US-Car Einzelstück: 1960 Chrysler 300F Cabriolet

Historisch belegt: Einziges 60er Letter Car-Modell mit Schaltgetriebe

US-Car Einzelstück: 1960 Chrysler 300F Cabriolet: Historisch belegt: Einziges 60er Letter Car-Modell mit Schaltgetriebe
Erstellt am 10. Dezember 2010

Die Chrysler Letter Cars – schon allein der Name last US-Car Fans aufsäufzen. Denn wenn für die meisten die Geburtsstunde des Muscle Cars im Jahr 1964 mit dem Launch des Pontiac GTO liegt, Chrysler hatte schon in den 50er Jahren einige echte Muscle Cars gebaut. Weil der amerikanische Autobauer dem 300er in den verschiedenen Modelljahren einen anderen Buchstaben als Appendix verpasste, bekamen diese Modelle den Namen „Letter Car“. Unser Auto der Woche ist ein besonders schickes und rares Modell des 1960 Chrysler 300 F.

Der erste Chrysler 300 kam im Februar 1955 auf den Markt. Es handelte sich um ein von Virgil Exner elegant gestyltes Premium-Modell mit sehr guten Performance Eigenschaften. In diesem saß der legendäre 331-ci-„FirePower“-V8 mit zwei Vierfach-Vergasern mit modifizierter Renn-Nockenwelle und 300 PS Leistung, der das Hardtop zu dem leistungsstärksten Serien-US-Car seinerzeit machte. Auf der so genannten NASCAR Flying Mile erreichte der 1955 Chrysler 300 eine Geschwindigkeit von 127,58 mph, was umgerechnet 204 km/h sind.

Zur besseren Unterscheidung des nachfolgenden Modells in 1956 bekam der 300er den Suffix B. Das 56er Modell offerierte zwei 354 ci Hemi V8-Motoren mit zwei Vierfach-Vergasern. Die Basisversion leistete 340 PS, die Upgrade-Version mit einer 10.0:1 Kompression schaffte es auf 355 PS. Chrysler konnte in diesem Jahr den Rekord brechen, in Daytona fuhr ein 300B satte 139.373 mph – also knapp 220 km/h.

Erstmals gab es ein Cabriolet des Letter Cars

Der 300C im 57er Modelljahr wurde erstmals auch als Cabriolet angeboten, beide Aufbauten bekamen einen neuen 392-ci Hemi-V8, der satte 375 bzw. 390 PS leistete. Optisch unterschied sich das Modell mehr von seinen Vorgängern, ein neuer Grill und zum ersten Mal auch Heckflossen kamen beim 57er Modell zum Einsatz. Erstmals bot Chrysler auch eine Benzineinspritzung an, das von Bendix entwickelte Electrojector Fuel-Injection System markiert den ersten Schritt in Sachen Motor Management bei Chrysler. „Golden Lion“ nannte Chrysler den neuen RB-Motor mit 413 ci Hubraum und 380 PS im 1959er Chrysler 300E. Dieses Modell war aber noch weniger erfolgreich als das D-Modell.

Der 300F ist das erste Modell mit neuem Chassis und Abmessungen. So rollt das 60er Modell auf einem längeren Radstand und erreichte eine komplette Länge von 5.57 m. Die Passagiere nahmen auf vier mit Leder bezogenen und konturierten Einzelsitzen Platz, von denen sich die vorderen zu den Türen drehen ließen. Diese „Swivel Seats“ sollten einen einfacheren Einstieg ermöglichen. Eine durchgehende Mittelkonsole mit Armlehne, Staufach, Fensterheber-Schaltern, Aschenbecher und einem großen Drehzahlmesser durchläuft den kompletten Innenraum. Das Armaturenbrett fällt durch sein dreidimensionales Cockpit mit dem „Astra-dome” auf, einem mit Leuchtfolie beleuchtetem (Halb-)Globus mit 150 mph-Tacho mit einer Menge an futurischen Schaltern und Knöpfen.

Cross-Ram Ansaugbrücke mit zwei 4bbl Vergasern

Unter der Haube des 300F saß ein 413-ci-V8 mit dreistufiger Torqueflite Automatik, der 375 PS und 670 Nm entwickelte. On Top war das neue Ram Induction System mit zwei gegenüberliegenden Carter Vierfachvergasern montiert, die jeweils eine Seite des Motors mit dem Benzingemisch versorgten. Das damals teuerste Letter Car war das 300F Hardtop mit 5.411 Dollar, das Cabriolet lag bei 5.841 Bucks, aber es gab noch eine Menge Extras auf der Optionsliste.

