Hot Rod im Retro-Look: Nordisch by Nature

Hot Rod mit Panzer Power: 1926 Ford T Tudor

Hot Rod im Retro-Look: Nordisch by Nature: Hot Rod mit Panzer Power: 1926 Ford T Tudor
Erstellt am 17. Oktober 2008

Die Finnen sind wie ihre schwedischen Nachbarn ein kreatives Völkchen. Vielleicht sind aber einfach auch nur die Winter zu lang. Zum Glück sind viele skandinavische Garagen wie die von Tomi Kangas beheizt, sonst könnte der Finne uns wohl kaum diesen geilen Hot Rod im 60s Style zeigen.

Tomi versteht es, seine Projekte mit den nötigen Teilen und dem gewissen Quäntchen Phantasie auf die Räder zu stellen. Wie sonst lässt sich ein so geniales Fahrzeug realisieren? Den Beweis liefert der 1926er Ford T Tudor, der mit einem 346 ci Cadillac Flathead-V8 aus einem amerikanischen M5A1 Panzer aus dem zweiten Weltkrieg angetrieben wird.

Tomi arbeitet als LKW Fahrer, er teilt sich den Truck mit seinem Bruder, so dass er nur jeden zweiten Tag unterwegs ist. Das gilt allerdings nicht für die endlos scheinenden und dunklen Winter. Dann hat der Finne genügend Zeit, die er in seiner privaten „Heath Hot Rod & Chopper Garage“ im Keller seines Hauses verbringt. Im Sommer sieht man Tomi auf fast jedem größeren Autotreffen des Nordens und auf Schrottplätzen und Flohmärkten herumstöbern - immer auf der Suche nach Teilen für seine anstehenden Projekte, die schon lange im Voraus in seinem Kopf entstehen.

Viele andere Autofreaks sind von Tomis Projekten begeistert, kein Wunder dass Tomi die Treffen stets mit einer Auszeichnung verlässt. Als wenn das nicht schon genug wäre, stehen potentielle Kunden bei ihm Schlange, um eigene Projekte mit seiner Hilfe aufzubauen. Tomi kaufte diesen 1926er Tudor im Frühjahr 2007, begann aber erst im November desselben Jahres. Doch bereits Ostern 2008 war der Wagen rechtzeitig zur FHRA American Car Show in Helsinki fertig. Er erstand ein halb angefangenes Projekt mit Tudor Rahmen, Karosserie und Antrieb. Als erstes verstärkte Tomi den Rahmen mittels Boxing, d.h. der dreiseitige U-Profil-Rahmen wurde mit einem Blech auf der vierten Seite verschlossen.

An der Front kürzte Tomi den Rahmen zudem um 15 Zentimeter und verbaute eine Hairpin-Ford A Vorderachse, die mit einem Fahrwerk bestehend aus Pete & Jakes Gasdruckdämpfer und einer Querblattfeder ergänzt wurde. Die nun hydraulisch betätigten Bremsen stammen von einem 1932er Ford. Die Chevy-10-Bolt-Hinterachse ist mittels vier Längslenker aufgehängt und ebenfalls mit Querblattfeder, gekürzten Pete & Jakes Gasdruckdämpfer und GM-Bremsen ausgestattet.

Der Tudor rollt auf einem Satz alter Stahlfelgen, vorne in der Größe 16 Zoll und im Heck in 15“ und sind mit so genannten „Millionaire“-Weißwandreifen von Firestone bezogen.

Cadillac Panzer Motor im Rod!

In Sachen Motor bietet der Wagen etwas Besonderes: Nicht alle Tage findet man einen 346 ci Cadillac Motor in einem Hot Rod. Doch dieser hier stammt von einem von General Motors gebauten M5A1 Leichtpanzer. Diese im zweiten Weltkrieg verwendeten Kriegsmaschinen waren mit gleich zwei solcher 200 PS Flathead-Motoren ausgestattet. Wie diese Maschine ihren Weg nach Finnland machte, ist allerdings nicht überliefert.

Das Thema Panzer spielt eine entscheidende Rolle bei Tomis Hot Rod, dem er den Namen “Stuart Little” gegeben hat. Der Tudor hat aber nichts mit dem gleichnamigen Mäuse-Leinwandhelden zu tun, vielmehr nannten die Briten die M5A1 Panzer nach ihrem berühmten und kampferprobten General J.E.B. Stuart.



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Schaltung per Handgranate

Der Schalthebel – außen an der Karosse montiert – kommt mit einer Handgranate als Knauf. Eine solche findet sich auch an der Abdeckung hinter den Sitzen, mit dieser lässt sich mit einer halben Umdrehung der Granate das „Gepäckabteil“ öffnen.

