Knock on Wood: 1952 Buick Super Estate Wagon

Vollrestauration eines Woodies!

Knock on Wood: 1952 Buick Super Estate Wagon: Vollrestauration eines Woodies!
Erstellt am 13. Oktober 2009

Das Design der Buicks mit dem breiteren Kühlergrill mit vertikalen Streben machte diese schon seit den 40er Jahren von weitem unverkennbar. Auch an den Seiten sollten sich ab 1949 einige Buick-Modelle von anderen Fahrzeugen durch die Ventiports genannten verchromten drei bzw. beim Roadmaster vier Öffnungen in den vorderen Kotflügeln und die Sweepspear genannte Chromleiste, die sich von den Kotflügel vorne in einem Schwung bis zu den hinteren Radläufen zog, erkennen lassen. Die Portholes wurden allerdings bald funktionslos und geschlossen, weil - so besagt eine Anekdote - High-School-Schüler diese Löcher im Wagen eines Lehrers genutzt haben sollen, um sich zu erleichtern…

1952 bot Buick seine Fahrzeuge in drei Modellreihen, Special, Super und Roadmaster an. Während der Special als Standard und DeLuxe als Basismodell mit zwei- und viertüriger Limousine, zweitürigem „Riviera“-Hardtop Coupé und als zweitüriges Cabriolet im Programm war, gab es den Super und den Roadmaster nur als Cabriolet, 2-dr-Riviera Hardtop, 4-dr-Riviera Sedan und den Estate Wagon genannten Kombi.

Der Estate Wagon war das teuerste Super Modell mit einem Basispreis von 3.296 Dollar. Neben dem Fireball genannten Reihenachtzylinder mit 263 ci (4,3 l) - der V8-Motor wurde erst im Jahr des 50-jährigen Bestehens 1953 vorgestellt - waren die Super mit einem Dreigang-Schaltgetriebe oder optional (193 $) mit einem zweistufigem Dynaflow-Automatikgetriebe ausgestattet. Der V8-Motor wurde erst im Jahr des 50-jährigen Bestehens 1953 vorgestellt.

Das Gesicht des 52er Buicks ist imposant. Ein großer wie ein Maul wirkender Grill mit großen Zähnen und dominiert die Front. Auf der Haube sitzt mittig eine Kühlerfigur, welche „Bombsight" genanntes wurde. Diese war bei den Jugendlichen sehr beliebt und wurde häufig entwendet. An den Seiten zieht sich von der Mitte der Kotflügel die nach hinten breiter werdende, sichelförmige Chromleiste bis zu dem hinteren Radhaus.

Auf den hinteren Enden der Kotflügel sitzen oberhalb des Namesschriftzugs kleine verchromte Finnen. Alle mit der optionalen Automatik ausgestatteten Modelle tragen zudem ein Dynaflow Emblem auf dem Kofferraumdeckel. Der Holzaufbau ab der Schulterhöhe des Autos stammte von dem nahegelegenen Zulieferer Ionia Body Company in der Nähe des Buick Hauptwerkes in Flint, Michigan.

Im Innenraum gibt es Platz für sechs Insassen auf zwei serienmäßig mit Stoff bezogenen Sitzbänken. Das Armaturenbrett, welches aus Stahl besteht, geht über die ganze Breite und ist nicht gepolstert. Ein großer Geschwindigkeitsmesser über dem großen, aber filigranen Lenkrad liegt stets im Blick des Fahrers, rechts und links daneben befinden sich zwei runde Instrumente mit Doppelfunkion. Das eine zeigt die Ladung der Batterie und Wassertemperatur an während das andere Informationen über Öldruck und Tankinhalt gibt. Das Armaturenbrett indes wird dominiert von einem chromblitzenden Teil in der Mitte, das neben dem Radio und dem Lautsprecher auch die Schalter für die Lüftung aufnimmt.

Nur wenige des hier gezeigten 1952er Buick Super Estate Wagon wurden seinerzeit gebaut. Von den im Modelljahr 1952 303.745 gebauten Buicks verließen gerade mal 1.641 Exemplare als Woody das Band des Werks in Ionia, Michigan., wo die Endmontage stattfand. Der Woody hier gehört den beiden echten Buick Fans Thomas und Hildegard vom Niederrhein, die neben dem Woody auch einen viertürigen 56er Buick Special Riviera in der Garage haben.

