Let's Rock'n'Roll! Die Wurlitzer Story

Die Wurlitzer Jukebox ist das Objekt der Begierde für Sammler und Nostalgiker.

Let's Rock'n'Roll! Die Wurlitzer Story: Die Wurlitzer Jukebox ist das Objekt der Begierde für Sammler und Nostalgiker.
Erstellt am 11. Dezember 2008

Wenn der Groschen fällt, beginnt das Wunschkonzert. Musikboxen sind faszinierende Apparate aus leuchtendem Glas, glitzerndem Chrom und fein bearbeitetem Holz. Einige wechseln ihre Farben wie ein Chamäleon oder haben Röhren (so genannte Bubbler), in denen unablässig Blasen aufsteigen. Je nach Gusto kann der Besitzer seine Lieblingshits in beliebiger Reihenfolge abspielen.

The Mighty Wurlitzer

Gegründet wurde die Wurlitzer Company 1856 vom 24jährigen Rudolph Wurlitzer. Drei Jahre zuvor war er aus Sachsen in die USA eingewandert. In Deutschland hatten sich die Wurlitzers als Händler von Musikinstrumenten einen Namen gemacht. Anfangs importierte Rudolph Wurlitzer Instrumente, für die er Verkaufsläden in vielen amerikanischen Städten eröffnete. 1896 brachte er das „Tonophone“, das erste münzbetätigte Klavier, auf den Markt. In der Stummfilmzeit des 20. Jahrhunderts erreichten die Umsätze mit riesigen Kino- und Theaterorgeln, „the mighty Wurlitzer“ genannt, erstaunliche Höhen. Farny Wurlitzer, der jüngste Sohn des Firmengründers, kaufte zu Beginn der 30er Jahre einen patentierten Musikbox-Mechanismus. Ferner engagierte er den genialen Erfinder Homer Capehart und den exzellenten Designer Paul Fuller. Für Wurlitzer begann das „goldene Zeitalter“ mit den ersten Musikautomaten, die knisternde Schellackplatten abspielten. Die Firma eroberte schnell über sechzig Prozent des boomenden Musikboxenmarktes. Nicht umsonst warb sie mit dem Slogan „Music for Millions“, denn lange Zeit verstand man unter Musikautomat Wurlitzer.

Die Wortschöpfung „Jukebox“ fiel ebenfalls in die 30er. Der Begriff entstand im Süden der USA, mit dem Verb „to juke“ meinten die Afro-Amerikaner tanzen. Im Hinblick auf die amerikanische Kultur kann man durchaus von der „Epoche der Musikbox“ sprechen. In jeder Bar, jeder Eisdiele stand eine Jukebox. Das frühe US-Radio war ziemlich elitär und sendete ausschließlich klassische Mainstream-Klänge. Nur im Musikautomaten konnte der Fan Rhythm´n´Blues, Gospel, Hillbilly und Country hören. 1939 spielten geschätzte 225.000 Musikboxen in den USA, die 13 Millionen Platten im Jahr „verschlangen“. Die Musikindustrie boomte bis in die 40er Jahre, der japanische Angriff auf Pearl Harbour beendete diese Hochphase. Am 11. Dezember 1941 wies die amerikanische Regierung die Automatenindustrie an, ihre Produktion auf 25 Prozent zurück zu fahren. Wurlitzer stellte darauf kriegswichtige Geräte wie etwa Radarkomponenten her.

One more Time

Nach dem Krieg landete Wurlitzer einen Riesen-Hit. Das aufgestaute Unterhaltungsbedürfnis der Menschen nach den tristen Weltkriegsjahren sorgte dafür, dass von der „1015“ (One More Time) in den Jahren 1946/47 56.000 Automaten in nur 18 Monaten verkauft wurden. Seit 1986 produziert Wurlitzer die “One More Time”, das Remake der 1015 im alten Design mit moderner Technik. Die „One More Time“ ist inzwischen das meistverkaufte Modell im Heimmarkt. Dazu hatte Paul Fuller noch für einen weiteren Höhepunkt gesorgt: die „Peacock“, deren Front zwei turtelnde Pfauen zeigt. Für viele Kenner ist die opulent ausgestattete „Peacock“ die schönste Jukebox, die je kreiert wurde.

1950 begann das „silberne Zeitalter“ der Musikboxen. Das Design orientierte sich am Stil amerikanischer Autos, es entstanden chromblitzende, magisch leuchtende Automaten. 45er Vinyl-Singles hielten Einzug, hundert Wahlmöglichkeiten waren jetzt Standard. Bis Mitte des letzten Jahrhunderts verkauften sich Musikboxen ausschließlich in Nordamerika. Mit den amerikanischen GIs kamen auch die ersten Wurlitzer nach Europa.

Made in Germany

1960 entschloss sich die Wurlitzer Company, eine Produktion in Europa aufzubauen. Ihre Wahl fiel auf das Örtchen Hüllhorst in Nordrhein-Westfalen, wo als erste die „Lyric“ gebaut wurde. Mit ihren kurzen Maßen passte sie perfekt in kleine Kneipen und italienische Eiscafes. 1974 gab die amerikanische Wurlitzer den Bau von Musikboxen auf, seither werden die Musikautomaten ausschließlich in Hüllhorst gefertigt. Heute werden etliche Modelle im traditionellen Design mit moderner Technik angeboten, dabei reicht die Palette von der “850” aus den Vierzigern über die “One More Time” aus den Fünfzigern bis zur “Classic 2100” aus den Sechzigern.

Von Vinyl zur CD

Inzwischen konzentrieren sich die „Operator“, die Betreiber, von Münzautomaten nahezu ausschließlich auf Glücksspiel, Snacks und Getränke. Heute ist die Wurlitzer Musikbox ein Blickfang für Gäste hipper Hotels, stylischer American Diner und phon-starker Rock-Cafes. Moderne Musikboxen besitzen längst CDs, Fernbedienung und Mikrophon. In Planung ist auch der Anschluss ans Internet. Immer wieder stellte Wurlitzer auch Spezialanfertigungen her. Für Chris Rea baute die Firma einige blaue Automaten, die er 2004 auf seine „Blue Jukebox Tour“ nahm. Natürlich gab es auch eine Box mit dem Konterfei Elvis Presleys, dem King Of Rock´n´Roll und kürzlich wurde eine Serie für das französische Rock-Idol Johnny Hallyday aufgelegt.

Im 21. Jahrhundert hat sich das Bild gewandelt: Sammler, Nostalgiker und Leute mit Sinn für Rock´n´Roll-Lifestyle holen sich per Jukebox ein Stück Musikgeschichte ins Wohnzimmer. Die Wurlitzer erschafft eine einmalige Atmosphäre, sie ist nicht nur eine gute Investition, sondern ein Traum, den man kaufen kann.



Infos: www.deutsche-wurlitzer.de, www.gibson.com

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