Ford Edsel: Damals Flop – heute Top?

Urlaubsmitbringsel: 1959er Edsel Ranger

Ford Edsel: Damals Flop – heute Top?: Urlaubsmitbringsel: 1959er Edsel Ranger
Erstellt am 13. Juni 2008

Edsel - schon beim Hören des Namens stehen heute bei vielen Amifahrern die Nackenhaare hoch. Wirklich beliebt war das Fahrzeug aufgrund seines Designs aber schon damals nicht. Der Lückenfüller zwischen Ford und Mercury verkaufte sich aufgrund seines Designs seinerzeit nur mäßig. Aber vielleicht ist es genau das, was heute viele Sammler reizt? Marion Weinberger aus Meerbusch kam zu dem hier gezeigten 59er Edsel Ranger eher durch Zufall…

„Eigentlich waren die großen Amischlitten in der Vergangenheit nicht unser Ding“, erzählt Marion. Damals fuhren sie und ihr Mann Egbert zwar schon Oldtimer - Sportwagen-Klassiker wie Porsche oder Mercedes-Benz SL, aber durch zahlreiche Besuche bei der in Los Angeles, CA (USA) wohnhaften Verwandtschaft wurden die beiden „langsam aber sicher vom Virus der blubbernden V8 Motoren infiziert“.

Seit fast 20 Jahren fahren die Meerbuscher regelmäßig in den Urlaub nach Kalifornien und begannen vor ca. sieben Jahren, sich intensiver mit den chromglänzenden Klassikern aus den 50er und 60er Jahren zu beschäftigen. Schließlich wollten die beiden einen amerikanischen Oldtimer importieren, „das größte Problem war die Entscheidung, welches Modell wir haben wollten“, erinnert sich die Versicherungskauffrau.

Als im Juli 2004 wieder einmal eine Reise über den großen Teich anstand, fragte ein Bekannter, der im Besitz eines 59er Edsel Villager ist, nach Hilfe bei der Teilebeschaffung aus den USA. So kam es, dass die beiden etwas "Edsel-lastig" in den Car Tradern, auf Internetseiten oder in der L.A.-Times nach Ersatzteilen suchten. „Die benötigten Ersatzteile haben wir leider damals nicht bekommen“, erklärt Marion.

Im Collector Car Trader stieß sie aber auf die Verkaufsanzeige mit einem Foto dieses Edsels. „Der augenscheinlich gute Zustand, die schöne Farbkombination und nicht zuletzt der auffällig günstige Preis ließen uns schnell handeln“, erzählt die Meerbuscherin. Nach einem kurzen Telefonat machten sie sich auf den Weg von Redondo Beach nach Placentia, CA (USA). „Unser Erstaunen war groß, als wir den Edsel vor den Toren der bekannten Street- und Hot Rod-Schmiede von Barry White stehen sahen.“

Ein Angestellter der Firma, Christopher Michael Brown, wollte ihn verkaufen. „Nach ausgiebiger Probefahrt und obligatorischer Preisverhandlung mit dem Besitzer konnten wir nach Bezahlung das Auto sofort mitnehmen“. Vorher gab’s aber noch eine kostenlose Firmenbesichtigung, bei der sich herausstellte, dass der Edsel eigentlich total umgebaut werden sollte – mit Top Chop, neuem Motor usw. Da Mr. Brown mit seinem aktuellen Projekt, dem Umbau eines Nash Metropolitan, wegen Kapitalmangels nicht weiter kam, entschloss er sich den Edsel zu verkaufen.

In den nächsten zwei Urlaubswochen kamen nach und nach einige Mängel zum Vorschein, die in der ersten Euphorie übersehen wurden bzw. bei der Probefahrt nicht aufgetreten sind. „Der Motor lief zwar einwandfrei und hatte Dank einer neuen Doppelrohr-Auspuffanlage einen schönen Sound, aber die Uhr lief viel zu schnell, die Kontaktplatte des Blinkhebels unter dem Lenkrad war brüchig und es fehlten ein "D" des Edsel-Schriftzuges und das "Ranger"-Emblem an der rechten Seite.