Im Jahr 1997 verbrachten Thomas und seine Familie ihren Sommerurlaub an der amerikanischen Westküste und genossen das schöne Wetter und natürlich die vielen alten US-Cars. „Da ich immer auf der Jagd nach Ersatzteilen für unseren 56er Buick war und bin, brachte uns der Weg zu Ken Schmidt, dem Besitzer der 'Buick Bonery' in Sacramento, Kalifornien", erzählt Thomas.

Ken lud die Familie nach dem Besuch seines Schrottplatzes in seine Lagerhalle ein, in der er die guten Buicks abgestellt hatte. „Circa 25 Buicks im Zustand von 2+ bis 5, die er teilweise zum Verkauf anbot, standen dort", erinnert sich der Niederrheiner. „Ganz hinten in der Ecke erblickten wir einen 1952er Buick Super Estate Wagon. Ein interessantes Auto, aber ein 'fünferZustand': Bodenbleche durchgerostet, Kotflügel, Holzteile und diverse Teile waren demontiert und lagen im Innenraum". Für Thomas Geschmack zu viele Fragezeichen und zu viel Arbeit, die er auf sich zukommen sah. „Vom Preis für den Schrotthaufen gar nicht zu reden!"

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Ein Jahr später machte Thomas mit seinem Sohn Mario eine Tour in die USA, um Schrottplätze und Nationalparks zu besuchen. „Um meine Frau Hildegard und unsere Tochter Angela immer vom Stand unserer Tour zu informieren, meldeten wir uns täglich und jedes Mal endete das Gespräch mit Hildegards gleich bleibendem Satz: 'Fahr zu Ken und bring den Woody mit!", worauf Thomas jedes Mal entgegnete: „Diesen Schrotthaufen! Nein danke!" Der Zufall wollte es aber, dass die beiden während ihrer Tour nicht die gesuchten Ersatzteile fanden. „Bei Ken war die Wahrscheinlichkeit sehr groß, diese Teile zu bekommen", meint Thomas, der sich so doch von seiner Frau breitschlagen ließ, zu Ken zu fahren.

Eigentlich waren die beiden ja wegen den Ersatzteilen da, der Woody war dann wohl doch interessanter. Nach anfänglichem Feilschen einigten sich Thomas und Mario mit Ken und die beiden begannen, Kotflügel, Holzteile und andere Dinge wieder an den ursprünglichen Stellen zu montieren, „immerhin mussten wir ja herausfinden, ob der Woody komplett war." Nach zwei Tagen harter Arbeit war der Wagen soweit zusammengesetzt und Ken gab den beiden noch den fehlenden Ölfilter, diverse Radkappen, eine Ersatzfelge und diverse andere Teile und einen fast vollen Zehn-Liter Eimer mit diversen Schrauben dazu. Schließlich kümmerte sich der Amerikaner noch um den Transport des Buicks zu der Spedition in Oakland.

Am Silvester-Tag 1998 erreichte das neue Familienmitglied die damalige Halle am Niederrhein, nun konnte die Arbeit beginnen und gleich am nächsten Tag, dem 01. Januar 1999 sollte es losgehen. „Uns war von Anfang an klar, dass man hier eine Vollrestaurierung durchführen muss", erklärt Thomas, der mithilfe seines Sohnes die Karosserie zum größten Teil zerlegte und schließlich vom Rahmen trennte. Anschließend wurden Motor und Getriebe ausgebaut. „Der Motor wurde zum Motorenbauer gebracht und das Getriebe wurde durch mich inspiziert und die Verschleißteile erneuert", erklärt Thomas. Dann wurden Rahmen und die Achsen entrostet und mit schwarzem Rahmenlack gestrichen. Danach konnte der Antrieb wieder an seinen Platz.

Nun ging es an die Karosserie. „Die faulen Bodenbleche wurden herausgeschnitten und durch neue Reparaturbleche ersetzt", berichtet der Niederrheiner. Nachdem der Wagen bis auf das blanke Blech von Farbe und Co. befreit war, folgte ein normaler Lackaufbau mit dem originalen Farbton "Sioux Red" anstelle des wohl langweiligen „Barton Gray". Doch das „Sioux Red" machte aus dem Woody optisch fast ein Feuerwehrauto. „Es bedurfte nur noch eines Blaulichtes auf dem Dach", erklärt der Buick-Fan, der mit seiner Frau zum Autolackhändler fuhr und sie dort schließlich den schönen „Bordeaux"-Farbton aussuchten.

