Rod oder Custom?

Das besondere US-Car: 1936 Ford Ford 3 Window Coupe// Fotos: Peter Linney

Rod oder Custom?: Das besondere US-Car: 1936 Ford Ford 3 Window Coupe// Fotos: Peter Linney
Erstellt am 22. Juni 2009

Ray Dunham aus dem kalifornischen Costa Mesa hatte wie so viele von uns seine Leidenschaft für Autos und alles was Räder bereits in seiner Kindheit entdeckt. So fuhr der Kalifornier schon in jungen Jahren ein cooles Schwinn-Fahrrad und mit 15 Jahren hatte er sich einen alten VW zugelegt und bastelte daran herum, bis er damit zum College fahren konnte. Während seiner Schulzeit und der Zeit danach ließ das Interesse keineswegs nach. Vielmehr hatte sich Ray in der Zwischenzeit eine alte Harley zugelegt. Mit dem Schrauben wuchs die Begeisterung für vierrädrige Fahrzeuge…, so dass sich der Kalifornier schließlich einen Hot Rod kaufte – den hier gezeigten, aber nicht in diesem Zustand!

Wie so oft fuhr Ray am frühen Samstag morgen zu dem Treffen am “Donut Derelicts” in Huntington Beach, California, als er durch eine Reihe Hot Rods lief und seine Augen an einem außergewöhnlichen 36er Ford Three-Window Coupe hingenblieben.

Er kannte sich mit Rods nicht aus, wusste nicht einmal, dass es einen Unterschied zwischen Rod und Custom gibt. Ray hatte nur Erfahrungen mit VWs und musste sogar jemanden fragen, was für ein Modell das war, was er da so toll fand. Ray aber wusste, das war genau sein Wagen! Leider war dieser „Not for sale”, aber Behaglichkeit zahlt sich manchmal aus, und der Deal wurde dennoch abgeschlossen.

Wenn man auf sein Herz anstelle auf seinen Kopf hört macht man oft unmögliche Dinge, und so zahlte Ray ein ordentliches Sümmchen für ein Fahrzeug, das noch jede Menge Arbeit brauchte.“Als ich den Wagen gekauft habe, war er bereits modifiziert. Er sah gut aus, war aber nicht perfekt“, erklärt Ray, der den Ford komplett auseinandernehmen wollte. „Alles kam ab oder raus und ich fing von vorne an“, erinnert er sich. „Von vorne“ wäre bei den meisten eine Bestandsaufnahme, die Reparatur und das Besorgen von Teilen. Ray machte aber noch einen Schritt vorneweg, er scannte ein Bild des Fahrzeuges und modifizierte den Ford am Computer. Dabei hatte der Kalifornier wirklich keine Ahnung von Hot Rods und deren Styling. Er erinnerte sich an alte VW Zeiten und verpasste dem 36er Ford einen klassischen Look mit einigen Retro-Elementen.

Was passt in Sachen Motor besser zum Retro-Thema als ein alter Ford Flathead? Also baute Ray seinen Rod mit einem solchen coolen Motor, der aus einem 50er Jahre Mercury stammte, auf. Bob McKray Performance verpasste diesem neben neuen Innereien wie Isky-Nockenwelle, Scat Kurbelwelle, Eagle H-Beam-Pleuel oder Ross-Kolben die üblichen, zeitgenössischen Anbauteile, angefangen bei Edelbrock-Zylinderköpfen.

Doch es wäre nicht Ray’s Rod, wenn nicht eine moderne Komponente auch beim Motor ins Spiel kommen sollte: Ein Weiand Kompressor, auf dem ein Edelbrock-Vergaser mit klassischem Scoop thront. Die Kraftübertragung an eine Posi-Traction Hinterachse aus einem 68er Camaro übernimmt ein Borg Warner T5-Schaltgetriebe mit Cornhusker Gehäuse und Wilcap Schwungrad.

Auch das Chassis des Coupe sollte neue Komponenten erhalten. Der originale Rahmen wurde renoviert, etwas modifiziert und bekam ein neues Crossmember mit tiefergelegter Starrachse und umgedrehter Blattfeder, Airbags sorgen für die Höhenverstellung. Die Bremsen vorne stammen von einem 40ern Jahre Lincoln, während die hinteren von dem 68er Camaro kommen, dessen Starrachse ebenfalls mit einem Satz umgedrehter Blattfedern und einem Paar Airbags versehen wurde.

An der Karosserie, an der sich bereits der Vorbesitzer ausgetobt hatte, gab es ebenfalls viel zu tun. So mussten das Heckabschlussblech und die hinteren Seitenteile erneuert werden. Der Body war bereits um elf Zoll gechannelt worden, die Optik ging Ray aber nicht weit genug, so dass er das Häuschen von Chris Thompson aus San Diego um drei Zoll choppen ließ.

