfachvergaser.

Während der Motor zum Überholen war, kümmerten sich die beiden Brüder um das Automatikgetriebe und das Fahrwerk, welches mit neuen Buchsen, Lagern und Gasdruckdämpfern versehen wurde. Auch die Trommelbremsen wurden in diesem Zusammenhang repariert. Schließlich will man beim Cruisen auf der sicheren Seite sein.

Da die Beschaffung von Ersatzteilen äußert schwierig war, musste alles bis auf Motorteile und Fahrwerksteile aufgearbeitet oder irgendwie nachgebaut werden. Abhilfe schaffte ein zweites 66er Toronado Exemplar, das als Ersatzteilspender diente.

Doch durch den neuen Ansaugtrakt hatte sich die Höhe verändert, die Motorhaube schloss nicht mehr, da konnte auch ein K&N-Luftfilter nicht viel ändern. „Der Motor funktionierte aber so gut, dass wir das alte Originalzeugs nicht wieder draufbauen wollten“, erinnert sich Thomas. Die Idee kam von einem Poster eines 69er Z/28-Camaros, das in Thomas’ Halle hängt: „Der Z/28 hat eine Cowl Induction Hood, die uns die Inspiration gab“, erklärt Thomas.

Die erste Variante aus einem laminierten Kunststoff-Scoop sollte nicht lange währen, weshalb Thomas dem Spengler- und Lackierbetrieb den Auftrag gab, ein Scoop aus Metal zu fertigen. „Ich glaube, dass der Scoop super in das Gesamtdesign des Toronado integriert ist, als wäre er original ab Werk so!“, meint der Österreicher.

Schließlich wurde der von Mäusen bewohnte Innenraum auf Vordermann gebracht und von einem Sattler professionell mit weißem Kunstleder und einem neuen Teppich versehen, so dass Thomas im Februar 2007 die Restauration abschließen konnte.

Thomas und sein Bruder Robert investierten viel Zeit, Geld und Schweiß in den 66er Oldsmobile Toronado. Verkaufen will Thomas seinen Fronttriebler nicht, „da steckt zuviel Herzblut drinnen!“

Dabei hatte der 32-Jährige bereits einige US-Cars in seiner Garage stehen, darunter ein 94er S10 Blazer, 82er Z/28 Camaro, 91er GMC Syclone, 95er Pontiac Trans Am und ein 1998er Camaro SS Cabriolet. Seit 2007 hat der Ami-Fan auch noch einen 2004er Chevy SSR in der Garage. Beide Fahrzeuge werden nur bei schönem Wetter aus der Garage geholt und natürlich auch zu Treffen "ausgeführt" !

AmeriCar-Facts

Antrieb: OHV-V8, 425 ci, 6.964 ccm, 385 PS, HolleyVierfach-Vergaser, Offenhauser-Ansaugspinne, K&N Luftfilter, Mallory-Verteiler, Doppelrohrauspuffanlage; Dreistufen-Automatik, Frontantrieb

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung, Drehstabfedern, KYB-Gasdruckdämpfer, 20 mm-Tieferlegung, Stabilisator, Trommelbremsen; hinten Starrachse, Blattfedern, vier Monroe-Gasdruckdämpfer, Trommelbremsen

Räder: 6x15“-Stahlfelgen mit Radkappe auf Cooper 235/70 R15 mit Weißwand

Sonstiges: Lufthutze á la `69er Camaro SS,

38 Bilder Fotostrecke | Innovativer Oldsmobile: 1966er Olds Toronado: Seltenes US-Car mit Frontantrieb #01 #02

34 Bilder Fotostrecke | Resto-Ration: Innovativer Oldsmobile: Seltenes US-Car mit Frontantrieb #01 #02

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12 Kommentare

  • kleinestuerbchen2404

    Kleinestuerbchen2404

    Oh man, geniale Sache verständlich dass ihr nach diesem Gespräch sprachlos gewesen seid. Da bin ich dann wohl außem Schneider grins. Dass hätte selbst ich gewußt *lol*, ist das erste was man in der Fahrschule lernt, wenn ich mich recht erinnere (ist ja jetzt auch schon 11 Jahre her). Aber ich weiß net, irgendwie meine ich, diesen Vorfall schon mal gehört zu haben, kann aber auch sein, dass ich mich da vertue und es eine so ähnliche Story schon mal gegeben hat, also net böse nehmen. Gruß Julia
  • ARON

    ARON

    Eh, kein Grund zum Schämen - peinlicher wäre wenn z.B.: einmal hat ein Mann uns in der Firma angerufen und er wollte eine Kupplung zu seinem Wagen kaufen, aber er wusste nicht ob er eine Automatik oder Schaltgetriebe hat und...fragte uns sogar wo dies (im Auto!) prüfen kann... Wir waren sprachlos! :D
  • kleinestuerbchen2404

