Unglaublich & Cool: Chrysler 300 Kombi

1955er Chrysler Custom-Umbau

Unglaublich & Cool: Chrysler 300 Kombi : 1955er Chrysler Custom-Umbau
Erstellt am 12. Dezember 2008

1955 hat Chrysler den ersten „300“ auf den Markt gebracht. Es gab das sportliche Modell allerdings nur als zweitüriges Coupe. Einen Kombi, wie hier zu sehen, konnten die Chrysler Dealer nicht anbieten, es handelt sich dabei um eine geniale Kreation des Kanadiers J.F.Launier.

Auf der diesjährigen SEMA Show in Las Vegas sorgte der knallgelbe Kombi nicht nur für heruntergeklappte Kinnladen sondern erlangte auch mit dem Chrysler Design Excellence Award eine tolle Auszeichnung, die von zwei Chrysler Designern übergeben wurde. Zuvor hatte der 55er Chrysler Kombi von den Good Guys die Auszeichnung „Trendsetter of the Year“ verliehen bekommen, ebenfalls ein Grund auf den „R'Evolution“ stolz zu sein.

Projekt R’Evolution

Rückblick: Das Projekt nahm seinen Anfang auf einem Swap Meet, den der J.F.Launier mit einem Freund besuchte. „Ich erinnere mich noch, wie damals sagte: 'ich glaub's nicht, nur 4.500 Dollar, ein fahrbereites, zweitüriges Hemi-Coupe – cool'“, erzählt uns J.F., der zu dieser Zeit eigentlich weder die Zeit noch das Geld für ein weiteres Projekt hatte, doch er bekam seine Idee einfach aus dem Kopf: „Der neue Chrysler 300 ist der Nachfahre von dem 1955er Modell, welchen Vorfahren hatte aber der Dodge Magnum? Chrysler hatte nie einen Sportkombi gebaut!“, meint der Kanadier, der nun eine neue Herausforderung hatte: Ein Chrysler Kombi im 50er Jahre-Look.

Das Vermächtnis C-300

In den nächsten Jahren klapperte der Custom-Shop-Besitzer alle möglichen Schrottplätze nach Brauchbarem ab, doch er fand zwar Teile aber keine passende Karosserie für sein Projekt. Eines Tages wird er jedoch – wie der Zufall es will - von einem Gentleman angesprochen, der einen viertürigen Kombi hatte und nicht wusste, was er damit machen sollte. J.F. zeigte ihm ein paar Renderings seines Projekts, doch trotz guter zeichnerischer Überzeugungsarbeit musste J.F. bei seinem Projekt auf den Kombibesitzer verzichten und eine eigene Basis finden.

„Ich konnte mir einen solchen Chrysler nicht leisten“, erklärt der Designer, der schließlich einen 55er DeSoto 2-dr Hardtop fand. Der Deal wurde abgeschlossen und der Wagen auf den Trailer gepackt. Schon kurz darauf entdeckte der Customizer einen passenden viertürigen Kombi auf einem anderen Schrottplatz, er schnitt kurzerhand das Dach und das Heck ab und nahm beides mit nach Hause.

DeSoto als Basis

Glücklicherweise hatte der Kanadier schon viele Teile für sein Projekt gesammelt, so dass er sich gleich ans Blechwerk machen konnte. „Ich war rund zwei Wochen ununterbrochen beschäftigt, den Wagen um 8“ zu kürzen und das Dach um 2“ zu choppen“, erklärt J.F. Dazu tauschte er die hinteren Seitenteile, passte die Heckklappe ein und designte die einzigartige Dachlinie.

24“-Foose Felgen mit 405er Pirellis

Der nächste Schritt war die Fertigung eines Fahrzeugbodens und die Anpassung der Radhäuser an die gewaltigen 24“-Räder, die J.F. aufziehen wollte. In Pirelli fand der Kanadier einen Sponsor, und so ist der 55er Chrysler 300 Kombi der erste Custom, der auf 405/25 R24 Reifen steht.

Wegen der passenden Felgen nahm J.F. Kontakt mit Chip Foose auf. „Auf der Detroiter Autorama 2007 hatte ich die Gelegenheit, unter dem Wagen von Rad Rides zu liegen und mir Troys Arbeiten an 'First Love', dem Ridler Award Gewinner, anzusehen. Das war eine riesige Inspiration für mich“, erklärt J.F. Launier, der auch die Karosserie komplett verschweißen und den Antriebsstrang und die Auspuffanlage im Fahrzeugboden versinken lassen wollte, damit der Wagen auch ohne Air Ride tief über dem Asphalt rollen konnte.

