Vans werden in der US-Car Szene oft belächelt. Die Besitzer haben ihre Fahrzeuge zumeist liebevoll gestaltet, manchmal einem besonderen Style oder Thema gewidmet, so dass manche von rollenden Themenparks sprechen.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, nicht jedem gefallen Country & Western sei es bei der Musik oder umgebauten US-Vans. Dass es auch ganz anders gehen kann, beweist André Poldi Steinert aus Bochum, den die meisten nur unter seinem Spitznamen kennen werden. Sein 1988er Chevy G20 unterscheidet sich maßgeblich von vielen anderen umgebauten Wohnmobilen aus den Van Szene... Seit meiner frühen Kindheit bin ich durch meinen Vater Heinz mit dem Schraubervirus infiziert, erklärt André, dessen erste Schrauberversuche Moppeds waren. An seinem 18. Geburtstag bekam der Bochumer einen Opel Manta geschenkt, der von ihm und seinem Vater nach und nach umgebaut wurde.
Von Opel zum Van
Es folgten diverse Corsa A und B, bis ein Chevy G20 Van seinen (Arbeits-)Weg kreuzte: Ich überwältigt von dem Klang der acht Zylinder, erklärt Poldi, der in den folgenden Jahren die ein oder andere Reparatur an dem Van seines Arbeitskollegen ausgeführt hat. Ich habe immer betont, dass ich interessiert wäre, wenn er den Wagen mal abgeben möchte. Nach dem Tod der Frau des Arbeitskollegen sollte der Van verkauft werden. Er hat sofort an mich gedacht, da er wusste dass der Van in gute Hände kommt, erklärt Poldi, der den Wagen vor acht Jahren mit 270.000 km und einigen Van-typischen Roststellen gekauft.
Bei dem G20 handelte es sich um einen ganz normalen Van mit Leiter und Ersatzrad und mit Kühlschrank sowie Original-Klappbett und Vorratsschrank. Der Van war nach einem Vandalismusschaden neu lackiert worden, an den Schwellern und den Seitenteilen kam der Lack aber wieder hoch, erinnert sich der Bochumer.
Meine Frau Heike und ich haben den Van als Wohnmobil genutzt, erzählt der gelernte CNC Dreher. Über vier Jahre wurden immer wieder erhaltende Reparaturen, Rostbeseitung und Änderungen an der Innenausstattung gemacht. Der Schlaffaktor und das Praktische blieben dabei aber im Vordergrund. Auch außen blieb der Van auch nicht unverändert: Poldi montierte einen Satz Alu-Felgen mit Breitreifen und Runningbords. Des weiteren entfernte der Bochumer die Türgriffe an der Hecktür, und hat anschließend die Öffnungen zugeschweißt und verzinnt.
Unfall als Chance
Viele Fahrten in den Urlaub oder zu Meetings verliefen problemlos, doch dann zog ein Unfall vor der Haustür den Van in Mitleidenschaft. Ein Fahrzeug war ins Schleudern gekommen und direkt in das Heck unseres parkenden Vans eingeschlagen, erinnert sich Poldi. Der Schaden war so heftig, dass die beiden Bochumer überlegten, einen neuen Van zu kaufen. Da der Van aber vom Anfang ihrer Beziehung an begleitet hat, behielten die beiden den Unfall-Van und machten sich an den Neuaufbau in einer kleinen Garage.
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In dem Zusammenhang entfernte Poldi die Türgriffe, Dachbeleuchtung sowie -Reeling und schnitt Lüftungsschlitze in die Motorhaube und Kotflügel. Sämtliche Einstiegsbleche und Schweller wurden durch neue Rep-Bleche ersetzt und zum Schluß wurde alles sauber verzinnt. Nach drei Monaten wurde dann der Van zu meinem Freund Vico gefahren, dem ich schon zu Opel-Zeiten mein Vertrauen schenkte, erklärt Poldi. Der Karosseriemeister des Lieferbetriebes C und F, Uli Friederich, kümmerte sich um den Schaden an der Seitenwand. Nach langem Überlegen haben meine Frau und ich uns zu einer Standox-Farbe mit dem Namen Kyalami Flash entschieden.
Lounge Interieur
Nach der Lackierung kam der Van wieder in die kleine Garage, in der Poldi zusammen mit seinem Stift und Micky, dem Chef seiner Frau, den Innenausbau auf die Beine stellten. Das Innenraum-Konzept mit passendem Musikausbau wurde in den nächsten Jahren immer wieder ein wenig verfeinert, bis die Idee mit der Sitzbank wie in einer Stretchlimo aufkam, Poldi und Heike wurden nämlich frisch getraut mit einem solchen Limo von der Kirche abgeholt.
Flugs skizzierte Poldi, wie er sich den Ausbau vorstellte und baute die Holzunterkonstruktionen für die Bank und den Musikausbau, der mit Epoxid-Harz Schicht für Schicht in Form gebracht wurde. Die Polster der Sitzbänke hat Sattler Rasmus Blume bezogen. Die vorderen Sitze stammen aus einem 7er BMW und lassen sich natürlich elektrisch verstellen.
