Oben Ohne-Full Size: 68er Plymouth Sport Fury

Oben Ohne-Full Size: 68er Plymouth Sport Fury:
Erstellt am 8. Juli 2008

Manche Autos sind rarer, als man denkt. Nur knapp 2.500 Exemplare dieses Plymouth Sport Fury Cabriolets wurden im 1968er Modelljahr verkauft – wer hätte das gedacht?!

Dieser Sachverhalt lag aber keinesfalls nur am Preis oder der großen Auswahl damals auf dem Markt. Mopar hatte neben dem Dodge Polara /-500 und Chrysler Newport sowie Chrysler 300 nur noch den hier gezeigten Sport Fury als Full Size-Modell im Cabriolet-Angebot. Preislich lagen die Dodges mit dem Plymouth auf einem Niveau, die Chrysler kosteten damals eine Stange mehr.

Die geringen Verkaufszahlen begründen sich vielmehr in der damals wachsenden Beliebtheit der so genannten Muscle Cars – kleinen Mittelklasse-Fahrzeugen mit hubraumgroßen und leistungsstarken Motoren. Da konnte natürlich ein Full-Size Plymouth Cabriolet nicht mithalten, auch wenn es den Präfix ‚Sport’ trug! Dennoch sollte man den Fury nicht unterschätzen: Unter der glatten langen Haube saßen nämlich neben dem braven 318 ci-Small Block (230 PS) u.a. der allseits beliebte 383-ci-V8 mit 290 bzw. 330 Pferdchen oder sogar der 440-ci-Big-Block mit 375 PS.

Zum 67er Modelljahr erfuhren die Furys ein Re-Styling, das sie größer machte, obwohl das Chassis unverändert blieb. Die Designer hielten an den übereinander sitzenden Scheinwerfer-Paaren an den äußersten Enden des breiten Grills von den 65/66er Modellen fest, aber die Blechteile der Karosserie waren komplett neu. In 1968 bekam der Fury angelehnt an die anderen Plymouths ein neues Heck-Design und eine geänderte Front: Der Grill war nun horizontal geteilt, die untere Hälfte war in Wagenfarbe lackiert.

C-Body-Mopar

Der Sport Fury gehört zu den so genannten Mopar C-Bodys, den Full-Size-Modellen. Er basiert auf dem Fury-III, kommt aber u.a. mit Einzelsitzen, durchgehender Konsole und einigen anderen Dingen, die das Oberklassenmodell sportlicher machen sollten – optisch gesehen. Der Sport Fury war als zweitüriges Hardtop-Coupe, d.h. ohne B-Säule, als zweitüriges Fast-Top-Coupe, ebenfalls einem Hardtop-Coupe, aber mit fließender Dachlinie und – wie hier gezeigt – als zweitüriges Cabriolet.

Nic Heimbuch aus Mülheim entdeckte das Cabriolet 1997 bei einem „stinknormalen“ Gebrauchtwagenhändler an einer Straßenecke in Ratingen. „Es wurde 1993 aus Phoenix/Arizona importiert, hier niemals zugelassen und nur einige Male mit roten Kennzeichen bewegt“, erzählt Nic. „Den damaligen Zustand würde ich als 2-3 bezeichnen, alles original, kaum Rost und unverbastelt.“

Love At First Sight

Der Chrom war in einem recht guten Zustand, das Interieur typisch Arizona verbrannt und der wohl ebenfalls unter der Sonne gelittenen Lack war schlecht überlackiert: „Jedoch nicht so schlimm, als dass es mich hätte vom Kauf abhalten können, es war Liebe auf den ersten Blick.“ – Wer kennt das nicht!

Nach einigen schlaflosen Nächten sowie einer Besichtigung mit ausführlicher Probefahrt erstand der Mülheimer schließlich seinen Full-Size. Ohne deutsche Papiere, aber verzollt mit US-Title und Unbedenklichkeitsbescheinigung. „Die offiziellen technischen Daten zu bekommen war kein Problem“, erklärt Nic, der flugs auch ein Werkstatthandbuch orderte, um den Wagen mal durchzusehen.



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Q.C. - passed!

„Wie sich zeigte, war der Motor soweit okay, Verdichtung mit 10 bar auf allen Zylindern gleich, kein Ölverbrenner, kein Raucher“, erinnert sich Nic. Lediglich bei der Elektrik hatte sich jemand versucht, doch nach einem Nachmittag unter dem Armaturenbrett funktionierten Lüftung und Fensterheber auch wieder. Bei den hinteren Scheiben waren allerdings die Antriebe defekt, die Nic beim Moparshop besorgen konnte. Des Weiteren wurde aufgrund zu großen Spiels direkt eine neue Lenkung eingebaut.

