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AmeriCar Leser wissen mehr: Welches amerikanische Auto hatte als Erstes einen Airbag?

AmeriCar Wissen to go: AmeriCar Leser wissen mehr: Welches amerikanische Auto hatte als Erstes einen Airbag?
Erstellt am 2. Juli 2021

Viele Menschen glauben, Mercedes-Benz hat den Airbag erfunden und hatte mit der S-Klasse  W126 das erste Serienmodell mit einem Airbag ausgestattet. Mitnichten!

Die Geschichte des Airbags im Auto beginnt tatsächlich erst mit der Patentanmeldung des Münchener Erfinders Walter Linderer am 6. Oktober 1951. Unter der Überschrift „Einrichtung zum Schutze von in Fahrzeugen befindlichen Personen gegen Verletzungen bei Zusammenstößen“ beschrieb der Visionär auf drei Seiten samt schlichter Zeichnung, die einen Mann mit Hut vor einem aufgeblasenen Sack zeigte, seine Idee so: „Gemäß der Erfindung wird vor dem Sitz der zu schützenden Person ein aufblasbarer Behälter in zusammengefaltetem Zustand montiert, der sich im Falle der Gefahr automatisch oder durch willkürliche Auslösung aufbläht, sodass die betreffende Person bei einem Zusammenstoß gegen diesen weichen, elastischen Behälter geschleudert wird, wo sie keine Verletzungen erleidet.“

Zwei Jahre ließ sich das Deutsche Patentamt Zeit, bis es am 12. November 1953 die Patentschrift veröffentlichte, in der es Walter Linderer als den alleinigen Erfinder anerkannte. Etwa zur gleichen Zeit wurde ein ähnliches System von John W. Hendrik in den USA patentiert (US 2 649 311 A).

Leider stellte sich sehr schnell heraus, dass Linderers Geniestreich einen erheblichen Pferdefuß hatte. Zur Druckerzeugung taugte gewöhnliche Pressluft bei den bautechnischen Vorgaben in einem Auto nämlich überhaupt nichts, sie war viel zu langsam. Um die extrem kurzen Zeiten zum Aufblasen des Airbags zu erreichen, mussten pyrotechnische Gasgeneratoren entwickelt werden, die eine Reaktionszeit von rund 30 Millisekunden ermöglichten. Mit den Mitteln der 1950er- und 1960er- Jahre war das nicht möglich. Außerdem gab es für den Sack noch keinen Kunststoff mit ausreichender Reißfestigkeit beim Einsatz.

Das musste 1955 auch der Amerikaner Harry A. Bertrand feststellen, als er 1955 im Auftrag von General Motors eine Airbag-Kombination zum Patent anmeldete, die im Fall des Falles nahezu den gesamten Innenraum des Wagens ausfüllte und den Insassen kaum mehr Luft zum Atmen ließ. Dennoch war sein Vorschlag ein Vorläufer der späteren Kopf-, Fuß- und Seitenairbags.

So verschwand die Idee von der luftgefederten Prallbremse vorerst in der Versenkung. Erst der damalige Präsident der USA, Lyndon B. Johnson, wies aufgrund rapider ansteigender Verkehrsunfälle mit Toten und Schwerverletzten das von ihm ins Leben gerufene Verkehrsministerium an, nur noch sichere Neuwagen zu dulden. Das United States Department of Transportation formulierte daraufhin 1969 ein Gesetz, das automatische Insassenschutzsysteme ab dem 1. Januar 1973 für Neuwagen verbindlich vorschrieb.

Der 1974er Oldsmobile Toronado war das erste Auto mit einem Airbag

Daraufhin experimentierte die Automobilindustrie mit verschiedenen Sicherheitseinrichtungen. 1971 baute die Ford Motor Company eine experimentelle Airbagflotte. General Motors installierte Airbags in einer Flotte von 1973 Chevrolet Impalas - nur für den staatlichen Gebrauch.

Der 1974er Oldsmobile Toronado war das erste Auto mit einem an die Öffentlichkeit verkauften Passagierairbag. General Motors bot später 1975 und 1976 die Option von Fahrerairbags in Oldsmobiles und Buicks. Cadillacs wurden in diesen Jahren auch mit Fahrer- und Beifahrerairbags erhältlich. General Motors, der seine Airbags als "Air Cushion Restraint System" vermarktet hatte, stellte die ACRS-Option für das Modelljahr 1977 unter Berufung auf mangelndes Verbraucherinteresse ein.

Ursprünglich hatte das Unternehmen geplant, jährlich 100 000 Fahrzeuge mit diesem Airbagsystem zu verkaufen, tatsächlich wurde das System während der gesamten Bauzeit weniger als 10 000-mal bestellt. Die Entwicklung eines praxistauglichen Airbag-Systems galt vorerst als unmöglich.

Erstes deutsches Auto mit einem Airbag war 1981 die S-Klasse W126 von Mercedes-Benz

Zu dieser Zeit hatten die Sicherheitsingenieure Helmut Patzelt, Gerhard Schiesterl und Albert Seybold bei der damaligen Daimler-Benz AG in Stuttgart jedoch heimlich, still und leise eine „Aufprallschutzvorrichtung für den Insassen eines Kraftfahrzeuges“ ersonnen, die sie am 23. Oktober 1971 zum Patent anmeldeten. Diese Entwicklung gilt als erster wirklich erfolgreicher Schritt auf dem Weg zu den heute üblichen Airbags. Dafür gab es die Patentschrift DE 21 52 902 C2. Erstes deutsches Auto mit einem Airbag war 1981 die S-Klasse W126 von Mercedes-Benz. Die Kombination aus Fahrer-Airbag und Beifahrer-Gurtstraffer war zunächst ausschließlich gegen Aufpreis in dieser Modellreihe erhältlich. Kurze Zeit später folgte der Einsatz auch in der Baureihe W 123, die der heutigen Mercedes E-Klasse entsprach.

Spätestens nachdem in den USA der Einbau von Front-Airbags für Fahrer und Beifahrer bei Neufahrzeugen 1997 gesetzlich vorgeschrieben wurden, begann das Luftkissensystem sich weltweit durchzusetzen. Schon 1995 hatte Volvo den ersten Seitenairbag eingeführt, ein Jahr später Kia den Knieairbag und wiederum Volvo 1998 die ersten seitlichen Vorhangairbags im Volvo S80.

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