Hemi Crate Motor

In dem Overhaulin'-Macher fand der Kanadier einen guten Freund und Mentor, der ihm einen Chrysler 5,7-l-Crate-Hemi besorgte, der bei seinem Projekt „Hemisphere“ als Muster diente und wegen des neuen 392er Hemis nicht gebraucht wurde. Der Motor kam mit dem passenden Getriebe, so dass J.F. anfangen konnte, die Motor- und Getriebehalter zu bauen und als Nächstes die Auspuffanlage mit Eigenbau-Fächerkrümmern und Flowmaster-Schalldämpfern anzugehen. Dabei legte J.F. Wert darauf, dass die Halterungen so dezent wie möglich ausfielen.



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Deadline: Autorama

Mittlerweile nahm das Projekt fast die Hälfte des J.F. Kustom Shops ein und der 32-Jährige hatte sich nun eine Deadline gesetzt: Die Grand National Roadster Show in Kalifornien würde er nicht mehr schaffen, aber die Detroiter Autorama sechs Wochen später. Doch zuvor stand noch ein Umzug des Shops an. J.F. wollte einen größeren Laden mit Werkstatt, der zudem näher an sein Wohnhaus lag.

Zusammen mit Mike Curtis von Curtis Speed Equipment entwickelte er das Design des Grills, der Scheinwerfer, Rückleuchten sowie für das Lenkrad. Die ersten Entwürfe entstanden – wie bei vielen Projekten – auf ein paar Servietten. Natürlich wurden die Entwürfe noch mal ins Reine gezeichnet und schließlich mit einer Faro Laser Maschine aus dem Vollen geschnitten.

‚Overnight’ dauert zwei bis drei Tage

Das klappte problemlos! Probleme gab es eher bei der Hot Rod-Teilebesorgung: „Wenn man abseits der 'Hot Rod Welt' lebt, kriegt man nichts mal eben 'Über-Nacht', auch wenn es so verschickt wurde“, erklärt der Kanadier, der in Osoyoos, British Columbia lebt...

Jeden Tag musste J.F. nun Fortschritte machen. Als die Karosserie fertig war, machte sich der 32-Jährige an den Innenraum. „Ich fand das Armaturenbrett zu schlicht“, berichtet der Designer. „Das Dashboard musste ausgefallener sein!“ J.F. lehnte sich an das Original an, überzog aber die Linien und verlängerte hier und da ein paar Elemente.

Holz für den Kombi

Da Kombis zu früheren Zeit oft mit viel Holzteilen kamen, ihre Karosserie zum Teil sogar aus Holz bestand, wollte J.F. ein bisschen Woody-Style für seinen Chrysler Kombi. Das bisschen wurde ziemlich aufwändig in Form eines Himmels mit unendlich vielen Streifen aus Eichenholz mit 480 Schrauben, die alle korrekt in gleicher Stellung stehen, verbaut. Dafür wurde eigens ein zweiter Himmel aus Blech dahinter eingeschweißt. Doch nicht nur der Himmel, auch viele andere Karosserieteile sind „doppelwandig“, mal zur Zierde, mal auch aus funktionalen Gründen. So lassen sich zum Beispiel auch Kabel oder Leitungen problemlos verstecken.

Revolutionary Yellow

Der Chrysler wurde geprimert und zu der Lackiererei getrailert, in der J.F. gelernt hatte. Der ehemalige Kollege dort war hoch erfreut, bei der Lackierung behilflich zu sein. Die Karosserie wurde auf einen Hilfsrahmen geschraubt und zur Lackiererei zwei Straßen weiter gerollt. Dort sollte die Eigenmischung „Revolutionary Yellow“ aus der Hot Hues Palette aufgetragen werden

Ready to go

Vier Tage vor der Show in Detroit rollten auch die eigens angefertigten Foose-Räder in J.F.'s Laden. „Das Auto stand die letzten Monate immer auf dem Hilfsrahmen oder dem Drehgestell, jetzt sollte ich zum ersten Mal sehen, wie der Wagen auf seinen eigenen Füßen steht“, erzählt J.F. Zu dem Zeitpunkt machte der Custom-Bauer Doppelschichten. Seine Angestellten gingen nachmittags und die Jungs, die ihm bei dem Projekt halfen kamen in die Werkstatt. „In dem Moment als die Räder zum ersten Mal den Boden berührten, herrschte Stille“, erinnert sich der 32-Jährige. Nach der Inaugenscheinnahme von allen Seiten blieb aber keine Zeit zum Staunen, alle machten sich sprachlos an die Arbeit. „In den nächsten zwei Tagen ging es zu wie auf einem Ameisenhaufen.“ Kein Wunder, arbeiteten alle zeitgleich an verschiedenen Stellen: Im Innenraum der Sattler, vorne polierte jemand den Grill, ein anderer schraubte im Motorraum und auch unter dem Auto lagen die Jungs mit Werkzeug & Co.



