Lasterhaft!1947er GMC Cab Over Engine (COE) Pick Up

Pick Up einmal anders!

Lasterhaft!1947er GMC Cab Over Engine (COE) Pick Up: Pick Up einmal anders!
Erstellt am 14. August 2008

Cab over Engine – für viele US Car Fans gehören diese drei Worte zu den magischen Begriffen der Szene! Cab over Engine bedeutet dabei eigentlich nur, dass das Häuschen nicht wie bei “normalen” Pick Up Modellen hinter dem Motor sondern über ihm sitzt. Eine zugegeben merkwürdige Konstellation, betrachtet man aber Lastwagen heutzutage, so kann man feststellen, dass die meisten der großen LKWs (“Flachschnauzer”) genau auf diesem Konzept aufbauen...

Der Grund, die Kabine soweit nach vorne zu packen, war ganz einfach. Man schaffte so Extra-Platz für mehr Ladung! Das Design schaffte aber nicht nur mehr Platz sondern gab dem Fahrer aufgrund der höheren Sitzposition auch eine bessere Sicht nach vorne. General Motors Marke GMC lancierte seinen ersten werksmäßigen Cab Over Engine Truck im Jahr 1939.

Made by Montpelier

Die Karosserien der COEs wurden von mehreren Zulieferern für GM gebaut und auf die vorhandenen Laster-Rahmen montiert. Die Firma Montpelier Manufacturing Company aus Montpelier, Ohio stand seinerzeit in der Verantwortung, die ersten Konzepte auf die Räder zu stellen. Die auch Two-Ton Trucks genannten COEs konnten bis zu 12 Tonnen wiegen und liefen mit dem treuen Stovebolt Sechszylinder mit 216 ci bzw. 235 ci Hubraum. Die meisten kamen mit einem Viergang-Schaltgetriebe.

Bei dem COE bekommt der Begriff “Pick Up” seine ursprüngliche Bedeutung. Denn es gab wohl nichts, was die Laster hinter der Kabine montiert bekommen haben – vom einfachen Holzgatter-Aufbau (Stake) über Tanks bis hin zu Sattelaufliegern!

Custom-Made

Den hiergezeigten COE hat es in dieser Form aber nicht gegeben. Denn es handelt sich um eine aufwändige Eigenanfertigung. Dieser „Custom“ ist zwar in seinem Ursprung ein 47er GMC COE, allerdings musste sich dieser so einige Modifikationen über sich ergehen lassen.

Angefangen beim Rahmen. Der Leiteraufbau stammt samt Fahrwerk von einem moderneren 87er P30 Step Van und wurde entsprechend gekürzt. Darauf kam – versehen mit einem Luftfahrwerk aus einem Peterbilt Truck - die Kabine des COE, die zum Crew Cab mutierte. Karosseriebauer Richard Wilson verlängerte das Häuschen um satte 27“ und die Türen um 9“. Die Breite wuchs ebenfalls, hier setzte Richard Bleche für eine 3“-Verbreiterung ein. In die geschaffene Länge konnten jetzt extra Fenster eingebaut werden.

Art Deco Laster

Die Haube und der Grill sind beide original 1947, lediglich die Stoßstangen sind neu, sie wurden von Pyramid Custom Fabrications aus Central Point, Oregon gefertigt. Die Scheinwerfer wanderten von den Kotflügeln zur Stoßstange. Die Rückleuchten stammen von einem 1937er Studebaker mit Buick-Streuscheiben und der Rückfahrscheinwerfer kommt aus dem VW-Lager.









Cooles Kennzeichen! (Klick Bild für Vergrösserung!)

Die Ladefläche ist eine Eigenanfertigung auf Basis von 1947er Chevrolet Bracken und wurde anschließend mit einer speziellen Beschichtung von Rhino Linings (Nashornhaut) versehen.





Erstaunlich: Riffelblech setzt Akzente!