Vor dem Einbau des Hochglanzlaminats verlegte Poldi noch die Kabel für die Musikanlage, die aus zahlreichen Hifonics-Endstufen, -Lautsprechern und -Woofern besteht. Gesteuert wird das In-Car-Entertainment von einem JVC-Radio und einem Windows-PC mit 14-Touchscreen-Monitor. Des weiteren wurden eine Nebelmaschine und Disco-Lichtanlage mit Stroboskop-Blitzern und Lichtscanner eingebaut.
Frischzellen Kur für den Smallblock
Im letzten Winter war dann der Motor an der Reihe. Nach einer Gesamtlaufleistung von 530.000 km war es an der Zeit, das Aggregat zur Frischzellenkur zu schicken. Poldi baute den V8 in seiner kleinen Garage selbst aus und brachte den Small Block zu David`s Big Bore Shop. Dort sollte der 350er eine Grunderneuerung erhalten. Der Motor wurde um 1,2 mm aufgebohrt, gehont und geplant, mit einer neuen Kurbelwelle und stärkerer Ölpumpe sowie einer Edelbrock Nockenwelle versehen, erklärt Poldi. Dazu wurden die Köpfe von mir selber bearbeitet und anschließend von David geplant.
Eine Edelbrock-Performer Ansaugbrücke und ein 600er EdelbrockVergaser komplettierten den nun 362 ci messenden V8, den Poldi zusammen mit dem Chef seiner Frau Heike einbaute und mit einem Satz Fächerkrümmern und einer Eigenbauauspuffanlage versah. Der Motorraum gestaltet sich durch den Umbau auf Alu-Pulleys und einen versteckten Kabelbaum sehr clean, zur Kühlung wurden noch Ölkühler für den Motor und das Getriebe montiert und alles mit E-Lüftern versehen.
Seit wir den Wagen so komplett umgebaut haben, nutzen wir ihn nicht mehr als Daily Driver, erklärt der Bochumer. Der Van wird dennoch so oft gefahren wie es geht, vor allem aber zu diversen Veranstaltungen und bei Urlaubsfahrten. Geschlafen wird dann aber nicht im ehemaligen Wohnmobil dafür hängen Poldi und Heike einen Wohnwagen hinten an ihren Van, der ihnen schon zahlreiche Pokale beschert hat und jetzt noch ein Feature bei AmeriCar.de!
AmeriCar-Facts
1988er Chevrolet G20 Van
Antrieb: OHV-V8, 350 ci aufgebohrt auf 362 ci, 5.931 ccm, 330 PS bei 4.500 U/min, 600 cfm-Edelbrock-Vergaser, -Ansaugbrücke, -Nockenwelle, Zylinderköpfe, -Block und Ventile bearbeitet, Edelbrock-Schalldämpfer, Edelstahl-Fächerkrümmer; Vierstufen-Automatik (TH700-R4), Heckantrieb
Fahrwerk: Einzelradaufhängung vorne mit Koni-Gasdruckdämpfer, Schraubenfedern, Tieferlegung 90 mm, Stabilisator, Scheibenbremsen; Starrachse hinten mit Koni-Gasdruckdämpfer, Blattfedern, Tieferlegung 40 mm, Trommelbremsen
Räder: Prime-Alufelgen, 10x15 mit Hankook 265/50 R15 vorne und 295/50 R15 hinten
Sonstiges: Türgriffe und Embleme entfernt, Eigenbau-Runningboards, -Frontspoiler, -Sonnenschute, Kühlergrill, -Heckspoiler, Farbe: Kyalami Flash (Standox), Kettenlenkrad, Digital-Instrumente (Opel), Kolben-Schalthebel, 7er BMW-Sitze, Porsche-Teppich, Kunstleder-Himmel und -Türverkleidungen, -Rundsitzgruppe, Hochglanzlaminat, Kühlschrank, Laser, Licht-Scanner, Stroboskop-Blitzer, Nebelmaschine, ICE mit PC, JVC-CD-Radio, 14-Touchscreen-Monitor, fünf Hifonics-Verstärker, vier Paar Hifonics-Lautsprecher, zwei Paar Hifonics-Woofer (38er) und zwei Sioux Woofer (30er)
34 Bilder Fotostrecke | Lounge on Wheels: 1988er Chevrolet G20 Van: Innenausbau á la Stretchlimo
8 Kommentare
ARON
21. November 2008 16:06 (vor über 16 Jahren)
Dodge_Boy
21. November 2008 13:44 (vor über 16 Jahren)
ARON
21. November 2008 13:35 (vor über 16 Jahren)
Poldi-v2
13. November 2008 08:53 (vor über 16 Jahren)
ARON
5. November 2008 18:22 (vor über 16 Jahren)
Herb
5. November 2008 17:44 (vor über 16 Jahren)
AlexS
4. November 2008 13:27 (vor über 16 Jahren)
ARON
3. November 2008 09:58 (vor über 16 Jahren)
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