Oft hat man bei der Suche nach einem Auto die Qual der Wahl: Soll man besser ein komplettes Auto kaufen oder eines in Teilen? Beides hat Vor- und Nachteile! Während man beim Ersten nicht unbedingt weiß, wie’s z.B. “unten drunter“ aussieht, sieht man bei komplett zerlegten Autos nicht, ob alle Teile vorhanden sind.

Ein Mittelding war das Projekt, das sich Michael Kistinger aus Bottrop zulegte. Der US-Car-Fan sammelt leidenschaftlich außergewöhnliche US-Oldies, darunter auch mehrere Edsel.

Eines Tages stieß der ledige Computertechniker auf ein unfertiges Cadillac-Projekt.

Der Vorbesitzer hatte die Restauration des 49er Cabriolets anscheinend aufgegeben. Karosserie und Rahmen waren bereits fertiggestellt und viele Teile waren schon neu vorhanden, aber das Interieur und viele Kleinteile mussten noch erneuert und vor allem zusammengebaut werden.

Die Herausforderung, aus diesem Torso ein komplettes Autos zu machen, reizte den Bottroper. Nach einer Besichtigung und der Klärung der Modalitäten konnte sich der heute 45-Jährige ans Werk machen. Der Rahmen samt Fahrwerk und Antriebsstrang, bestehend aus einem 331-ci-V8 (160 PS) und Vierstufen-Automatikgetriebe, waren vom deutschen Vorbesitzer gemacht worden, auch die Karosserie und das Armaturenbrett hatten bereits ein neues Lackkleid bekommen.

Die Bestandsaufnahme ergab aber noch eine Menge Arbeit. Die Stoßstangen mussten neu verchromt und das Interieur musste komplett gemacht werden. Das Cabrio-Verdeck bestand nur noch aus den Spriegeln und auch die Mechanik des Verdecks war noch nicht angerührt worden: Die Hydraulik war defekt, neue Hydraulikzylinder mussten hier und bei den hydraulisch betätigten Fensterhebern eingebaut werden.

Als erstes arbeitete Michael das brüchige Lenkrad auf. Dann ging es an die Stoßstangen, die nur mit Hilfe von weiteren drei Mann – Michaels Bruder Thomas, Freund Andreas und Andreas’ Vater - montiert werden konnten. Weiter ging's im Interieur.

Die beiden Sitzbänke bestanden nur noch aus den Drahtgestellen mit einem dünnen Vinylbezug darüber - von Sitzkomfort keine Spur. Also ließ Michael die Gestelle sandstrahlen, mit neuen Federn versehen und teilweise verstärken, bevor eine neue Polsterung darauf kam.

Passend zur Aussenfarbe wählte Michael ein schickes Rot aus der Porsche-Mappe für die Lederbezüge der Sitzbänke und Seitenverkleidung aus. Die Sattlerei Menger aus Dinslaken führte die Arbeiten durch. Auch der Teppich kam in einem passenden Farbton, er stammt aus dem Mercedes-Regal.

Bei der Wahl der Farbe orientierte sich der Bottroper bei den Farbmöglichkeiten des Verdecks, das mangels Muster direkt in den USA bestellt wurde. Im Motorraum war alles soweit i.O., lediglich der Vakuum-Motor des Scheibenwischers wurde durch einen elektrischen ersetzt.

Nach der Fertigstellung der Kleinarbeiten hätte es eigentlich auf erste Probefahrt gehen können, doch die Bremsen spielten nicht mit. Das lange Herumstehen war den Radbremszylindern nicht bekommen. Michael machte Nägel mit Köpfen und tauschte nicht nur alle Zylinder sondern auch gleich die Schläuche mit aus.

Gerade rechtzeitig zur Hochzeit eines guten Freundes im Jahr 2004 wurde der Caddy fertig – die erste längere Probefahrt von Michael und seinem 49er Cabriolet.

Im gleichen Jahr feierte der 49er Cadillac seine Messe-Premiere auf der Essener TechnoClassica, auf der der Wagen auf dem Stand des Pre-50s-Clubs ausgestellt und von zahlreiche Besuchern bestaunt wurde.

AmeriCar-Facts

1949er Cadillac 62 Convertible



Antrieb: OHV-V8, 331 ci, 5.423 ccm, 160 PS, Verdichtung 6,5:1, Doppel-Vergaser; mit Vierstufen-Automatikgetriebe, Heckantrieb

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung, Hebelstoßdämpfer, Schraubenfedern, Trommelbremsen; hinten Starrachse, Hebelstoßdämpfer, Blattfedern, Trommelbremsen

Räder: 15“-Stahlfelgen mit verchromten Radkappen auf 8.20 x 15-Reifen

Sonstiges: Farbe: “Chatreuse-Gelb“ (Cadillac),

Danksagung an Bruder Thomas, Freund Andreas und Andreas’ Vater

41 Bilder Fotostrecke | Classic Cabriolet: 49er Cadillac 62 Convertible : Restauration vollendet! #01 #02