Als hintere Kotflügel verwendete der Blechkünstler einen Satz vorderer, die entsprechend verbreitert und verlängert wurden, um der Zwillingsbereifung genügend Raum zu geben.





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Mit Abschluss der Karosserie-Arbeiten konnte der Custom COE lackiert werden. Diesen Job erledigte Richard Wilson ebenfalls und trug ein sattes Schwarz aus der BASF Glasurit Palette auf.

Fahrerhäuschen

Normalerweise kommt man über die kleine Motorhaube an den Motor heran, doch das war dem Erbauer des Trucks zu umständlich. Einfacher geht es – die modernen Laster machen es vor – mit einer nach vorne abkippbaren Kabine!

So kommt man leichter an den Antriebsstrang, der in diesem Falle natürlich auch nicht mehr original ist. Anstelle des damals angebotenen Stovebolt-Reihensechsers mit zumeist angeschlossenem Viergang-Schaltgetriebe sitzt nun ein 454-ci-Big Block weiter hinten und tiefer im Rahmen, der Motor stammt aus Altbeständen und kommt ursprünglich aus einem 74er Chevy und wurde von der Firma Lanny's Engine Rebuilders aus Redding, CA auf Vordermann gebracht. Der Block wurde aufs erste Übermaß (0,20”) gebohrt und bekam alle beweglichen Teile erneuert. Highlight des Big Blocks ist zweifelsohne die Street & Performance TPI mit K&N Luftfilter.

454 ci mit TH-400

So spektakulär der 454er einatmet so spektakulär atmet dieser auch aus, und zwar lautstark durch eine Doppelrohr-Anlage mit Flowmaster-Schalldämpfern. Gekoppelt ist der 7,4-l-V8 an ein TH-400 Automatikgetriebe mit Allison-Wandler und Overdrive Einheit von Gear Vendors.

Ein Satz polierter Alcoa-Leichtmetallfelgen kommt mit passenden 19,5”-Bridestone Reifen, hinten rollt der Truck zudem auf Zwillingsbereifung.

Auch im Innern Custom!

Die Kabine ist im Innern dank der Verlängerung und Verbreiterung etwas geräumiger, aber auch hier musste Richard einige Zeit und Arbeit investieren, um ein neues Armaturenbrett oder eine Mittelkonsole anzufertigen.

Das Armaturenbrett passt ganz gut, es handelt dabei um ein verbreitertes Dashboard aus einem 38er Chevrolet, das mit VDO-Instrumenten in zwei Wireworks Einsätzen komplettiert wurde. Auf dem Armaturenbrett sitzt – im 36er Graham Rückleuchten-Gehäuse - der Drehzahlmesser – cool!

Das Armaturenbrett geht fließend in die selbst angefertigte Mittelkonsole über, die die beiden Mazda-Sitze trennt. Im Fond verbaute Richard eine durchgehende Bank aus einem Chevrolet Pick Up! Alles wurde der Firma Citation Upholstery in einem grauen und burgund-farbenen Stoff und die Konsole mit burgund-farbenem Leder versehen und ein grauer Teppich verlegt.

Aus dem 93er Truck stammt im Übrigen auch die Lenksäule, auf der ein LeCarra Banjo Lenkrad montiert wurde. Bleibt noch zu erwähnen, dass Richard natürlich eine Klimaanlage in den Laster eingebaut hat. Sam Wilson aus Winston, OR installierte anschließend eine Stereo-Anlage mit Rockford-Unit und MTX-Lautsprechern und wie es sich für einen Road King gehört ein Citizen Band-Funkgerät...