Tank in Bomben-Optik

Der Benzintank – ebenfalls im hinteren Teil des Häuschens - wurde von Tomi so gebaut, dass er wie eine Bombe aussieht, eigentlich handelt es sich aber um einen Druckspeicher für LKW-Bremsen…

Tomi wollte seine Zeit nicht damit verwenden, mehr Leistung aus dem alten Flathead Motor herausholen, stattdessen baute er lieber das Ansaugrohr und den außergewöhnlichen Auspuff selbst. Auf der originalen Ansaugspinne sitzt ein Rochester Doppelvergaser, der über eine selbstgebauten luftgekühlte Benzinleitung von einer Edelstahlbenzinpumpe mit Kraftstoff versorgt wird.

Hinten am Cadillac Motor ist die wassergekühlte GM-Hydramatic Vierstufen-Automatik angeflanscht. Witzig ist der freie Blick auf das Getriebe, in diesem Bereich hat Tomi einfach den Tunnel weggelassen…

8 Zoll Top Chop

Die Karosserie von „Stuart Little“ war zum Zeitpunkt des Kaufs in keinem besonders guten Zustand, somit hatte Tomi eine Menge Arbeit mit Rostbeseitigung. Und wo er grad bei den Blecharbeiten beschäftigt war, choppte er das Dach um gleich acht Zoll! Das Resultat kann sich wirklich sehen lassen und die Sicht aus dem Wagen dürfte nicht viel besser sein, wie aus einem M5A1 Panzer… Die Rückleuchten stammen allerdings von einem 39er Ford, Scheinwerfer und Kühlergrill von einem 35er Ford-Model A.

Design mit Tischdecken

Tomi lackierte die Karosserie in seiner eigenen Garage, nicht unbedingt eine ultrasaubere Lackierkabine, aber alles was man zum Lackieren braucht, ist vorhanden. Als Basis nahm Tomi einen fast schon schrillen Grünton mit Flakes.

Aber was wirklich auffällt und den Tudor von den anderen Fahrzeugen unterscheidet sind die goldenen Flake-Ornamente. Diese lackierte Tomi ebenfalls selbst – dank seine Mutter, die ihm dafür ihren gehäkelten Tischdeckchen überließ – eine alte Custom-Technik, die in den USA gerade wieder angesagt ist.

Wenn es etwas an dem Wagen gibt, was Tomi nicht selbst gemacht hat, dann sind es wohl nur die Pinstripings, die von seinem Freund Tapio Mäntynen aufgetragen wurden. Danach konnte aber Tomi selbst den Paint-Job mit neun Litern Klarlack versiegeln.

Das Interieur ist – sagen wir mal - etwas spartanisch und kommt mit einer 60s-Style Vinyl-Ausstattung. Auch für das Äußere der Dachhaut nahm Tomi das weiße Vinyl im gleichen Design. Das Innere des Daches jedoch, der Himmel, wurde mit weißem, langhaarigem Engelshaar bezogen.

Das Lenkrad und das einzelne Instrument sind ein paar der Dinge, die Tomi auf Flohmärkten und bei diversen Garage-Sales gekauft hatte.

"Recaro"-Sportsitze

Die Kabine hat keinen Rücksitz, die vorderen Sitze sollen laut Tomi frühe Recaro-Sportsitze sein – wir glauben, dass die Sitzschalen eher von einem Kinderkarussell oder Landmaschine stammen, aber was soll’s!

Tomi hat schon wieder zwei neue eigene Projekte in seiner Garage stehen und der finnische Winter hat grad angefangen. Doch die beiden müssen sich gedulden, Tomi will nämlich erst mal ein paar Autos für Kunden bauen..



Text: Heikki Malinen, Thomas Frankenstein

Fotos: Heikki Malinen

AmeriCar-Facts

1926er Ford T Tudor



Antrieb: SV-V8, 1943 Cadillac, 346 ci, 5.669 ccm, 200 PS, Eigenbau-Ansaugbrücke, -Auspuffanlage, Rochester-Doppelvergaser, Eigenbau-Benzinpumpe und luftgekühlte Benzinleitung; Wassergekühlte GM Hydramatic Vierstufen-Automatikgetriebe, Eigenbau Schalthebel

Fahrwerk: Hair-Pin Model A-Ford Starrachse vorne mit Querblattfeder, Pete & Jakes Gasdruckdämpfer, Hydraulisch betätigte 1932er Ford Trommelbremsen; GM 10-Bolt-Hinterachse mit Längslenker, Querblattfeder, gekürzte Pete & Jakes Gasdruckdämpfer, GM-Trommelbremsen

Räder: Stahlfelgen, 16” vorne, 15” hinten mit Firestone Millionaire Weißwandreifen

Sonstiges: Rahmen verstärkt und vorne um 15 cm gekürzt; Karosserie um 8“ gechoppt, 1939 Ford Rückleuchten, 1935 Ford Model-A-Kühlergrill und –Scheinwerfer; Farbe: „Green Flake“ mit goldenen Flake-Ornamenten, 9 Liter Klarlack, Innenraum mit weißem Vinyl und Engelshaar, “Early-Recaro” Frontsitze

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