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Seinerzeit hatte Chrysler sieben Hardtops für Rennversuche aus der Produktion genommen und den 375 PS Motor gegen einen 400 PS-„Short Ram“-Antrieb getauscht, der mit einige Modifikationen wie angepassten Ansaugrohren, mechanischen Stößeln, schärferer Nockenwelle und 2,5“-Auspuff ausgerüstet war. Als Kraftübertragung diente ein Viergang-Schaltgetriebe, das aus dem französischen Pont-à-Mousson importiert wurde und Änderungen am Fahrzeugboden erforderte. Ergänzend wurde die Achsübersetzung von 3.31:1 auf längere 2.93:1 verändert.

300F Special für Daytona

Alle sieben Modelle namens „300F Special“ gingen nach Daytona, aber nur sechs waren zum Rennen zugelassen worden, belegten dafür aber auch die ersten sechs Plätze. Gregg Ziegler, ein Ace Hardware Ladenbesitzer aus Elgin, Illinois erreichte auf dem Sandparcours eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 144.927 mph, umgerechnet über 230 km/h.

Vielleicht durch die Erfolge in Daytona Beach wollte George Kuehn aus Milwaukee, Wisconsin unbedingt einen 300F Special, aber keinen der benutzen Rennwagen. Der Chrysler Enthusiast und wohlhabende Industrielle fragte seinen Thomas Rogers um Hilfe. Rogers war der Präsident von Edwards Motor Co. in Milwaukee in 1960 und traf sich regelmäßig mit Führungskräften und konnte in einem Gespräch diese überzeugen, das hier gezeigte Einzelstück zu bauen.

One-of-One für Mr. Kuehn

Am 30. März 1960 konnte Kuehn schließlich seine “Alaskan White”-farbenen 300F Cabriolet in Empfang nehmen. Das Modell kam mit elektrisch verstellbaren Sitzen, Heizung, Sure-Grip-Differenzial, „Golden Tone“ Radio, einstellbaren Außenspiegel, getönte Scheiben und dem wichtigsten Extra: Dem raren 400-PS starken Motor mit dem Viergang-Schaltgetriebe von Pont-à-Mousson. Auf der Rechnung stand seinerzeit der stolze Preis von $7,158.30, aber – warum auch immer – Kuehn erhielt einen 958.30 Dollar Rabatt und der 300F Special wurde für $6,200 verkauft – wahrscheinlich war er einfach nur ein wichtiger Kunde.

Die amerikanischen Automagazine empfahlen die Schaltgetriebe nicht für den täglichen Einsatz, weshalb der Wegstreckenzähler vielleicht nur 11,042 Meilen im Dezember1978 zählte, als die Chrysler 300 Restorations-Spezialisten George Cone und Bruce Hoover den Wagen von der Witwe von George Kuehn kauften. Viele Jahre lang stand das Fahrzeug in Kuehns Zweitwohnsitz Duck Lake, Michigan, trotz der geringen Laufleistung hatte das Cabriolet einige Schrammen und Macken, so dass das US-Car neu lackiert wurde.

Versteigert für $437,250 Dollar

Trotz der Seltenheit dieses Modells, George Cone schonte das Modell nicht unbedingt. So fuhren er und der ehemalige 300 Rennfahrer Gregg Ziegler auf dem Great Lakes Rennkurs Union Grove, Wisconsin satte 140 mph bzw. 224 km/h. Heute stehen 13,845 Meilen auf dem Counter des historisch korrekt restaurierten amerikanischen Autos, das bei der RM Auction in Gainesville, Georgia am 13. November 2010 für $437,250 Dollar versteigert wurde.



Text: Thomas Frankenstein, AmeriCar.de

Fotos: Aaron Summerfield, Darin Schnabel, Archiv

AmeriCar-Facts

1960 Chrysler 300F Cabriolet



Antrieb: OHV-V8, 413-ci, 6767 ccm, 400 PS, 10.1:1 Verdichtung, Viergang-Schaltgetriebe „Pont-à-Mousson”, Achsübersetzung 3.23:1, Sure-Grip Hinterachse

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung, Drehstabfederung, Gasdruckdämpfer, Scheibenbremsen,; Hinten Starrachse, Blattfedern, Scheibenbremsen

Räder: 15“ Stahlfelgen mit Radkappe und Weißwandreifen

Sonstiges: Einzelstück: Nur ein Modell mit Viergang-Schaltgetriebe und 400 PS 413 ci-V8 gebaut

14 Bilder Fotostrecke | US-Car Einzelstück: 1960 Chrysler 300F Cabriolet: Historisch belegt: Einziges 60er Letter Car-Modell mit Schaltgetriebe #01 #02

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1 Kommentar

  • parkbrau

    Parkbrau

    Nice lead sled.

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