Begeisterter Bauunternehmer

Der heutige Besitzer, Greg Moen aus dem kalifornischen Camarillo ist Bauunternehmer und arbeitet schon längere Zeit selbst an einem 37er Ford Five-Window-Coupe. Doch beruflich ziemlich eingespannt, dauert das Projekt noch etwas, wer kennt das nicht! Die knappe Freizeit nutzt der Autonarr aber auch mit den Besuchen von Car Shows. Dort entdeckte Greg eine wachsende Anzahl der COE Trucks: “Vor ein paar Jahren sah man nur vereinzelt welche, fast so als wären sie ausgestorben”, erklärt Greg, der einen COE als ideales Zugfahrzeug für sein unfertiges Projektauto sah.

Also setzte sich der Kalifornier an den Rechner und recherchiere nach einem passenden Fahrzeug. Nach fast endlosen Suche entdeckte Greg schließlich den hiergezeigten Laster! Leider war das auf der Internetseite eines Händler eingestellte Angebot nicht mehr aktuell und der Besitzer hatte den Wagen wieder abgeholt. Nach diesem kurzfristigen Schock bekam Greg aber die Telefonnummer und konnte so mit dem Verkäufer in Kontakt treten. Von nun an überschlugen sich die Ereignisse, Bilder wurden gemailt und kurz darauf ein Termin verhandelt. “Ich wollte diesen Truck haben”, erklärt Greg und flog wenige Tage später mit seiner Frau Debbie nach Seattle, WA, um den Truck zu kaufen.

“Die Größe des Trucks war beeindruckend und kam auf den E-Mail-Bildern gar nicht rüber”, erzählt der Kalifornier absolut begeistert. Nach einer kurzen Nacht im Motel fuhren die beiden neuen Besitzer mit ihrem COE auf eigener Achse nach Hause und konnten den Laster nach drei Tagen Fahrt auf den Interstates in die heimatliche Garage fahren... - der COE passte gerade so hinein – ein Zoll war noch über – Glück gehabt!



Text: Thomas Frankenstein

Fotos: Peter Linney

AmeriCar-Facts

1947er GMC COE Pick Up



Antrieb: OHV-V8 (GM 1976), 454 ci, 7.439 ccm, 425 PS, Street-&Performance-TPI-Benzin-Einspritzung, K&N-Luftfilter, March Riemenscheiben, Doppelrohr-Auspuff mit Flowmaster-Töpfen; Dreistufen-Automatikgetriebe (TH-400), mit Allison-Wandler und Gear Vendors-Overdrive-Kit, Heckantrieb

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung, Blattfedern, GM Step Van P30-Gasdruckdämpfer, Stabilisator, Scheibenbremsen; hinten Starrachse (Dana 80), Blattfedern, GM Step Van P30-Gasdruckdämpfer, Scheibenbremsen

Räder: Alcoa-Alufelgen auf 19,5“-Bridgestone Reifen

Sonstiges: Fahrgestell vom 1987er P30 Step Van, Kabine lässt sich mittels Hydraulik nach vorne abkippen, Kabine sitzt auf Peterbilt Air Ride System, Kabine um 27“ verlängert und im hinteren Bereich um 3“ verbreitert, Türen um 9“ verlängert, hintere Seitenscheiben eingebaut, neue Ladefläche mit originalen 47er Chevy Bracken und Rhino Linings Ladeflächenbeschichtung, Front- und Heckstoßstange von Pyramid Custom Fabricators, Scheinwerfer vom Kotflügel zur Stoßstange verlegt, 37er Studebaker-Rückleuchten mit 54er Buick Gläsern, VW-Rückfahrscheinwerfer, Farbe: Schwarz (Glasurit),

Innenraum: Mazda-Sitze, Chevy-Rückbank, modifiziertes 38er Chevy Armaturenbrett, VDO-Instrumente, LeCarra-Banjo-Lenkrad auf 93er Chevy-Lenksäule, Rockford Radio mit MTX-Lautsprechern, Mittelkonsole, Vintage Air Klimaanlage

27 Bilder Fotostrecke | Lasterhaft!: 1947er GMC Cab Over Engine (COE) Pick Up #01 #02

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