Die Karosserie fällt durch ihre cleane Optik auf, die wollte Ray keinesfalls mit irgendwelchen überflüssigen Dingen verschandeln, weshalb er am Heck lediglich auf der linken Seite eine einzelne 35er Ford Rückleuchte verbaute – klassisch!

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Die Kotflügel von einem 35er Ford waren bereits am Auto und mussten nur noch an die Eigenbau-Kühlermaske mit 36er Ford Grill angepasst werden, dann konnten die 41er Chevy Pick Up Scheinwerfer die originalen ersetzen. Für die hinteren Kotflügel ließ Ray einen Satz so genannten Fender Skirts anfertigen.

Klassischer Style kommt auch von den Wheelsmith-Stahlfelgen in 15”, auf denen die in der Custom-Szene populären Radkappen des 57er Cadillac sitzen. Bezogen sind die 7 bzw. 8 Zoll breiten Felgen mit 185er bzw. 195er Weißwandreifen von der Firma Mastercraft.

Nach Abschluss der Karosseriearbeiten konnte Ray den Wagen zum Lackieren bringen. Kenny von dem ortsansässigen Lack-Profi Mascar Auto Body sollte den 36er Ford mit den gewünschten Farben versehen. Der Hauptteil des Bodys sollte in mehrere Schichten matt-schwarz gehüllt sein, während Kotflügel, Seitenschweller und Fender Skirts ein brilliantes „Bright Red“ von einem 2001er Chevrolet Silverado bekommen sollte. Den finalen Touch geben die von Don Q. von den Don Q. Studios aus Costa Mesa aufgetragenen Pinstripings im traditionellen Stil.

Bei dem Innenraum wollte Ray ein absolutes High-End-Interieur, wie es sich für einen modernen Street Rod gehört. Doch auch hier sollte das Retro-Feeling mitschwingen und so bekamen die Sitze, die von einem 72er Plymouth Duster stammen, und der Rest des Interieurs bei der Firma Westminster Auto Upholstery ein klassisch-rotes Vinyl als Überzug.

Anschließend komplettierte Ray die Kabine mit einem Cockpit mit Stewart Warner Instrumenten, einem Banjo-Lenkrad, das auf einer polierten Aluminium-Lenksäule sitzt, sowie einer 1940er Ford Pedalerie.

Nun fährt Ray mit seinem Schmuckstück auf viele Veranstaltungen und zieht bewundernde Blicke auf sich. Auf die Frage allerdings, ob es sich bei seinem 36er Ford um einen Rod oder Custom handelt, weiß Ray auch heute noch keine Antwort. „Ich hab einfach den Wagen so gebaut, wie ich ihn haben wollte…“

AmeriCar-Facts

23 Bilder Fotostrecke | Rod oder Custom?: 1936 Ford Ford 3 Window Coupe / Fotos © Peter Linney #01 #02 1936 Ford Ford 3 Window Coupe



Antrieb: Mercury-Flathead V8, 276 ci, 4522 ccm, 230 PS @ 5000 U/min, 472 Nm, Scat Kurbelwelle, Eagle H-Beam-Pleuel, Ross-Kolben, Isky Jr. 400-Nockenwelle, Edelbrock-Zylinderköpfe, Roadrunner Engineering Ansaugbrücke, Roadrunner Engineering Blower, Edelbrock-Vergaser, Fenton-Krümmer, Glass Packs-Auspufftöpfe, Mallory-Zündung, Borg Warner T5-Schaltgetriebe, Heckantrieb

Fahrwerk: Starrachse, dropped mit 1947er Ford-Längslenkern, Gasdruckdämpfer, Stabilisator, Lincoln-Trommelbremsen; 1968 Chevy Camaro Positraction-Hinterachse, Air-Ride-System, Schraubenfedern, Trommelbremsen

Räder: 15”-Stahlfelgen mit Cadillac-Radkappen und Mastercraft 185/… R15 vorne und 195/.. R15 hinten

Karosserie: 3”-Top Chop, channeled, 36er Ford Customgrill, 35er Ford Kotflügel, Ford-Heckstoßstange, 41er Chevy Pick Up-Scheinwerfer, 35er Ford-Rücklicht, Tankeinfüllstutzen entfernt, gas, Farbe: “Gloss Red”, “Satin Black”; Pinstriping

Sonstiges: 1972er Plymouth Duster-Sitzbank, Stewart Warner Instrumente, 1940er Ford Banjo-Lenkrad, 1940er Ford Pedalerie, polierte Aluminum-Lenksäule, Mercedes Benz-Teppich

1 Kommentar

  • ARON

    ARON

    Beeindruckender Mix aus Rod & Custom - mattschwarz mit glänzendem knallrot - die Farbkomposition sieht superb aus!

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