Neben einem festsitzenden Vakuum-Motor der Scheibenwischer fehlten noch beide äußeren Chromblenden am Dashboard und das Wichtigste – eine funktionierende Tankanzeige! Während der nächsten Touren wurde der Auspuff undicht und der Motor fing an zu Ruckeln - Rost aus dem leerer werdenden Tank fand seinen Weg in den Benzinfilter… - auf einem mehrspurigen Highway kein Vergnügen.

„Den zweiten großen Dämpfer bekamen wir als der Rückwärtsgang streikte“, erzählt Marion. Ihr in den USA lebender Onkel hat zum Glück eine Autowerkstatt und konnte das Getriebe reparieren. Am Ende des Urlaubes brachten die beiden den Edsel dann zum Hafen.

Nach ca. sechs Wochen Wartezeit konnten Marion und Egbert den Edsel in Bremen abholen. Bevor es auf Treffen gehen konnte und für die Erteilung einer TÜV-Plakette mit H-Kennzeichen mussten einige Arbeiten erledigt werden. So wurde der Tank ausgebaut, entrostet und neu versiegelt sowie ein neuer Tankgeber eingebaut. Der Scheibenwischer bekam einen Elektromotor und die Vorderachse neue Gummilager und die Bremsanlage eine komplette Überholung.

Schließlich ersetzen die beiden ein rostangefressenes Blech im Kofferraumboden und besorgten die fehlenden Chromteile übers Internet. Für die deutsche Straßenzulassung wurden noch eine Warnblinkanlage eingebaut und die Hauptscheinwerfer ausgetauscht.

Ansonsten befindet sich der Edsel in einem guten technischen und optischen Zustand, die Innenausstattung ist perfekt erhalten und farblich die gleiche wie die im Edsel Verkaufsprospekt von 1959. „Mittlerweile haben wir auch andere Edel-Besitzer kennen gelernt, die alle ausnahmslos von diesen Fahrzeugen begeistert sind“, erzählt Marion.

Bis zum heutigen Tag hat sich der Edsel als unersetzbares "Familienmitglied" entwickelt: „Wir sind fest entschlossen, diesen seltenen Wagen nicht zu verkaufen, wenn er auch der größte Flop der amerikanischen Automobilgeschichte ist“, erklärt Marion.



Text & Fotos: Thomas Frankenstein

AmeriCar-Facts

1959er Edsel Ranger 2-Door-Hardtop

Antrieb: OHV-V8, 361 ci, 5.915 ccm, 303 PS, Edelbrock-Vergaser, Chrom-Luftfilter; Dreistufen-Automatikgetriebe (Dual Power), Heckantrieb

Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung, Gasdruckdämpfer, Schraubenfedern, Trommelbremsen; hinten Starrachse, Gasdruckdämpfer, Blattfedern, Trommelbremsen

Räder: Stahlfelgen mit Radkappen auf 205/75R14.

Preis (1959): ab 2.690,50 $

Stückzahl: 5.474 (von 44.891 total)

24 Bilder Fotostrecke | Ford Edsel: Damals Flop – heute Top?: Urlaubsmitbringsel: 1959er Edsel Ranger #01 #02

3 Kommentare

  • turbojet71

    Turbojet71

    Schöner Wagen! Auch ich bin dem Edsel seit langem verfallen, habe selbst einen 58er Corsair. Anbei ein Link zu ein paar Bildern: [url=http://picasaweb.google.com/turbojet71/TomSEdselCorsair1958#]Link[/url]
  • Murdock

    Murdock

    Bisher habe die Edsels in den einschlägigen Zeitschriften immer überlesen. Bei dem letzten Autokino Event in Essen hab ich dann das erste mal einen wirklich schicken Edsel aus der Nähe betrachten können und war sehr angetan von der Drucktasten - Schaltung auf der Lenkradmitte und dem "Kompass".mäßigen Tachometer (anderes Baujahr als der hier abgebildete). Das sind wirklich schicke Autos mit vielen schönen Details. Wahrscheinlich war die Welt damals noch nicht bereit für den Edsel ;-).
  • Herb

    Herb

    Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum Edsel damals ein Flopp wurde!

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