Danach konnte Thomas sich dem Holz widmen. Nach der Demontage wurde das massive Eschenholz mindestens zehn Mal geschliffen und lackiert und anschließend mit Karosseriedichtungsmasse in die Karosserie eingesetzt. „Wenn das Holz nicht restaurierbar gewesen wäre, hätten wir dieses Auto nicht gekauft, da zur damaligen Zeit ein komplettes Holzkit schon mehr als 10.000 US-Dollar gekostet hat", erklärt Thomas, der den guten Zustand darauf zurückführt, dass der Woody schon seit 1972 in einer trockenen Halle stand.

Bis Mitte 2002 arbeitete Thomas fast jedes freie Wochenende am Woody: "Dann ließen ein größerer Umbau unseres Hauses das Projekt nach hinten rücken. Anfang 2006 war dann unsere Garage am Haus bezugsfertig und der Woody zog ein". Es dauerte jedoch noch bis Mitte 2007 bis Thomas die Restauration weiterführen konnte. Ein Lackierer hüllte die Karosserie in den ausgesuchtem Farbton und Stück für Stück wuchs der Woody nun zusammen.

Die Erneuerung der Inneneinrichtung stand nun an. Die Bänke waren doch sehr verschlissen und verblichen, so dass sich Thomas und Hildegard für eine neue Polsterung mit einem zur Aussenfarbe passenden roten Leder entschieden, das den gleichen Farbton des originalen Kunstleders hatte.

Die Restaurierung war in den letzten Zügen. Ende Mai 2009 konnte Thomas mit dem Woody, der mittlerweile wegen seines edlen Erscheinungsbildes den Kosenamen "Madame" bekommen hatte, beim TÜV vorfahren. Nach der Anmeldung konnten die Niederrheiner nach fast elf Jahren ihre erste Probefahrt Anfang Juli in Angriff nehmen. "Gott sei Dank orderte der damalige Besitzer die Servolenkung (199 $), die zu der Zeit erstmalig angeboten wurde, direkt mit", erzählt Thomas.

Nach der gelungenen Generalprobe stand der Präsentation am 11. Juli 2009 beim Pre50- Treffen im Safaripark Stukenbrock nichts mehr im Wege. „Wir hatten uns schon 2007 vorgenommen, niemandem etwas zu sagen und alle Freunde mit dem fertigen Woody zu überraschen", erklärt Thomas. „Beim Treffen war unser Buick der Hit, er bekam sehr viel Lob", erinnert sich der Buick Fan. „Es war ein schönes Treffen", meint Thomas, „und aufgrund eines Platzregens ist „Madame" schon bei der ersten größeren Ausfahrt getauft worden“.



Text & Fotos: Thomas Frankenstein

AmeriCar-Facts

1952 Buick Super Estate Wagon (Woodie)



Antrieb: OHV-R8, 236 ci, 4.309 ccm, 128 PS bei 3.600 U/min, Stromberg-Doppelvergaser; Zweistufen-„Dynaflow“-Automatikgetriebe, Heckantrieb

Fahrwerk: Einzelradaufhängung vorne mit Schraubenfedern, Hebelstoßdämpfer, Stabilisator, Trommelbremsen; Starrachse hinten mit Längslenker, Schraubenfedern, Hebelstoßdämpfer, Trommelbremsen

Räder: Stahlfelgen mit Buick-Radkappe, 6,5x15“ mit BF Goodrich Weißwandreifen in 225/75 R15

Sonstiges: Farbe: Bordeaux-Rot

37 Bilder Fotostrecke | Knock on Wood: 1952 Buick Super Estate Wagon: Vollrestauration eines Woodies! #01 #02

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2 Kommentare

  • johannes

    Johannes

    Echt der Wahnsinn!!
  • thomas1

    Thomas1

    Große Klasse! Super-Auto!!! ich kann nur jedem empfehlen, die Bilder einmal downzuloaden und dann die Details zu bewundern! GM hatte es mal drauf! Und Buick war zu der Zeit ein echtes Highlight! Sehr schönes Auto, Gratulation von mir!"

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