1970 Pontiac Bonneville Cabriolet – neu aufgebaut!

Ein amerikanischer Klassiker –neu bis auf die letzte Schraube

1970 Pontiac Bonneville Cabriolet – neu aufgebaut!: Ein amerikanischer Klassiker –neu bis auf die letzte Schraube
Erstellt am 25. Juli 2008

AmeriCar.de hat schon viele hervorragende Restaurationen gesehen, darunter echte Ausnahmefälle, wo man vor den wahren Könnern eigentlich nur den Hut ziehen kann! So auch in diesem Falle. Vor 3 Jahren startete hier eine Restauration, die sicherlich in die Kategorie „Aufwändig!“ zählt.



Wer in den 60er Jahren einen komfortablen Reisewagen mit sportlichem Image suchte, kam am Pontiac Bonneville nur schwer vorbei! Der Full-Size entwickelte sich zu einem echten Bestseller und Meilenstein der Pontiac-Geschichte und sollte bis 2005 im Programm bleiben. Etwas weniger bekannt als die großen Bonneville-Limousinen sind die luxuriösen Kombis, vor allem aber die eleganten Bonneville-Cabriolets. Was den Reiz ein solches zu besitzen nur noch erhöht.

Vom Bonneville Convertible liefen 1970 exakt 3537 Exemplare vom Band. Allesamt mit dem 455 ci-V8, der 360 PS lieferte!

Wie so oft, war es die Liebe zu Land und Leuten, die irgendwann einmal die Keimzelle für die hier geschilderte Wahnsinnstat angelegt hat. In seiner Jugend flog unser Leser, den seine Freunde „Dicki“ rufen, 1972 erstmals vom Selbstersparten in die Staaten und kam als Amerika-Fan zurück. Das Land, die Menschen, die Auto, der Essener entdeckte eine Menge Positives abseits der üblichen Klischees und reiste fortan immer wieder in die USA! Seinen ersten „Amerikaner“ kaufte er dann irgendwann für 1000 Dollar und cruiste damit über Highways und Nebenstraßen. „Es war ein alter Chevy. Ein tolles Gefühl, durch kaum etwas zu übertreffen!“, erinnert sich Dicki! An das erste Mal hat man eben doch oft gute Erinnerungen! Der Amerika-Virus jedenfalls nahm mehr und mehr Besitz von unserem Protagonisten und so kam es geradezu zwangsläufig, dass er sich in einem kleinen Städtchen in Montana einen zweiten Wohnsitz zulegte.

Das Schnäppchen in der Nachbarschaft!

Nun, warum erzählen wir das? Weil Dicki dann quasi direkt in der Nachbarschaft über ein weißes Bonneville Cabrio stolperte: „Für meine Frau und mich war es das ideale Auto. Obwohl hier nicht alle Straßen befestigt sind und die Winter manchmal hart, hatten wir uns umgehend in den Pontiac verguckt!“ Der war zwar nicht mehr ladenneu und trug anstelle des originalen Grüntons eine Lackierung in Weiß, aber unter dem Strich und unter dem Blech erwies er sich bei einem Preis von 4.500 $ als in einem absolut respektablen Zustand und so war er in den nächsten 10 Jahren Dickis ständiger Begleiter! „Ich muss zugeben, dass wir ihn nicht übermäßig gut behandelt haben, teilweise stand er im Winter sogar draußen!“ Aber der Fullsize war zäh, wahrscheinlich sogar gut verarbeitet und so reifte irgendwann bei dem Essener der Entschluss: „Den nehme ich mit nach „Good Old Germany!“

Wenn gute Freunde hilfsbereit sind...

Das Problem mit guten Freunden ist, dass sie es manchmal einfach zu gut meinen! Möglicherweise war es hier nicht anders. Im Laufe eines harmlosen Benzingesprächs kam Freund Jürgen Schmiegelt von HCP auf die Idee: „So ein schickes Cabriolet! Den versetzen wir wieder in den Neuzustand!“ Normalerweise beschäftigt sich HCP mit dem Neuaufbau und der Vorbereitung von Rennfahrzeugen, aber irgendwie hat Jürgen den Pontiac dann doch noch in die Zeitpläne gequetscht und seinem Freund Dicki versprochen: „Das machen wir schon!“

Ein gefährlicher Satz! Denn die komplette HCP-Crew war mit einem Schlag vom Riesenschlachtschiff angefixt. Eine erste Bestandsaufnahme durch HCP-Mitarbeiter Jürgen Sippel ergab: „Die Substanz ist gut!“ Was den Schrauber und seine Kollegen nicht daran hinderte, das Cabrio bis auf die letzte Schraube auseinander zu nehmen. Alles wurde fotografiert, katalogisiert und im Falle von Kleinteilen säuberlich in kleine Plastiktüten verpackt. Dann gingen Karosserie und Rahmen zum Tauchbad-Entlacken bzw. Strahlen. Die Firma Katthöfer in Essen übernahm dann die grundlegenden Blecharbeiten wie z.B. Ausbeulen und auch den Neuaufbau der Lackierung. Während der Rahmen in einem glänzenden Schwarz lackiert wurde, fiel die Wahl der Farbe auf ein besonderes Gelb, das ein wenig an das Primerose-Yellow klassischer Jaguars erinnert. „Das ist aber eine original GM-Farbe aus dem Jahr 1970!“, erläutert Dicki.