„Nachdem ich ein Jahr mit dem Wagen gefahren war, kam das Interieur raus, der gesamte Boden und Kofferraum wurden von mir über den Winter schön blank geschliffen und mit passender Rostschutzfarbe in Weiß gestrichen“, erklärt der 38-jährige. Anschließend kamen noch ein neuer Teppich rein und die originalen Sitze wurden neu gepolstert. Neue „Magnum“-Felgen von Year One mit passenden 235/255er Reifen und einige andere Kleinigkeiten ergänzten das Gesamtbild. Die Hydraulik des Verdecks schien an einem Zylinder undicht zu sein, somit wechselte der Mülheimer flugs die Hydraulikteile aus.

„Um das Cruising perfekt zu machen, wollte ich gerne auch netten Sound haben“, erzählt uns der selbständige Grafiker. Aufgrund von Platzmangel bei dem Cabriolet verwendete Nic die originalen Stellen. Zwei JBL 2-Wege kamen in die hintere Lautsprecherabdeckung in der Mitte der hinteren Rücklehne, zwei weitere in den vorderen Fußraum und anstelle des originalen Speakers im Armaturenbrett ein weiterer No-Name-Lautsprecher. Im Kofferraum sorgt ein Crunch Subwoofer getrieben von einer Rockfort Fosgate Punch 150 Endstufe für ordentlich „Bumms“. Die anderen Lautsprecher werden von einer Pyle 4x60W und einer kleinen Alpine Endstufe und passenden aktiven Weichen angesteuert. Die Headunit besteht aus einem Panasonic MP3- im Handschuhfach. „Äußerlich ist nichts von den Einbauten zu sehen, was mir besonders am Herzen lag“, meint Nic.

Im Jahr 2004 war der Unterboden an der Reihe und wurde komplett neu in Wagenfarbe lackiert. Gleichzeitig erneuerte der Mülheimer Stoßdämpfer und Bremsen. 2006 kamen der Motor und Motorraum an die Reihe. Dabei stellte sich heraus, dass ein amerikanischer Experte den 383-ci-HP-Motor kaputt „getuned“ hatte - eine Generalüberholung war also keine Option.

Engine Update

In Eigenregie demontierte Nic den V8 und brachte diesen zum Moparshop, der den Block neu bohrte und passende Keith Black Pistons lieferte. „Den weiteren Aufbau führte ein niederländischer Motorenspezialist, HRS Engine Development in Weert, durch“, erzählt Nic. „Die Montage nahm ich anschließend selber in meiner Halle vor.“

Der neue Motor sollte natürlich auch ordentlich klingen, für den maximalen Soundgenuß installierte Nic die mittlerweile beliebten Flowmaster-Schalldämpfer in die neue Doppelrohr-Auspuffanlage ein.

Insgesamt hat Nic mit seinem Sport Fury ca. 20.000 Meilen zurückgelegt. „Bisherige Pannen waren ein gerissener Keilriemen der Wasserpumpe auf der Autobahn beim Vmax-Test (120 mph) und ein verlorenes Bremspad in einer der hinteren Bremstrommeln letzten Herbst“ – wollen wir mal hoffen, dass Nic in Zukunft das Cruisen in seinem C-Body mehr genießen kann – oben ohne natürlich!

AmeriCar-Facts

1968 Plymouth Sport Fury

Antrieb: OHV-V8, 383 ci, 6.275 ccm, 350 PS @ 5.500 U/min, Verdichtung 10,0:1, 750-cfm-Edelbrock-Vergaser, Edelbrock-Ansaugbrücke, Guss-Zylinderköpfe, Mopar-Zündverteiler, Mopar-Pleuel, Keith Black-Kolben, Comp Cams-Nockenwelle, High Volume Ölpumpe, High Volume Wasserpumpe, Moroso-Chrom-Ventildeckel, Moroso-Chrom-Luftfilter, 2,5“-Doppelrohr-Auspuff, 3“-Flowmaster-Schalldämpfer; Dreistufen-Automatikgetriebe (TF-727), Heckantrieb

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung, Drehstabfedern, Gasdruckdämpfer, Trommelbremsen; hinten Starrachse, Gasdruckdämpfer, Blattfedern, Trommelbremsen

Räder: 8x15“-Magnum-Wheels auf 235/60 R15 vorne und 255/60 R15 hinten.

Preis (1968): ab 3.425 $

Stückzahl: 2.489

In Memory of "Otto" - "als Andenken an meinen treuen Freund"

25 Bilder Fotostrecke | Oben Ohne-Full Size: 68er Plymouth Sport Fury: #01 #02

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