    Kleinestuerbchen2404

    Hm das kann ich Dir jetzt so gar net beanworten, welchen Antrieb mein Dicker hat *schäm*:( na ja werd´s Dir bei Gelegenheit mal verraten. So habe jetzt Mittagspause, danke nochmals für die Unterstützung Julia
  • ARON

    ARON

    Kein Problem! Ich glaube jedoch (so 99% bin ich sicher) dein Fiesta hat einen FWD...oder doch eine 4x4 Version? Mein Sierra habe ich nur deshalb zur 'Minderheit' gezählt, weil die Sierras eine von den letzten mittelgroßen Limousinen in EU waren, die mit sog. 'klassischen' Antrieb (RWD) bzw. AWD (permanenter Allradantrieb) angeboten wurden.
  • kleinestuerbchen2404

    Kleinestuerbchen2404

    Ach so ok, danke schön für diese ausführliche und ebenso für mich verständliche Erklärung. Jetzt habe ich des verstanden..:) Mußt nochmal verzeihen, dass ich diesbezüglich euch mit Fragen überhäufe aber wie gesagt, ich möchte einfach dazu lernen, :) Ich fahre auch Ford aber nen Fiesta, ich denke dann kann ich mich auch zu der Minderheit mitzählen gell? Solong Türbchen
  • ARON

    ARON

    Julia, es geht nicht genau um die Leistungswerte des Wagens, sondern vielmehr um die dabei wirkenden Kräften seitens des Motors und wie du bestimmt weißt "power ist nothing without control" d.h.: FWD-Autos mit stärkeren Motoren haben oft größere Probleme die Kraft auf den Asphalt zu bringen, weil beim Anfahren neigt sich die Karosserie nach hinten (wegen vom Motor wirkenden Kräften) und die Front erhöht sich ein bisschen, daher auch verlieren die angetriebenen Vorderräder Haftung. Es ist problematischer, je schlechter die Fahrbahn-Bedingungen sind (Regen, Schnee usw.). Die dabei angesetzte Elektronik - in diesem Falle ASR (Anti-Schlupf-Regelung) u.ä. - ist mehr ein Muss als eine "safety feature" und es ist auch nur ein Halberfolg, weil die Elektronik selbst löst das Problem nicht, sondern macht ihm nur harmloser... Wünschenswert wäre hier also eine Differenzialsperre, aber die kostet mehr als eine übliche ASR! Fakt ist, dass die meisten Fahrzeuge (zumindest in Europa) FWD sind, vorwiegend aus Kostengründen (Motor vorne+FWD=die billigste Lösung) und das problematischste daran ist dass der Frontantrieb die schwächste (wenig effizient) Antriebsmethode im Auto ist! P.S. Zum Glück gehöre ich (fahre derzeit einen Ford Sierra) und die meisten Ami-Fahrer zu der glücklichen Minderheit :D
  • kleinestuerbchen2404

    Kleinestuerbchen2404

    Warum als Nachteil? Mit 150 PS biste aber auch schnell auf der Piste unterwegs. Ich hatte letztens auch die Gelegenheit in einem schnellem Flitzer zu sitzen zwar als Beifahrer aber der Wagen ging auch ab wie Zunder grins, machte Freude also somit ein angenehmer Fahrspaß :) Nen Reifenkiller warum des? Ich bin noch nicht so lange aktiv in der Szene drin, daher verzeiht bitte, wenn ich mich etwas blöde anstelle und Fragen stelle, aber ich möchte ja dazu lernen, damit ich auch mitreden kann und etwas mehr beim schrauben etc. usw. helfen kann, grins
  • Tommyboy

    Tommyboy

    das ding war ein Reifenkiller par excellance! Frontantrieb brauch ich auch nicht..., den Toronado find ich aber trotzdem geil! Schöne Grüße nach Österreich an meinen Namensvetter und Hut ab vor der geilen Resto-Arbeit!
  • ARON

    ARON

    Ein außergewöhnlicher Klassiker, aber FWD empfinde ich als Nachteil (obwohl hier ein großer Gesamtgewicht von Vorteil sein kann) - max. ungefähr 150 PS (in neuen Fahrzeugen) kann ich akzeptieren, bei mehr hat es aber keinen Sinn...
  • kleinestuerbchen2404

    Kleinestuerbchen2404

    Schick Schick, *schwärm* Also wenn ich irgendwann soweit bin, könnte ich mir vorstellen, so ein Schmuckstück mir auch anzulegen. Aber bis dahin wird´s wohl noch dauern, seufz Aber Hut ab, sehr schöner Wagen, ganz nach meinem Geschmack.

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