1970 überraschte Pontiac mit einer Nase aus Chrom!

Das Styling des Modelljahr 1970 war ausgesprochen eigenwillig.

In diesem Jahr lief es für Pontiac nicht wirklich gut! Ein UAW-Streik hatte die Bänder über längere Zeit lahmgelegt und so reichte es nach einem dritten Platz im Jahr '69 diesmal nur für Platz 6! Nun gab es auch nicht wenige, die vermuteten, selbst ohne Streik wären die Zahlen nicht viel besser geworden, weil die Front mit dem spitzzulaufendem Grill doch eher gewöhnungsbedürftig aussah! Aber immerhin fanden sich für den Bonneville insgesamt 75.348 Kunden, was wirklich kein schlechtes Ergebnis war. Übrigens nur 28 Exemplare davon waren handgeschaltet. Auch recht selten natürlich das Cabriolet, das aufgrund eines Basispreises von 4060 $ nach dem Kombi die zweitteuerste Bonneville-Variante war. (Von den luxuriösen Brougham-Varianten einmal abgesehen, die aber in diesem Jahr nur als Ausstattungspakete geordert werden konnten). Nur 3537 Exemplare liefen davon vom Band. Allesamt mit dem 455 ci-Drehmoment-Monster, das bei einer Verdichtung von 10.0:1 immerhin 360 PS lieferte!

Micke macht den Motor mobil!

Und damit diese auch wirklich gut bei Kräften sind, beschloss Dicki den angejahrten Treibsatz bei der Firma Micke in Bochum zur Wiederaufbereitung abzugeben. Übrigens, in Sachen Motorenbau ganz sicher eine empfehlenswerte Adresse! Zu welchen Leistungen der Big Block fähig ist, wurde dann auf dem Prüfstand von Victor Günther in Köln getestet, wo selbstredend auch eine Feinkalibrierung von Vergaser und Zündanlage vorgenommen wurde.

Das Motto für den Wiederaufbau: Perfektion

Das Interieur des Bonneville kombiniert Eleganz und Sportlichkeit.

So nach und nach konnte sich das HCP-Team dann dem Wiederaufbau widmen, insbesondere Jürgen Sippel legte sich hier ins Zeug. Teiletechnisch stand der HCP-Crew dabei Route66 zur Seite, was aber auch nicht jeden Fehlgriff verhindern konnte. So fand das Original-Kunststoffdach keine Gnade in Dickis Augen, jetzt schützt ein hochwertiges Stoffdach mit gläserner Rückscheibe vor Wettereinbrüchen. Und die Teppiche? Die sind jetzt auch aus schwerer deutscher Qualität. Womit wir beim nächsten Stichwort wären. Qualitativ konnte der Pontiac die HCP-Crew schon überraschen. „Wir haben die meisten mechanischen Teile lediglich gesäubert oder sanft überholt und dann wieder eingebaut. Das gilt für das Getriebe ebenso wie für die zahllosen Schrauben, die – nun neu galvanisiert – an alter Stelle sitzen!

Der „Poncho“ dankt es seinen Neuerbauern mit einer sensationellen Optik! Spaltmaß-Mäkler können sich eine Stippvisite in Essen sparen, das Schlachtschiff steht da wie eine Eins! Die riesigen Blechpartien sind perfekt ineinander gepasst und selbst beim Interieur wundert sich der Betrachter über die beachtliche Verarbeitungsqualität. Die war übrigens zu dieser Zeit gar nicht so schlecht, aber die HCP-Jungs haben beim Bonneville aber auch vieles wenn nicht fast alles richtig gemacht. „Jeder Schalter, jede Schelle, wir haben alles in der Hand gehabt!“, resümiert Jürgen Schmiegelt. Aber zu beneiden ist sein Boss: Es ist eine wahre Wonne den 7,4 l-V8 anzuwerfen, der dann mit einem souveränen „wulla-wulla-wulla“ die Arbeit aufnimmt. Und dann durch die selbst konstruierte Auspuffanlage abhustet. “Klingt doch wie neu!“, meint Dicki! Da müssen wir ausnahmsweise widersprechen. Es klingt besser!

51 Bilder Fotostrecke | 1970 Pontiac Bonneville Cabriolet : Aufwändige Restauration eines 1970 Pontiac Bonneville Cabriolet: die Resaturationsbilder #01 #02

160 Bilder Fotostrecke | Restaurationsbilder: 1970 Pontiac Bonneville Cabriolet : Aufwändige Restauration eines 1970 Pontiac Bonneville Cabriolet: die Restaurationsbilder #01 #02

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1 Kommentar

  • Michi

    Michi

    Hallo Dicki, wunderbares Auto. Ich habe ebenfalls einen Pontiac Bonneville Convertible (in der Nähe von Bonn), den ich gerade vverkaufen will (siehe Americar-Marktplatz). Wir sollten mal telefonieren oder mailen. Herzliche Grüße Michael Schomers - 0173 / 519 66 99 Mail: Lighthouse(at)Michael-Schomers.de

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