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„Die Nacht, in der wie nach Detroit aufbrachen, war die längste in meinem Leben“, erzählt J.F. Nachts um 3.00 h kämpften wir noch mit dem Motor, der nicht anspringen wollte. Doch nach einer ausgiebigen Fehlersuche konnten die Zündkerzen als Problem lokalisiert werden. Als am Morgen die Crew in den Laden kam, hatte jeder seine Aufgabe vor Augen, denn es stand eine lange Reise quer durch den Kontinent an, die über zwei Tage dauern sollte. „Das einzige was ich jetzt machen konnte, war schlafen und im Wechsel mit dem 'Co-Piloten' fahren“, erzählte der Kanadier.

Just in Time

Die Jungs machten noch kurz Zwischenhalt bei einem Rod-Shop in Detroit, um von Mike Curtis die Rückleuchten in Empfang zu nehmen und dann schließlich um 22.00 h die Cobo-Hall zu erreichen. Da der Wagen bei dem „Great8“-Wettbewerb teilnehmen sollte, musste dieser nicht nur gut bzw. perfekt aussehen, sondern auch fahren. Bevor der Chrysler also auf seine Ausstellungsfläche kommen sollte, musste J.F. noch unter Beweis stellen, dass er seinen Custom auch bewegen kann.

„Als ich den Motor startete und den ersten Gang einlegte, dauerte es 20 Sekunden, bis der Wandler gefüllt war und der Wagen vorwärts rollte – sehr lange 20 Sekunden!“, erinnert sich der 32-Jährige. Als die Prüfung bestanden war, machte sich die Crew an die Aufarbeitung und anschließend ins Hotel.

Show Winner zum Fahren

„Das Wochenende in Detroit war atemberaubend und wir holten einen der acht Plätze beim Great8“, erzählt J.F., der danach noch weitere Shows in Pleasanton, CA, Del Mar, CA und Columbus, OH besuchte und stets mit Auszeichnungen nach Hause kehrte. Die langen Strecken fuhr J.F. zwar mit dem Chrysler auf dem Trailer, aber vor Ort bewies er unter staunenden Blicken, dass ein Great8-Sieger auch wirklich fahren kann

AmeriCar-Facts

55er Chrysler 300 Wagon

Antrieb: OHV-V8, 5,7-l-CrateHemi, Hilborn-Einspritzanlage, klassische Hemi-Ventildeckel, Custom-Fächerkrümmer, Flowmaster-Schalldämpfer, Bowler-4L60E-Vierstufen-Automatikgetriebe, Heckantrieb, Achsübersetzung 4,56:1

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung, Baer-Achsschenkel, Federbeine, Stabilisator, Baer-15“-Scheibenbremsen; Hinten Starrachse, Drei-Lenker-Aufhängung, Wattgestänge, Federbeine, Stabilisator, Baer-Scheibenbremsen

Räder: Foose-Leichtmetallfelgen, 8x22“ vorne mit Pirelli 235/35 R22 , 14x24“ hinten mit Pirelli 405/25 R24

Karosserie: 2dr-Hardtop und 4dr-Kombidach/-Heck, 3“-Sectioning, 8“ gekürzt, 2“-Top Chop, Curtis Speed Equipment Grill (Einzelanfertigung aus Aluminium), Farbe: Hot Hues Custom-Mix „Revolutionary Yellow“

Sonstiges: Art-Morrison-Rahmen (geboxt), mit Karosserie verschweißt, Edelstahl-Benzintank, Curtis Speed Equipment-Scheinwerfer und -Rückleuchten (Einzelanfertigung), vordere Stoßstange aus drei DeSoto Stoßstangen gefertigt, hintere Stoßstange aus 52er Chevy-Frontstoßstange gefertigt, originale Türgriffe tiefer gesetzt, Scheiben Einzelanfertigung, Armaturenbrett und Türverkleidungen Einzelanfertigung, Curtis Speed Equiment-Lenkrad, Subaru-Sitze, Custom-Interieurpolsterung, Hot Rod Air-Klimaanlage, American Wire-Kabelbaum, In-Car-Entertainment mit Blaupunkt-Headunit, JBL-Verstärkern und -Lautsprechern

27 Bilder Fotostrecke | Unglaublich & Cool: Chrysler 300 Kombi : 1955er Chrysler Custom-Umbau #01 #02

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2 Kommentare

  • AlexS

    AlexS

    wie geil ist der denn? Absolut mein Favorit! Von wegen Auto der Woche - das ist das Auto des Jahres!
  • ARON

    ARON

    Als ich ihn zum ersten Mal auf den Bildern von SEMA 2008 sah, dachte ich, es ist ein customizierter Volvo Amazon Kombi... Nicht schlecht - die Karossiere sieht fast wie serienmäßig (wenn es der top chop nicht verraten würde), aber diese Räder finde ich bisschen übertrieben - alles wirkt wie ein Modellauto von Jada bzw. Maisto... Aber was soll's - es ist eher ein Showcar als ein seriöser Daily Driver :D

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